Kinderhaus reguliert den Hype

von Luca Adolph

(10.11.20) Zu sehr gehypt habe sich Westfalia Kinderhaus II in der Vorsaison, verriet Trainer Stefan Kloer einst in unserem Teamcheck. Durch den eigens kreierten Druck hatte sich der A-Ligist in der Spielzeit 19/20 selber ausgebremst. Stillschweigend trat der Sportclub daher in die neu geschaffene A3. Die Westfalia wollte Taten statt Worte für sich sprechen lassen, was ihr im Nachgang auch eindrucksvoll gelungen ist. Als Ligazweiter fehlt Kinderhaus aktuell bloß ein mickriges Törchen auf den an der Spitze thronenden FC Münster 05.

Ausgereizt hatten die Mannen von Kloer und Co Lino Deitmer ihr Potential in der Vorbereitung noch nicht. Eine Annäherung daran hoben sie sich nämlich für den Auftakt auf. Beim 4:1 über Saxonia Münster schmierte der SC-Motor schon gehörig. Einzig vor der Hütte hätte Kinderhaus noch abgezockter agieren dürfen. "Letztes Jahr war unser Kader noch größer und ich glaube, jeder hat diese Größe genutzt, um sich seine Freiheiten zu schaffen. Vielleicht war unser Kader im vergangenen Jahr etwas stärker, dafür sind wir in dieser Saison näher zusammengerückt", offenbart Kloer.

Stimmungsbarometer schlägt aus

Wie auch in den vergangenen Jahren fährt die Kinderhaus-Reserve mit einer gesunden Mischung. In das Trikot der Ersten hatten sich u. a. schon Patrick Beyer, Stefan Schwinn, Sebastian Weitz, Philipp Hollenhorst, Julian Klapdor, Jan Knemeyer sowie Christoph Göbel gepresst. Aufgemischt wird der Laden derweil von den galligen Frischlingen um Paul Klee, Samuel Kusi und Co. Der 27 Mann starke Kader besticht eben durch seine Vielfalt. Hinzu gesellen sich obendrein nette Helferlein aus der Westfalenliga. Das Schiff will erstmal gesteuert werden. "Welche von da oben zu kriegen, ist mit einem großen Kader auch manchmal schwierig. Doch es ist wichtig und für den Verein auch von Bedeutung, die Leute auch später zu halten", verrät der erfahrene Steuermann, der den Kahn seit fünf Saisons lenkt.

Die erfolgreiche Eingliederung in die Zweite verkörpert aktuell niemand so gut wie ein Christoph Göbel. Eigentlich war er als Kicker vor der Kette eingeplant, fand dann aber weiter vorne seine eigentliche Bestimmung: "Weil wir in der Zentrale gut besetzt sind, spielte er zuletzt auf der Zehn. Göbel und auch Niels Lautenbach würde ich bei uns als die absoluten Unterschiedspieler betiteln." Gemeinsam mit Keeper Beyer avancierten beide zu den Dauerbrennern und gingen über sämtliche sieben Partien. Am siegreichen Lauf von fünf gewonnenen Spielen in Serie hatten sie maßgeblichen Anteil.

Wellenartige 90 Minuten

In Roxel hielt Schnapper Beyer beim 2:1-Erfolg den Dreier fest. Zuvor hatte Kinderhaus schon die beiden Zweitvertretungen aus Altenberge und Gievenbeck bezwungen. Zudem schlug sie bei ihrem Lauf den SV Mauritz und GS Hohenholte. Schwankend zeigte sich das Schiff lediglich, wenn es um die Konstanz über die volle Strecke ging. "Das Hohenholte-Spiel ist dafür bezeichnend. Die ersten 45 Minuten waren da unsere bisher besten. Bloß das 1:0-Ergebnis zur Pause stimmte da nicht. Danach haben wir es schleifen lassen. Über 90 Minuten waren wir nur in wenigen Spielen richtig gut. Das hat aber auch was mit der Fluktuation zu tun", sagt Kloer.

Rotiert hat die Westfalia also in nahezu jeder Partie. Trotzdem gelang es ihr, bisher stets Zähler zu entführen. Etwas liegen ließen die Kinderhauser bloß beim Ligaprimus. Roland Böckmanns 05ern luchsten sie nach einem 0:2-Rückstand noch einen Zähler ab. Für ihn sei die Kloer-Elf nach wie vor der absolute Favorit. Mit seinen sechs Siegen und derweil mächtig Spaß in den Backen wird sich der 05-Verfolger aber selbst nach der Zwangspause still und leise auf die Pirsch wagen. Immerhin tat Kinderhaus zuletzt gut daran, nicht aus eigenem Antrieb in besagte Rolle zu schlüpfen.