Sahin übernimmt den loyalen SV Südkirchen
Von Fabian Renger
(28.12.21) Irgendetwas scheint es beim SV Südkirchen zu geben. Vielleicht ist die Luft gut. Oder das Bier so lecker. Vielleicht sind die Bälle so toll. Oder es gibt immer besonders leckere Mantaplatten. Es will nämlich niemand weg vom SVS. "Wir haben in den letzten drei Jahren keinen Spieler verloren", berichtet Franz-Josef Dornhege, Fußball-Abteilungsvorsitzender des Clubs. Ein einziger Kicker hätte sich zu den Altherren verabschiedet, das wäre es an Abschieden in dem Zeitraum. Aus der Fremde reist allerdings auch niemand gerne nach Südkirchen. 22 (!) seiner 23 Punkte holte der SV in der bisherigen Spielzeit daheim. Eine recht abenteuerliche Diskrepanz.
Nun: Warum erzählen wir euch das alles? Ja, weil es dann doch jemanden gibt, der den Verein verlässt - und irgendwie dann doch nicht. Passt also. Denn Michael Luppus gibt im kommenden Sommer sein Traineramt auf. Nach dann zwei Jahren wird es nur noch den einfachen Michael Luppus geben. Er behält nämlich seinen Posten als stellvertretender Abteilungsleiter. Den des Coaches gibt er auf. Sein Nachfolger am Seitenrand: Deniz Sahin, der bis zum September 2020 noch die SG Selm trainiert hatte. Ein Co-Trainer für Sahin soll zeitig präsentiert werden.
"Es ist ihm zu viel geworden"
Doch zuerst kümmern wir uns mal kurz um den Sportskameraden Luppus. "Wir hätten gerne mit Michael verlängert. Aber ihm ist das einfach zu viel geworden mit den beiden Posten und er hat gesagt: Wenn wir einen guten Trainer finden, dann höre ich auf", erklärt Dornhege. "Bei Deniz hat er gesagt: Da müssen wir zuschlagen. Wenn nicht, wann denn sonst?!"
Mit Sahin wird der Prototyp eines Wunschkandidaten Coach des derzeitigen Tabellenachten. Man habe Sahin in der jüngeren Vergangenheit stets im Auge gehabt, berichtet Dornhege. "Ich kenne Deniz persönlich, er ist ein feiner Mensch. In Selm hat er es bewiesen, dass er es als Trainer drauf hat und dass er mit jungen Leuten umgehen kann", so Dornhege lobend.
Vorteilhaft: Sahin wohnt in Nordkirchen. Zudem bringt der 44-jährige Neu-Coach einen großen Erfahrungsschatz mit. Beispielsweise kickt er derzeit noch in der Traditionself des BVB, spielte dort etliche Jahre in der Jugend und Reserve. Auch die Trikots von RW Ahlen, Roland Beckum und vom FC Gütersloh zog er sich bereits über. Insgesamt sind fast 200 Regionalliga-Spiele, 79 Oberliga-Spiele, ein DFB-Pokal-Einsatz sowie zwei Partien für deutsche U21-Elf verzeichnet.
"Eine gute Basis"
Klar ist es also, dass Sahin - als Spieler war er Innenverteidiger - durchaus umworben war. Er habe im Sommer Anfragen gehabt, die er aber abgeblockt hätte, sagt der Coach. Jetzt könne er sich aber vorstellen, wieder was zu machen. "Das passt halt beim SV Südkirchen", sagt Sahin. "Es ist ein kleiner Verein, der familiär geführt ist. Die Gespräche waren gut. Ich freue mich, wieder eine Mannschaft zu übernehmen. Das Schöne ist, dass man ja wirklich ein halbes Jahr Zeit hat, die Mannschaft kennenzulernen." Ein paar Kicker sind ihm aus direkten Duellen auf früheren Stationen bereits vertraut, Südkirchens Innenverteidiger und Führungskraft Moritz Schulte ist ihm beispielsweise schon in gemeinsamen Nordkirchener Zeiten über den Weg gelaufen.
"Die Mannschaft ist sehr loyal, das war natürlich mit ein Grund, dass man eine gute Basis hat", weiß Sahin um die Südkirchener Vorzüge. Die Kadergespräche gehen im Januar über die Bühne. Große Veränderungen wird es natürlich wohl wieder nicht geben. Aus der A-Jugend sind wohl drei Kicker für die Erste eingeplant, ansonsten gebe es vielleicht zwei bis drei Abgänge an die Altherren. "Natürlich ist es unser Ziel, irgendwann aufzusteigen -aber es gibt keinen Druck", so Dornhege über künftige Ziele. "Potenzial haben wir genug." Sahin geht da mit und peilt die Top five an. Alles andere müsse man sehen. Und wer weiß - vielleicht gewinnt er ja in 2022/23 dann auch auswärts ein paar Spiele. Das wäre wenigstens ein Anfang...