Der Pass in die Spitze fehlt

von Alexander Eckrodt

(29.12.20) Wirklich viel passte für den SC Müssingen in der aktuellen Spielzeit noch nicht zusammen. Nach den ersten acht Spieltagen gab es noch keinen einzigen Sieg für den Aufsteiger aus der C-Liga. In sieben dieser Spielen blieb die Truppe dabei komplett punktlos. Einmal gab es immerhin ein torloses Unentschieden. In der Tabelle bedeutet das den vorletzten Tabellenplatz. Trainer Arndt Rausch kennt aber auch einen Grund für die geringe Punktausbeute: "Die bisherige Saison war unbeständig. Ich hatte nur sehr selten zweimal den gleichen Kader und wir hatten sehr viele Ausfälle." 

Nach der Begegnung gegen die Zweite von BW Beelen kam Rausch auf acht Ausfälle in seinem 20-Mann-Kader. Darunter waren auch wichtige Leistungsträger wie Sechser Tobias Lienkamp und Zehner Christoph Reckermann, die auch noch länger ausfallen.  "Mit den beiden hat die Mannschaft ein ganz anderes Gesicht", erklärt Rausch. Den anderen verletzten Spielern kommt die Pause natürlich aktuell sehr entgegen. Hannes Meier, Manuel Blömker, Berthold Derking und Jendrik Terharen waren allesamt zuletzt verletzt, kamen aber teilweise dennoch für einige Minuten in der Schlussphase in die Partie. Zusätzlich schmerzten die regelmäßigen beruflich bedingten Ausfälle von Pascal Franke und Thomas Lill. 

Pass in Spitze kommt zu selten

Doch nicht nur die Verletztenmisere ist ein Grund für aktuell schlechte Lage des SC Müssingen. Auch spielerisch ist noch eindeutig Luft nach oben. "Meistens lag es auch am Spiel in die Spitze", erklärt der Coach und ergänzt: "Hinten rum machen wir das ganz ok, aber mit den Pässen in die Spitze bin ich sehr unzufrieden. Sie kommen zu selten und kommen dann auch noch zu selten an." Keine gute Kombination. Die Folge daraus ist, dass die Mannschaft mit gerade einmal drei erzielten Toren die schwächste Offensive der Liga stellt. "Aber nach vorne sind wir eigentlich gut besetzt. Wenn wir den Ball nach vorne kriegen würden, würde es auch öfter rappeln", sagt Rausch. Sowohl Franke, als auch Lille seien immer für ein Tor gut, wenn sie dabei sind. 

Ein weiteres Problem sei, dass ein wenig die Qualität fehle. "Wir sind halt aufgestiegen", erklärt er. Außerdem verließen mit Tobias Lemmer und Burhan Hasimi noch zwei Leistungsträger die Truppe. Hasimi netzte in der Aufstiegssaison satte 18-mal, hörte aber aufgrund von Unstimmigkeiten nach einem Testspiel auf. Der aktuelle Top-Torjäger der Mannschaft ist mit Raphael Wörmann ein Mittelfeldspieler. "Er ist ein sehr guter Spieler. Er ist sehr laufstark und zweikampfstark - ein echter Kämpfer", so Rausch. 

Gute Leistung nicht belohnt

Den spielerischen Schwächen wirkt die Mannschaft meistens mit Teamgeist entgegen, weshalb die Leistung in vielen Spielen dennoch gestimmt habe. Denn nicht nur Wörmann schmeißt sich in jeden Zweikampf, die gesamt Truppe steckte auch nach den hohen Niederlagen nie auf. "Es ist eine ungewöhnlich gute Stimmung. Die, die gesund sind, kommen immer zum Training und es macht schon noch Spaß", sagt der Übungsleiter und fügt hinzu: "Die Mannschaft zerreißt sich auch nicht auf dem Feld." So fügen sich auch die beiden Neuzugänge beim SC Müssingen ein. Mohammad Barkar und Fabio Scholz kommen beide schon zu einigen Einsatzminuten. Scholz stand sogar in allen acht Saisonspielen bisher auf dem Platz. "Sie sind beide sehr engagiert. Fabio kommt ja gerade erst aus der Jugend und wird von uns aufgebaut. Ich bin froh, dass ich sie habe", sagt der Trainer. 

Auch wenn die Ergebnisse bisher noch nicht stimmen, findet Rausch, dass seine Mannschaft nicht wie ein Absteiger spiele: "Da waren auch viele unglückliche Sachen dabei." Motivieren müsse er das Team nicht. In einigen Spielen hielt die Mannschaft lange mit, verlor dann erst am Ende deutlicher. So zum Beispiel im Duell gegen Teutonia Coerde (1:4). Coerdes Trainer Burak Erkaslan sagte damals auch: "Müssingen hat ein gutes Spiel gemacht. Für mich ist das auch kein Team, dass lange unten drin stehen wird." Auch gegen den aktuellen Tabellenführer Wacker Mecklenbeck III zeigte die Rausch-Truppe eine ansprechende Leistung und belohnte sich am Ende mit dem bisher einzigen Zähler (0:0). "Da hatten wir einen vernünftigen Kader zusammen und haben alles reingehauen. Das hätten wir auch gewinnen können", erklärt Rausch. In der Schlussphase der Partie hatte damals Lill noch eine große Chance vergeben. Die guten Leistungen machen aber Hoffnung auf den Klassenerhalt. "Ich glaube an die Mannschaft, aber einfach wird das nicht werden", sagt Rausch. Der Abstand auf den TSV Handorf II auf Platz 13 beträgt fünf Punkte.