Ostbevern bereitet perfekten Schlichter-Abschied
Von Mario Witthake
(26.05.16) Zwei mit dem Westfalenliga-Klassenerhalt gesegnete Teams boten am Donnerstag im Kreispokalfinale die volle Palette Fußball-Dramatik. In einem Krimi über 120 Minuten besiegte der BSV Ostbevern die Frauen von Wacker Mecklenbeck mit 7:6 (1:0/3:3/3:3) im Elfmeterschießen. Der perfekte Abschied für Frank Schlichter, der den BSV nach fast einer Dekade als Trainer in Richtung Ibbenbüren verlässt.
"Wir werden bis Montag durchfeiern", kündigte Schlichter an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Torhüterin Nina Potthoff schon einen Drei-Liter-Krug Bier an dessen Schädel zertrümmert. Aus Versehen. Schlichters Kopf blieb heile und durfte noch die eine oder andere Dusche über sich ergehen lassen. Er habe immer an den Triumph geglaubt. Auch als der Gegner wie ein Rollkommando durch die erste Hälfte der zweiten Halbzeit pflügte und einen 0:1-Rückstand in eine 3:1-Führung verwandelte.
Wechsel mit Effekt
Wacker-Trainer Andre Frankrone hatte Kathrin Pels mit dem Seitenwechsel gebracht und dazu Britta Stein nach einer Stunde. Nachdem Pels schon zweimal brandgefährlich vor der Hütte aufgetaucht war (52./56.), legte sie die Kugel erstmals an Potthoff vorbei ins Eck (1:1/57.), um wenig später Lisanna Mahnke zu enteilen und das 2:1 nachzulegen (65.). Zwei Minuten später nickte Tini Dircks einen Stein-Freistoß in unnachahmlicher Körperhaltung ein. Ostbevern, das die erste Halbzeit dominiert hatte und durch Petra Groth in Führung gegangen war (23.), musste kräftig schlucken. "Pels ist richtig unangenehm, eine, die alles richtig macht", zollte Schlichter Respekt.
Aber auch Schlichter hatte Qualität auf der Bank und schob die einsatzfreudige Stürmerin Julia Mende sowie die Ex-Wackeranerin Laura Glenzki nach. Welch tolle Schusstechnik Glenzki hat, zeigte sie im Anschluss an eine Ecke, als sie die Kugel aus der Drehung satt zum 3:3 versenkte (80.). Zehn Minuten zuvor hatten die Zuschauer ein fantastisches Tor gesehen: Chiara Dießelburg nahm an der rechten Sechzehnerkante Maß und feuerte den Ball oben links in den Giebel (2:3/70.)! "Das Ding dürfen wir nicht aus der Hand geben", haderte Frankrone. Einen konkreten Vorwurf konnte er an sein Team nicht richten. Die im Durchschnitt deutlich jüngere Mannschaft war Ostbevern auf Augenhöhe begegnet.
Fitte Mannschaften
Die für diese Finals obligatorischen Krampfattacken blieben weitgehend aus - nur Chiara Dießelburg legte sich in der Verlängerung nieder. Trotz des hohen Laufpensums blieben die Abwehrreihen auch in der Extra-Zeit gut sortiert. Den Applaus, den Borussias Stadionsprecherin einforderte, schenkten die 300 bis 400 Besucher sehr gerne.
Momentum nicht genutzt
Es kam, was kommen musste: Das Elfmeterschießen. Wackers Britta Stein leistete sich den ersten Fehlschuss. Ihr Team hatte aber das Momentum auf seiner Seite, weil Torhüterin Anna Furhmann anschließend Lisanna Mahnkes Versuch parierte und Paula Funcke den ersten Treffer landete.
Füchtenbusch, Kempers und Glenzki verwandelten souverän, ehe Elisa Kschiedel die Pille über die Latte jagte. Hoffnung kam bei Wacker auf, als Pels zum 6:6 ausglich. Die Chance, diesen Thriller zu beenden, ließ sich Nicole Eichholt dann nicht entgehen und netzte zum Pokalsieg und der Titelverteidigung. Glückwunsch nach Ostbevern!
BSV Ostbevern - Wacker Mecklenbeck 7:6 n.E. (1:0/3:3/3:3)
BSV: Potthoff - Dießelburg (110. Peterseim), Kuhlenkötter, Mahnke, Heithoff - Eichholt, Schlattmann - Fipke, Groth (71. Glenzki), Gerdes (91. Mende) - Füchtenbusch
Wacker: Fuhrmann - Kschiedel, Kempers, Lewandowski, Hutter - Funke - M. Große Scharmann, K. Große Scharmann (46. Pels), Schöler (60. Stein), Dircks (85. Holtmann) - Funcke
Tore:
1:0 Groth (23.), 1:1 Pels (57.),
1:2 Pels (65.), 1:3 Dircks (67.),
2:3 Dießelburg (70.), 3:3 Glenzki (80.)
Elferschießen:
Stein verschießt, Fuhrmann hält gegen Mahnke
3:4 P. Funcke, 4:4 Füchtenbusch
4:5 Kempers, 5:5 Glenzki,
Kschiedel verschießt, 6:5 Kuhlenkötter
6:6 Pels, 7:6 Eichholt