Kreisliga A3
Eine positiv verrückte Lösung
von Fabian Renger
(26.06.21) Wie viel Fußballverrücktheit darf es sein? Denn das grenzt schon an Wahnsinn. Und irgendwie ist es hochspannend. Bei der Zweiten des TuS Altenberge ist jedenfalls nun alles geritzt. Entgegen der ursprünglichen Planungen heißen die beiden neuen Trainer der Truppe künftig Frederik ten Voorde und Dominik Adler, unterstützt werden sie von den spielenden Co-Trainern Max Jürgens und Julius Höltje. Was daran so wahnsinnig ist? Adler ist erst 25 Jahre jung, ten Voorde ist gar erst 21. Okay, das ist euch noch nicht bekloppt genug? Dann haben wir noch was. Adler und ten Voorde haben damit zwei Trainerjobs auf einmal zu managen.
Nö, ihr habt keinen Sprung in der Schüssel. Adler ist Trainer der C-Jugend des SC Greven 09 in der Landesliga. Sein Trainerkompagnon wird in der neuen Saison die U15 des SC Preußen Münster in der Regionalliga als Co-Trainer/Teammanager begleiten. Samstags geht's für ten Voorde dann ab nach Köln, sonntags nach Hohenholte. Beide haben zudem noch einen ganz normalen 40-Stunden-Job. Wahnsinn, sagen wir ja. Aber: Sie machen das gerne.
"Es ging ja fast nicht anders"
"Die Truppe ist saugeil", findet ten Voorde. Früh verschrieb er sich dem Trainerjob, mit 14 Jahren nahm er die erste Trainerstelle an. Trainierte seither so gut wie jeden Jahrgang. Seine eigene Laufbahn als Aktiver endete früh - beim TuS in der Zwoten unterm damaligen Coach Klas Tranow. Er ist Altenberger. Genauso wie Adler. Auch der spielte einst in der Zwoten. Beiden grübelten trotzdem lange, als die Trainer-Idee aufflammte. Auch ihr Tag hat schließlich nur 24 Stunden. Deswegen sollte zunächst ein externer Übungsleiter für die erste Reihe her. Der ließ sich nicht auftreiben. Also sprang das B-Lizenz-Inhaber-Duo nun doch für die Hauptverantwortung ein. "Es ging ja fast nicht anders", ist es für ten Voorde beinahe so etwas wie eine Frage der Ehre.
4-3-3 wird bevorzugt
Falls es zeitlich doch mal eng wird, sind Jürgens und Höltje ja noch da. "Hallo erstmal" muss das Gespann ja eh nicht sagen. Adler hat beispielsweise noch immer einige gute Kumpels in der Mannschaft. Das birgt natürlich auch Gefahren. Nach den ersten Einheiten scheint es aber gut zu laufen. "Die Jungs haben signalisiert, dass sie es mittragen", bemerkt er. "Irgendwie kriegen wir das wohl zu viert hin." Ten Voorde und er haben sich übrigens keinerlei Aufgaben geteilt. "Wir machen das zusammen", erklärt der Jüngere der beiden. Adler ergänzt: "Wir wollen auch nicht den einen Cheftrainer definieren."
Das Duo kennt sich eh bestens. Vor zwei Jahren coachte es zusammen in Altenberge die U17. "Wir wollen viel Fußball spielen, wir sind beide ein Fan vom 4-3-3. Wir stehen auf ein gutes Ballbesitzspiel und schnelles Gegenpressing", erklärt ten Voorde. "Das ist mit der Truppe auch machbar." Er betont allerdings: Im Zweifelsfall ginge der Job bei den Preußen vor. Dort hatte er früher zugesagt.
"Charmante Lösung"
Wie kommt die Idee im Club an? Abteilungsleiter Dietrich Schulze-Marmeling sagt: "Ich finde die Lösung sehr charmant. Wir kennen die Jungs, man weiß, wo man dran ist." Auch Höltje bestätigt, dass die Mannschaft happy sei:"Tatsächlich hat sich keine optimale Lösung finden lassen, sodass die beste Lösung war, Freddy und Domme trotz ihrer anderen Traineraufgaben und beschränkter Verfügbarkeit als unsere neuen ersten Trainer einzusetzen." Nicht zuletzt dankt er aber auch den Preußen und den Grevenern, dass dem neuen Trainergespann keine Steine in den Weg gelegt wurden.
Eines ist jedenfalls Fakt. Ten Voorde dürfte der wohl jüngste Kreisliga-Trainer Deutschlands sein. Mutmaßlicher Rekordhalter war bislang David Wendel von Davaria Davensberg - mit erst 23.