Ehrensberger packt seine Koffer

von Luca Adolph

(18.02.21) Vor einigen Wochen hat Thorsten Ehrensberger schon leise anklingen lassen, dass er nach dieser Saison wohl mal wieder an sich denken möchte. Nun kehrt im Falle des Coaches von Fortuna Schapdetten Gewissheit ein. Der sportlichen Leitung um Michael Hünteler zufolge sei Ehrensbergers zweite zugleich seine vorerst letzte Saison. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger laufe bereits auf Hochtouren. "Schapdetten ist nur ein kleines Dorf, aber alle leben hier für den Verein. Es ist Wahnsinn, was viele Ehrenamtliche hier bewegen. Es war eine schöne Zeit, doch ich habe jetzt einfach mal auf meinen Verstand gehört", verkündet der Übungsleiter schweren Herzens.

Zu seiner Entscheidung hätten vermehrt berufliche Faktoren geführt. Der Versuch seines Trainerkollegen Clive Lambert, ihn noch einmal für ein Jahr zu überreden, sei dabei gescheitert. Dafür möchte er aber in der noch laufenden Saison Vollgas geben. Immerhin sei er kein Mann für halbe Sachen. "Ich höre auf und habe mir wirklich ewig Gedanken dazu gemacht. Nach sieben intensiven Jahren brauche ich einfach mal 'ne Pause", verrät der Wohnungsunternehmer und erklärt weiter: "Es wäre extrem schön, zumindest die Hinrunde noch zu beenden. Fünf Spiele sind hier noch für uns zu gehen, davon möchte ich wenigstens drei gewinnen."

Fixe Beförderung

Das befreundete Gespann, bestehend aus Ehrensberger, Lambert und Marco Müller, hatte sich bereits in Amelsbürener Zeiten bei den Grün-Weißen zusammengetan und von den Kleinsten bis zur ersten Garde fast alle einmal unter seine Fittiche genommen. Zu "Schappi" zog es A-Lizenz-Inhaber Müller sowie seine beiden Co-Trainer dann im Sommer 2019. Doch als er den neuen Verein nach nur einem halbjährigen Intermezzo dann verließ, reiften Ehrensberger und Lambert zu den Hauptverantwortlichen der Fortuna heran. "Ohne Thorsten hätte ich den Schritt damals wohl nicht gemacht. Wir sind in Amelsbüren zu Partnern geworden und haben alles zusammen gemeistert. Sollte irgendeiner von uns mal vor einer neuen Aufgabe stehen, können wir uns immer ansprechen", sagt Lambert, dessen Schapdettener Zukunft bald thematisiert werden soll.

Den Einstieg ins Geschäft wagte Ehrensberger einst bei seinem Heimatverein Borussia Münster. Hier schliff er zunächst die Junioren, bis der heute 48-Jährige das Steuerrad der Zweiten übernahm. Dabei war seine Messe bei Borussia eigentlich längst gelesen. Nachdem der Verein ihn als A-Jugendlichen mit einer Ablösesumme versehen hatte, um ihn an einem Wechsel zu Wacker Mecklenbeck zu hindern, provozierte er bei der Reserve mit einem angeschickerten Auftritt und machte wenig später die Biege. Schlanke drei Monate hielt er es ohne die Murmel aus und stellte sich fortan wieder voll und ganz in die Dienste des Vereins. Erst den Rufen vom SV Bösensell und SW Münster II sollte er später erliegen. Über die damaligen Ereignisse könne er mittlerweile aber schmunzeln.

Gnabry sticht viermal ins Herz der Spurs

Ebenso ein Lächeln zauberte ihm sein Kumpel Marco Müller mit einem lang ersehnten Ausflug an die New White Hart Lane auf die Lippen. Der argentinische Feldspieler und Tottenham-Spieler Osvaldo Adriles war bei der WM '82 mit der Nummer Eins aufgelaufen. Ab da war es um Ehrensberger geschehen und in ihm sein größter Wunsch, den Spurs beim Kicken zuzusehen, geweckt. Auch wenn das Ergebnis mit 2:7 an die Münchener Bayern ging, habe sich der Trip mehr als gelohnt, wie ebenso Müller verrät: "In 40 Jahren, die ich in Münster verbringe, habe ich noch nie so einen zuverlässigen Menschen wie Thorsten kennengelernt. Als reisender Bayern-Fan habe ich ihn dann mal überrascht und nach London eingeladen. In den ersten 30 Minuten war aber nicht damit zu rechnen, dass das Spiel in diese Richtung geht."

Auf diese Momente fiebere Ehrensberger derweil hin. Sobald es wieder möglich sein sollte, möchte er sein Patenkind einpacken und erneut seine Spurs besuchen. Ebenso gilt es, mit Müller eine ausgefallene Reise nach New York nachzuholen. Seinem Fernweh darf der Coach hoffentlich bald schon wieder nachgeben. Dafür packt er jedenfalls schon jetzt seine Koffer. "Gerade Amerika ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Durch Corona konnte man zuletzt leider nicht mehr weg und mir ist dadurch schwergefallen, so richtig abzuschalten. Auf zwei Wochen, in denen man wieder runterkommt, freue ich mich jetzt schon", sagt er.