Wahnsinnige Kabinenpartys

Von Pascal Bonnekoh

(05.11.20) Marvin Deckert, seines Zeichens Kapitän und spielender Co-Trainer der Zwoten vom VfL Wolbeck, betont allzu gern die familiären Züge, die sich rund um seine Mannschaft gebildet haben. Kein Wunder, wenn man sieht, dass aus dem rund 25-köpfigen Kader gerade einmal zwei Jungs nicht aus dem Münsteraner Vorort kommen und inzwischen gleich drei Brüderpaare gemeinsam über den Platz fegen.

Neben Lukas und Alexander Große-Wächter, sowie Leonard und Jonas Hessel stieß mit Luis Borchert zu dieser Saison ausgerechnet der kleine Bruder des Co-Trainers zur Mannschaft dazu. Deckert genießt die Situation: "Es ist wie so ein klassischer Dorfverein. Trotz unterschiedlichem Alters kennen sich dann doch irgendwie alle. Wenn es eine Mannschaftsfeier gibt, sind die immer sehr ausgefallen. Geburtstage muss man immer auf einen Freitag legen, weil sonst am Sonntag die Hälfte der Truppe angeschlagen ist. Es gibt keine Zickereien und alles ist ganz entspannt, weil sich alle seit Jahren kennen."

Feiern im Zweiwochentakt

Deckert muss dann aber doch zugeben, dass diese Saison die perfekte Gemütslage noch ein wenig auf sich warten lässt. Neben der allgemein herrschenden Situation ist dafür auch der bisher eher nicht so optimal laufende Saisonverlauf verantwortlich. Aus sieben Partien nahmen die Wolbecker magere sechs Punkte mit. Mit elf Toren lief es offensiv zwar ganz gut, aber die 23 Gegentore waren dann doch etwas viel. "Es fehlen am Wochenende häufig viele Spieler. Der Spaß steht aber auch an erster Stelle. Das ist so ausgeschrieben. Wenn jemand Freitag sagt, dass er Sonntag nicht da ist, dann ist das so. Keiner ist verpflichtet zu spielen. Auf Grund der vielen Verletzungen hatten wir zuletzt aber häufig sehr wenige Spieler zur Verfügung. Die Stimmung ist insgesamt nicht so ausgelassen, wie im Aufstiegsjahr, wo jede zweite Woche eine Feier war. Da musste man am Wochenende eher zehn Leuten absagen."

Insbesondere das Abhängen mit dem Mitspielern nach dem Training oder dem Spiel fehlt dem Kapitän. Vor allem da sowas auch immer sehr hilfreich ist, wenn man neue Spieler, wie die beiden A-Jugendlichen Borchert und Jonas Lehmköster, ins Mannschaftsgefüge einbauen möchte. "Die sind beide super integriert. Aber leider sind sie noch nicht in den Geschmack von den wahnsinnigen Kabinenpartys gekommen", so Deckert. Nichtsdestotrotz machen sich die beiden Jungspunde laut dem Wolbecker hervorragend: "Die haben beide letztes Jahr schon diverse Male bei der Ersten mit trainiert, können vor den Ball treten und sind gute Jungs. Dazu ist es ganz witzig mit meinem kleinen Bruder zusammen zu spielen." 

Die Schwierigkeiten einer Kaderplanung

Der Co-Trainer hat bereits das wohl größte Problem der Zweitvertretung in dieser Saison angesprochen. Trotz eines üppig besetzten Kaders hatte Jörg Eichholt zuletzt mit vielen Absagen zu kämpfen. Insbesondere gegen die SG Selm und den SV Rinkerode sah es düster aus. Mit lediglich 13 Mann reiste die Bande damals zu den beiden Auswärtsspielen an. In Selm gingen sie mit 0:6 unter, während es in Rinkerode drei Geschenke zum mitnehmen gab. "Vor der Saison hätte ich gesagt, dass mit dem Kader alles wunderbar ist, aber dann sind zwei Jungs von uns, die beide bei der Polizei arbeiten, versetzt worden. Unter anderem hat sich Kim Terhaar dann auch noch langfristig verletzt. Eigentlich war geplant, dass zwei, drei Spieler aus der Ersten fest zu uns runter kommen, aber die hatten ähnliches Verletzungspech, wie wir", berichtet Eichholt.

Hätte der Übungsleiter diese Verletztenmisere vorhergesehen, wäre er im vergangenen Sommer wohl vorgegangen: "Ich bin einer, der nicht jede Saison auf der Suche nach neuen Spielern ist. Die ganze Truppe besteht eigentlich hauptsächlich aus Wolbeckern. Das macht es bei uns auch aus. Diese Saison hätte ich das vielleicht aber anders machen sollen. Wenn alle da sind, reicht es von der Qualität. Aber eben nur, wenn alle da sind." Daher freut er sich umso mehr über die Neuankömmlinge. Denn neben den beiden A-Jugendlichen, denen er ein positives Zwischenzeugnis ausstellt, hat Ben Schragen den Weg von der ersten in die zweite Mannschaft gewählt. "Er ist eigentlich mehr ein Außenspieler. In den letzten beiden Spielen hat er aber hinten den Spitzen gespielt. Das liegt ihm besser. Da muss er nicht ganz so viel laufen. Er hat seinen sehr guten linken Fuß und ist sehr Ballsicher. Durch seine zwei Treffer hat er dann auch ein bisschen mehr Blut geleckt. Wenn man Tore schießt und für den Erfolg der Mannschaft verantwortlich ist, gibt´s nochmal ein paar Extraprozente oben drauf. Er war gerade auf einem guten Weg", findet Eichholt viele positive und ein paar neckische Worte.