Nullachts Meister packen die B-Liga an

von Christian Lehmann

(29.05.18) Nach der ersten großen Spontan-Party am Sonntag musste Dirk Silcher zu Wochenbeginn erstmal Organisatorisches klären. In einem Gespräch mit dem Vorstand sowie den Verantwortlichen der zweiten und dritten Mannschaft wurde abgeklopft, wie sich der SC Münster 08 in der kommenden Spielzeit aufstellt. Das Ergebnis: Die Vierte wird zur Dritten und wagt das Abenteuer B-Liga.

"Wir nehmen das in Angriff!", sagte Silcher am Dienstag. Sein Team hatte sich als Meister der Kreisliga C2 das Recht erworben, in der kommenden Saison in der B-Liga zu zocken, die Dritte war sportlich aus der Kreisliga B1 abgestiegen. Zwar wird die Kombo weiterhin nur einmal in der Woche trainieren, dennoch glaubt Silcher, "dass wir mit Teams wie Marathon, Portu oder Bösensell mithalten können."

Erst defensiv, dann offensiv stark

Zwei unterschiedliche Gesichter zeigte das Meisterteam in den beiden Halbserien. "In der Hinrunde war unsere Defensive stark, in der Rückrunde die Offensive", sagt Silcher. Das hing auch maßgeblich mit Personalien zusammen. Vor seinem Wechsel nach Wolbeck hielt Waldemar Klemke den Laden in der Zentrale zusammen, darüber hinaus bestach der Routinier mit einem starken Spielaufbau. Dass die Truppe bis zur Winterpause nur sieben Gegentore kassierte, war auch sein Verdienst. In der Rückrunde holten dann Alex Klemke (41 Saisontore) und Artur Miske (23 Treffer), der sich erst im November dem Team angeschlossen hatte, die Kohlen aus dem Feuer.

"Wir hatten keine gute Winter-Vorbereitung und auch intern einige Probleme", erinnert sich Silcher. Dennoch gelang es den Kanalkickern, die Spannung hoch zu halten. Einen Schuss vor den Bug zur richtigen Zeit gab's im Heimspiel gegen Gievenbeck IV (1:2). "Da wollten wir zu viel und sind in die Falle getappt", erklärt Silcher den Patzer gegen die jungen, pfeilschnellen 49ers. Ihr vorzeitiges Meisterstück machte die Truppe dann beim 6:1 gegen Vizemeister SC Sprakel. Das 16:0 im letzten Saisonspiel gegen Teutonia Coerde war dann der Sahnehaub. 

Dritte vor dem Umbruch

Nun geht's mit 20 Spielern der aktuellen Vierten plus X in der Kreisliga B weiter. Die bisherige Dritte wird in der C-Liga antreten und künftig die Vierte sein. "Ich kann damit leben, alles gut", sagt Johnny Burnus, der die Mannschaft in der kommenden Spielzeit mit Daniel Schräder betreuen wird. "Die Vierte hat sich sportlich qualifiziert, wir nicht, deshalb musste Dirk entscheiden." Ein Problem war auch, dass der harte Kern der einstigen Studenten-Truppe immer kleiner wird und langjährige Spieler sich verabschieden, weil sie eine Familie gründen oder wegziehen. "Wir müssen langsam einen Umbruch einläuten und wollen uns dem Verein mehr öffnen", sagt Burnus. 

Eine kuriose Szene gab es im letzten Kreisliga B-Spiel der Dritten. Kurz vor dem Ende - Nullfünfs Martin Reckermann hatte nach einer Rangelei gerade die Rote Karte gesehen (78.), schrie ein Nullachter: "Los Jungs, wir brauchen ein Tor! Bösensell führt 7:0!" Tatsächlich erzielte Jules Holtgrewe noch den 1:0-Siegtreffer der Gäste, doch das reichte nicht, um ein Entscheidungsspiel gegen GW Marathon zu erzwingen. Bösensell hatte nämlich nicht mit 7:0 geführt, sondern parallel mit 3:4 gegen den Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt. "Das sollte einen Motivationsschub bringen und hat auch geklappt. Die Nullfünfer waren auch etwas irritiert", so Burnus. Von der Einstellung seiner Mitspieler in dieser Partie war er beeindruckt: "Es war schön zu sehen, dass wir 90 Minuten lang Tempo machen konnten. Darauf können wir für die nächste Saison aufbauen."