Nienberges Traumreise geht weiter

Von Christian Lehmann

(28.10.20) In der Liga hat der SC Nienberge in dieser Saison bisher rein gar nichts zu lachen, im Pokal schreibt der A-Ligist bisher fast schon ein kleines Märchen. "Anders herum wär's mir lieber", räumte SCN-Coach Gerrit Rolwes, ein bekennender Pokalfan, nach dem 3:2 (0:1)-Erfolg über den VfL Sassenberg ein. Dennoch nahm er den Einzug ins Viertelfinale gerne mit. Der kam nicht unverdient, aber doch durchaus kurios und glücklich zustande. 

VfL-Coach Patrick van der Sanden kam jedenfalls nach einem langen Fußball-Abend reichlich angesäuert und mit der ersten Pflichtspiel-Niederlage der Saison im Gepäck um halb zwölf in der Nacht wieder zuhause an. "Nienberge hat es etwas mehr gewollt als wir und von daher völlig verdient gewonnen. Die Umstände waren jedoch aus unserer Sicht sehr unglücklich. Es hat einen faden Beigeschmack."

Strittiger Freistoß vor dem 2:2-Ausgleich

Was er meinte: Während seinem Team zwei vermeintlich reguläre Treffer von Gian-Luc Klemckow (44.) und Tobias Brand (90.) aberkannt wurden, war die Freistoß-Entscheidung von Schiedsrichter Niklas Kalfayan unmittelbar vor dem 2:2-Ausgleich durch Cedric Eisfeldt (83.) durchaus strittig. Die Sassenberger hatten in der Nähe ihres Strafraums vielmehr ein Foulspiel an ihrem Spieler Patrick Rockoff gesehen, der Referee entschied jedoch auf Freistoß für Nienberge. "Da gibt's keine Diskussion, der Freistoß hätte so nicht gegeben werden dürfen", räumte SCN-Coach Rolwes fair ein. Er ergänzte: "Wir hatten zuletzt oft Pech mit Schiedsrichter-Entscheidungen. Diesmal hatten wir mal Glück."

Für Rockoff, der erst in der 78. Minute eingewechselt worden war, endete ein bitterer Abend mit einem Fehlpass im Mittelfeld, Timon Stude dribbelte sich von der Mittellinie aus durch und schloss eine sehenswerte Einzelaktion mit dem 3:2-Siegtreffer ab (90.+1). Der übrigens war blitzsauber. "Er hat vorher den Eindruck gemacht, defensiv nicht mehr so viel arbeiten zu wollen. Eigentlich dachte ich auch, dass er vielleicht sogar etwas zu früh abgeschlossen hat, aber der Erfolg gibt ihm Recht", witzelte Rolwes.

Ouedraogo mit dem Ausgleich

Im ersten Durchgang hatte Gian-Luc Klemckow die Gäste nach einer Ecke von Alex Brandes per Kopf in Führung gebracht (0:1/39.) und wenig später nach einem Abschluss von Brandes besagtes Kopfballtor erzielt, das aberkannt wurde (44.). Ein Abseitstor (2.) und eine Kopfballchance (20.) von Adam Ouedraogo hatte auch Nienberge zu bieten. Der SCN-Stürmer traf dann auch kurz nach Wiederbeginn per Lupfer zum 1:1-Ausgleich (47.), ehe Lauren Kock nach einem langen Brandes-Einwurf in den Sechzehner von einer Kopfball-Verlängerung profitierte und zum 1:2 abstaubte (55.).

In der Folge hatte van der Sanden das Privileg, seine zunächst geschonten Ausnahmespieler Tobias Brand, Stefan Wortmann und eben Rockoff bringen zu können - dennoch drehte Nienberge das Spiel. "Die Jungs haben in der Kabine gesagt, wir haben die Niederlage eingewechselt", scherzte Sassenbergs Coach. Er zog es vor, dem Gegner für eine starke Leistung zu würdigen: "Für uns war es ungewohnt, auf dem Hartplatz zu spielen, aber die Jungs haben es ordentlich gemacht. Nienberge hat aber richtig viel investiert und sich das Weiterkommen verdient." Rolwes hofft vor allem, psychologischen Nutzen aus dem Erfolg ziehen zu können. "Es war schön zu sehen, dass wir diesen Sport doch noch beherrschen."

SC Nienberge - VfL Sassenberg     3:2 (0:1)
0:1 Klemckow (39.), 1:1 Ouedraogo (47.), 
1:2 Kock (55.), 2:2 Eisfeldt (83.),
3:2 Stude (90.+1)