Ein Fall für das Regelbuch

Von Christian Lehmann

(08.03.22) Mecklenbecker Derbys liefern ja ohnehin meist reichlich Gesprächsstoff. In der Hitze des Schlagers zwischen Wacker Mecklenbecks Reserve und dem FC Mecklenbeck wurde aber vor allem eine Szene kurz nach der Pause intensiv diskutiert. Die entscheidende Frage: Wer war der Täter, wer das Opfer?

Es lief die 48. Minute an der Egelshove: Nach einem Foulspiel wurde den "Gästen" vom FCM ein Freistoß zugesprochen. Jens Ueberbach hatte es nicht eilig, sich vom "Tatort" zu entfernen, er diskutierte noch mit Schiedsrichter Moritz Chakraborty. FCM-Kapitän Max Giebken schoss den Wackeraner an - womöglich beim Versuch, einen schnellen Angriff einzuleiten, vermutlich aber eher mit Absicht, eine Gelbe Karte für den Gegenüber zu provozieren. Der Unparteiische jedenfalls zückte die Gelb-Rote Karte gegen den bereits verwarnten Giebken. 

"Ich muss den Schiri loben, er hat eine sehr gute Leistung gezeigt", betonte Wackers Alex Hülsmann. "Über diese Situation kann man allerdings streiten." Das sah auch FCM-Akteur Maxim Greb so: "Das war aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung. Wir wollten das Spiel schnell machen. Da hätte man die Karte auch weglassen können. Da hat mir ein bisschen das Fingerspitzengefühl gefehlt." Den Derby-Ausgang beeinflusste die Szene zumindest vom Endergebnis her nicht, beide Teams erzielten in der Folge noch jeweils einen Treffer. Die Frage, wer bei derartigen Szenen wann wie zu bestrafen ist, ist aber spannend.  

Wir haben bei Thorsten Kaatz nachgefragt. Für den Schiedsrichter-Lehrwart des Fußballkreises Münster ist die Absicht des Freistoß-Ausführenden entscheidend: "Wenn ich bewusst versuche, den Gegenspieler abzuschießen, liegt ein Vergehen vor, das durchaus sogar mit der Roten Karte geahndet werden kann", erläutert er. Dabei sei es egal, ob das Abschießen aus der Verärgerung heraus erfolgt oder mit der Intention, eine Gelbe Karte für den Gegner zu provozieren. Je nach Intensität, wenn also etwa der Ball nur locker in die Richtung des Gegenspielers gekickt würde - könne man es auch bei einer Gelben Karte belassen. "Übrigens", ergänzt Kaatz, "muss das Spiel in einem solchen Fall mit einem Freistoß für die Mannschaft des Spielers fortgesetzt werden, der abgeschossen wurde." Eine Gelbe Karte auf der Gegenseite wird derweil lediglich fällig, wenn die Freistoß-Ausübung bewusst verhindert wird - zum Beispiel mit einer aktiven Bewegung zum Ball.  

Kreisliga B3, der 18. Spieltag

Wacker Mecklenbeck II - FC Mecklenbeck     1:1 (0:0)
"Das war ein absolut heißes Ding, wie immer", sagte Wackers Alex Hülsmann. Er hatte für den an Corona erkrankten Chefcoach Maik Reichstein gemeinsam mit Volkan Uyar die Verantwortung übernommen und mischte im hitzigen, aber nie eskalierenden Derby gewohnt engagiert und lautstark mit. Jonathan Scheuer (11./50.) verpasste zweimal aus kurzer Distanz die mögliche Führung der Hausherren, ehe sich Björn Schmidt nach einem Solo über das halbe Spielfeld aus 25 Metern ein Herz nahm und mit einer abgefälschten Bogenlampe das 1:0 markierte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste nach einer Gelb-Roten Karte gegen Max Giebken bereits dezimiert. Kurioserweise wurden die ohnehin ersatzgeschwächt angetretenen Gäste nun in Unterzahl stärker. "Wir waren nach dem Platzverweise die deutlich schlechtere Mannschaft, haben viel zu nervös agiert und gespielt wie eine A-Jugend-Mannschaft. Ich hatte das Gefühl, dass es einige mit dem Ball etwas übertrieben haben", kritisierte Hülsmann. Er und Pascal Hortmann verhinderten in der Schlussphase zunächst den möglichen Ausgleich, den schließlich Schajan Forodifard in der Schlussphase doch noch eintütete. Hülsmann war bedient: "Das Ergebnis geht absolut in Ordnung, wir haben uns aber natürlich mehr erhofft. Wir müssen das cleverer runterspielen." Auch FCM-Spieler Maxim Greb, früherer Wacker II-Coach, sah ein gerechtes Endergebnis. "In der Anfangsphase hat Wacker gut Druck gemacht, die haben wir etwas verschlafen. Wir haben aber alles gut weg verteidigt und später gute Nadelstiche gesetzt. Das 1:0 war für uns ein Weckruf." 
Tore: 1:0 Schmidt (72.), 1:1 Forodifard (90.)
Gelb-Rote Karte: Giebken (FCM, 48./Unsportlichkeit)

SV Drensteinfurt II - FC Polonia Münster 6:0 (2:0)
"Das Spiel war viel länger offen, als es das Ergebnis ausdrückt", räumte SVD-Trainer Peter Lohrmann nach dem Befreiungsschlag seines Teams im Tabellenkeller ein. Gerade in der ersten Halbzeit stand die Partie auf des Messers Schneide, nach Paul Bispings frühem Führungstor (10.) schockte Falk Bußmann, Leihgabe der Ersten, die Gäste nach einer schönen Einzelleistung mit dem Treffer zum 2:0 kurz vor der Pause. "In der ersten Halbzeit waren wir noch sehr nervös, da war viel Kampf und Krampf mit dabei. Die zweite war bärenstark. So habe ich die Mannschaft noch nicht gesehen", zeigte sich Lohrmann entzückt. Nach der Pause kam Polonia nochmal mit Wut und gefährlichen Standards, spätestens nach dem 4:0 ließen die Gäste allerdings die Flügel hängen.
Tore: 1:0 Bisping (10.), 2:0 Bußmann (43.), 3:0 Töns (52.), 4:0 Ressler (61.), 5:0 Zink (70.), 6:0 Reiske (84.)

SV Südkirchen - Werner SC II 0:0
Tore: Fehlanzeige

* Alle übrigen am Sonntag angesetzten Spiele wurden abgesagt und bereits für die Zeit zwischen dem 9. und 14. März neu terminiert:

Mittwoch, 9. März, 19.30 Uhr: SC Capelle - FC Nordkirchen II
Donnerstag, 10. März, 19.30 Uhr: Centro Espanol - VfL Senden II 
Dienstag, 15. März, 20 Uhr: VfL Senden III - GW Amelsbüren
Mittwoch, 16. März, 19.30 Uhr: Concordia Albachten II - TuS Saxonia II