Kreisliga A3
Töller hat die Ruhe weg
von Luca Adolph
(21.01.21) Altenberges Reserve-Dirigent lockt so schnell nichts aus seiner Deckung. Denn Marco Töller ist ein Übungsleiter, der eben seiner Mentalität wegen über die Gelassenheit kommt. Demnach halte der Fuchs selbst dann an seiner Taktik fest, wenn der Spielstand andere Trainer längst nervös werden lassen würde. Einen wesentlich höheren Stellenwert nehme bei ihm dafür die Halbzeitansprache ein. Hier erinnert er seine Mannschaft gern an das vorhandene Handwerkszeug, das sie benötigt, um da draußen als Team zu bestehen.
"Außen bin ich ruhig, da ich den Spielern mit lautem Gecoache oft die Entscheidung abnehmen würde. Dafür reflektieren wir sehr genau in der Halbzeit. Die Mannschaft selbst soll der Hebel sein und nicht ich als Trainer", versteht sich Töller als Krümel des ganzen Kuchens. Die Art und Weise seines fokussierten Vorgehens kommt dabei nicht von ungefähr. Der interkulturelle Austausch, den er bei seinen Aufenthalten in China und Brasilien erfuhr, prägte sein Wesen als Coach sowie als Mensch. "Vor allem China ist ein großer Laden, da musste ich erstmal hinter das System blicken. Von Kindergartenkindern bis zu Studenten versammelt sich da alles auf einem Campus", gewährt er einen Einblick.
Eine Scheibe davon abgeschnitten
Besonders beeindruckt zeigte sich der Trainer der Schalker Knappenfußballschule von der Ordnung, die er bei seinen jeweils zweimonatigen Aufenthalten in Ningbo und Kunshan vorgefunden hatte. So fand er die Fußballschuhe und selbst die Trinkflaschen seiner Zöglinge vor den Einheiten fein sortiert in Reih und Glied wieder. "Diese Professionalität werde ich immer in bester Erinnerung behalten. Was Du hier bei uns mühselig einführen möchtest, ist da schon gegeben. Die Leistungsorientierung war viel ausgeprägter, weil der Sport an erster Stelle stand. So war es möglich, mit feier Hand fokussiert als Trainer zu arbeiten", verrät der 28-Jährige, der während seines dualen Studiums über den Kreissportbund Steinfurt an die China-Chance kam.
Von seinen Bildungswegen aus China und dem brasilianischen Campinese zurückgekehrt versuchte der Nachfolger von Klas Tranow aufgesogene Elemente beim TuS zu etablieren. Seine Jungs nahm er beispielsweise mit, indem er Verantwortung an sie abgab. So leiten die Kicker in Altenberge das Athletik- und Aufwärmprogramm gerne mal selbst. Auch bei der Taktik hole er sie häufig ins Boot, wie sein Spieler und Bruder Mario nun verrät: "In Sachen Taktik kann er schon auf vieles zurückgreifen und versucht, uns dabei mitzunehmen. Er ist keiner, der auf dem Platz schreit. Marco notiert sich eher die Dinge, die er sieht und geht dann mit uns intensiv in der Pause oder beim nächsten Training darauf ein."
Voll bei der Sache
Die Sorge, dass ihr Weltenbummler, sie bald verlässt, verringerte sich bei den Altenberger Akteuren zuletzt ungemein. Immerhin hatte sich der Student des Sportmanagements wegen eines Praktikums vorbehalten, den Verein im Falle einer Zusage vorzeitig zu verlassen. "Wenn überhaupt ist das die einzig positive Kehrseite, die Corona für mich hat. Ich hatte nun Zeit, mich voll auf mein Praktikum im Bereich der Unternehmungsberatung zu kümmern und zwar ohne, dass es sich mit der Saison überschnitten hat", sagt Töller. Nun bleibt jedoch abzuwarten, wohin es ihn nach seinem Studium an der Hochschule Koblenz verschlägt.
Die Zwote, mit der er als Stürmer und Rechtsaußen von der B- in die A-Klasse aufstiegen war, betreute Töller bereits als Co unter Serdar Hizlitürk. Bevor er auf Tuchfühlung mit der Trainertätigkeit im Seniorenbereich ging, hatte er beim TuS schon erste Schritte als Übungsleiter der D- und A-Jugend gemacht. Grün hinter den Ohren ist der ehemalige U19-Spieler des 1. FC Gievenbeck damit längst nicht mehr. Zuweilen kommt es jedoch vor, dass er seine Coachingzone noch mal verlässt. "Mit der Zeit habe ich schon ein Trainerorgan entwickelt und möchte immer in der Lage sein, ein Team zu verbessern. Als Spielertrainer halte ich das für schwierig, auch wenn's mich manchmal juckt. Ganz selten wechsle ich mich mal für eine Halbzeit ein", sagt Töller, der zweimal als Torschütze erfolgreich war.
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