Krombacher-Pokal
Wolbeck reißt sich nach der Pause am Riemen
Von Fabian Renger
(27.10.22) Kurz vor der Pause rief irgendein Spieler des VfL Wolbeck passenderweise in Richtung seiner Nebenleute: "Wolbeck, reißt euch mal ein bisschen am Riemen hier." Der VfL, immerhin Fünfter der Bezirksliga 7, hatte den Westfalenligisten TuS Hiltrup im Pokal-Viertelfinale zu Gast. Die Gäste kamen mit der Hypothek von vier Niederlagen am Stück an den Brandhoveweg. Da hätte also durchaus was gehen können. Nun wir leben aber nicht im Konjunktiv, sondern in der Gegenwart - und da waren die Rollen schnell verteilt. Hiltrup führte zur Pause locker flockig mit 3:0. Am Riemen reißen war wahrhaft nötig. Das tat der VfL nach der Pause. Nach 90 Minuten stand's so "nur" 4:1 für Hiltrup.
"In der ersten Halbzeit fehlte uns ein bisschen der Mut und die Leidenschaft. Das 1:0 war so ein kleiner Wirkungstreffer", analysierte VfL-Coach Daniel Hölscher. Korrekt erkannt. Nach einem unnötigen Fehler im Spielaufbau der Gastgeber war Stan Schubert mit dem 1:0 zur Stelle (11.). Es war mehr als nur ein Wirkungstreffer. In der Folge spielte sich das Geschehen fast ausnahmslos in der Hälfte der Hausherren ab. Für den Favoriten ist sowas natürlich immer prächtig.
Stöppel: "Das, was wir haben wollten"
"Das war das, was wir eigentlich haben wollten", sagte TuS-Trainer Marcel Stöppel. "Du musst in so einer Phase gegen einen ambitionierten Bezirksligisten erstmal so souverän auftreten." Das tat Hiltrup auch. Vor allem das Ballbesitzspiel ließ Stöppels Herz höher hüpfen. "Wir haben viel den Ball gehalten, viele offene Spieler angespielt, hatten gute Offensivaktionen und sind im Großen und Ganzen trotzdem stabil geblieben."
Und es ging mitunter relativ schnörkellos von der Hand. Der bärenstarke Lars Finkelmann spielte Nils Johannknecht auf der linken Seite schön frei. Dessen Querpass verwertete Luca de Angelis zum 2:0 (29.). Johannknecht scheiterte wenig später nach abermaliger Finkelmann-Vorarbeit an VfL-Torwart Jonas Kersten (37.). Das 3:0 kündigte sich an und kam rasch. Ecke von links und dann ging es pingpongartig an die Latte, an den Pfosten, an irgendwelche Köpfe - so genau war das im Getümmel unterm Flutlicht nicht zu erkennen - und schließlich ins Tor. Stan Schubert, sagten der Stadionsprecher und auch Stöppel, das Internet sagt Eigentor von Linus Vette. Wir sagen: Kloppt euch drum. Und halten es mit Hölschers Worten: "Kacktor des Monats."(38.)
Wolbeck mit Elan aus der Pause
Zu diesem Zeitpunkt hing Wolbeck tatsächlich in den Seilen. Schubert (39.) oder de Angelis (41.) hätten das Resultat noch höher gestalten können. Dann war Pause angesagt. Man musste sich Sorgen machen um den Underdog. Doch Wolbeck kam mit neuem Elan aus den Katakomben. Niklas Mersmann setzte sich fein rechts durch, seine gefährliche Flanke rettete ein Hiltruper zur Ecke (48.) Wenig später wollte es Mersmanns Kollege Jim Waltermann mal wissen, als er sich nett durchwurschtelte, aber stecken blieb.
Ausklingen lassen, so nannte Stöppel den Hiltruper Auftritt nach der Pause. War ein hübsches Ausklingen. De Angelis verpasste das 4:0 nach einem schönen Spielzug über Schubert und Francesco Pannucci (57.). Mitunter ging es rasant mit vier, fünf Direktpässen nach vorne, die Schubert aber nicht krönte (60.). Und Eddy Krieger rasierte kurz darauf auch mal einige Wolbecker mit purer Leichtigkeit, letztlich war Robin Schwicks Abschluss nicht erfolgreich (63.).
Ehrentreffer in der Schlussminute
Wolbeck wiederum wurde aber längst nicht mehr so erdrückt wie vor der Pause. "Mit der zweiten Halbzeit waren wir sehr zufrieden, wir haben mutiger agiert", freute sich Hölscher. Seine Elf tauchte zumindest ab und an mal in Hiltrups Hälfte auf, hielt jetzt auch mal länger den Ball. Das war okay, wenngleich manchmal zu kompliziert und nicht straight genug. Melvin Tugrul hatte den Ehrentreffer auf dem Kopf (67.), Jan Niklas Tegtmeier auf dem Fuß (78.). Zwei Tore folgten noch. Erst Schwicks 4:0 (81.) und schließlich doch noch ein Wolbecker Törchen. Sebastian Hübener markierte den Endstand nach einem Jonathan Tegtmeier-Freistoß von der rechten Strafraumkante. (90.).
VfL Wolbeck - TuS Hiltrup 1:4 (0:3)
0:1 Schubert (11.), 0:2 De Angelis (29.)
0:3 Linus Vette (ET/38.), 0:4 Schwick (81.)
1:4 Hübener (90.)