Frauenfußballtagung des Kreises
Krevert vermisst "Blick für die Basis"
Von Christian Lehmann
(06.07.16) Gleich zu Beginn der Frauenfußballtagung im Vereinsheim an der Grevingstraße sprach Gastgeberin Irmi Venschott den anwesenden Vereinsvertretern und der Abordnung des Kreisvorstandes aus der Seele. "Für den TSV tut es mir unheimlich leid, wir hatten einfach mehr Glück. Es sollte so sein, dass beide Meister aufsteigen dürfen." Die Verantwortliche des Bezirksliga-Aufsteigers Borussia Münster sprach dem im Entscheidungsspiel unterlegenen TSV Ostenfelde, der trotz errungenen Meistertitels auch in der nächsten Saison in der Kreisliga spielt, ihr Bedauern über eben dies aus. Dass dem Frauenfußball im Kreis Münster auch in Zukunft kein weiterer Aufstiegsplatz in Aussicht stehen wird, war nur eines der heiß diskutierten Themen am Dienstagabend.
In seinem Grußwort pries der Kreisvorsitzende Norbert Reisener noch einmal das mit rund 400 Zuschauern besuchte "Do or Die"-Spiel um den Bezirksliga-Aufstieg als "echte Werbung für den Frauenfußball". Dass Ostenfeldes Ladies komplett zusammenbleiben und in der nächsten Spielzeit einen erneuten Anlauf nehmen wollen, finde er "super geil". "Der Mädchen- und Frauenfußball im Kreis Münster boomt, und das unbegrenzt", schloss Reisener und schob ein Zitat von FLVW-Ehrenpräsident Hermann Korfmacher hinterher: "Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!"
Zahlreiche Erfolge
Dies belegte anschließend auch Vorstandskollege Norbert Krevert, Frauenfußball-Beauftragter des Kreises. Er führte an, dass das Kreispokalfinale zwischen Wacker und Ostbevern über 300 Zuschauer angezogen hatte, dass bei den HKM in Warendorf ein neuer Zuschauerrekord erreicht wurde, und dass auch bei Münsters Stadtmeisterschaften die Hallen voll waren. Auch die Auszeichnung von Tini Dircks (Wacker Mecklenbeck) zu Münsters Fußballerin des Jahres sei "ein deutliches Zeichen für die breite Akzeptanz des Frauenfußballs im Kreis Münster". Auch überkreislich sei der Kreis mit Teams in der Regional-, Westfalen-, Landes- und Bezirksliga hervorragend aufgestellt. Allein in der letzten Saison habe es keine Ab-, dafür aber mit dem VfL Wolbeck (in die Landesliga) und Borussia Münster (in die Bezirksliga) zwei Aufsteiger gegeben.
Allerdings bedauerte Krevert, dass die Erfolge des Kreises in seinen Augen nicht genügend gewürdigt würden. "Auf Verbandsebene fehlt mir manchmal ein bisschen der Blick für die Basis", sagte er. Denn: In den nächsten Jahren soll eine Verschlankung der Ligenstruktur vollzogen werden. Im Vergleich zum Stand heute (1xBundesliga, 2x2.Liga, 5xRegionalliga, 3xLandesliga, 7xBezirksliga) könnte die Anzahl der überkreislichen Ligen künftig von 18 auf 14 reduziert werden (1xBundesliga, 1x2.Liga, 3xRegionalliga, 3xLandesliga, 6xBezirksliga). Die Konsequenzen wären zum Einen ein vermehrter Abstieg von mindestens 26 Teams in die Kreisliga und zum anderen eine Reduzierung der Aufsteiger aus den Kreisligen von 21 auf nur noch 18. Ein zusätzlicher halber oder gar ganzer Aufstiegsplatz für den Kreis Münster würde so in weite Ferne rücken. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund beschwor er die ohnehin starke und noch einmal gewachsene Gemeinschaft des Fußballkreises, in Zukunft weiter zusammen zu wachsen. Besonders lobte er die Vertreter der Klubs aus dem Altkreis Lüdinghausen, die sich "herausragend eingefügt" hätten.
KSO will "harte Hunde" ansetzen
Erstmals stellte auch der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichterausschusses, Philipp Hagemann, sich und sein Team vor, in dem bisher "leider nur männliche Schiedsrichter" vertreten seien. Er sorgte mit seiner Ankündigung, auch in der Kreisliga flächendeckend alle Spiele besetzen zu lassen, für Zustimmung. Zusätzlich appellierte er im Hinblick auf den nächsten Anwärter-Lehrgang im Herbst: "Schickt uns Schiedsrichterinnen!" Als Beispiel für die "exzellente Frauenförderung" nannte er den jüngsten Aufstieg von Vanessa Arlt (SC Greven 09) in die Westfalenliga.
Für Erheiterung, aber auch für nachdenkliche Gesichter sorgte der Vergleich der in der abgelaufenen Spielzeit verhängten Gelben, Gelb-Roten und Roten Karten zwischen den Männer- und Frauen-Kreisligen (siehe Tabelle unten). Auf Einwände aus dem Plenum, die deutlich geringere Zahl persönlicher Bestrafungen sei vor allem auf oft zu nachsichtige Schiedsrichter zurückzuführen, reagierte Hagemann, indem er versprach, künftig auch seine "harten Hunde" in der Frauen-Kreisliga ansetzen zu wollen. Auch das mag man als deutlichen Indikator für die gesteigerte Akzeptanz des Frauenfußballs im Kreis werten...
Staffeleinteilung der Frauen-Kreisligen A1 und A2...
Übersicht der Paarungen im Frauen-Kreispokal...
Auch das sollte man wissen:
- wenngleich in den letzten Jahren ein leichter Rückggang zu verzeichnen ist, hat sich seit 1992 die Anzahl der Frauenfußballteams im Verband fast verdreifacht (von 178 auf 524); bei den Juniorenteams sind es fast viermal so viel (885) wie vor 24 Jahren (223)
- Sophie Pahlenkemper (TSV Ostenfelde) wurde mit dem Goldenen Ball 2016 als beste Spielerin der Kreisligen ausgezeichnet
- die Hallenkreismeisterschaft findet an vier Tagen vom 5. bis zum 8. Januar in der Bundeswehrsportschule in Warendorf statt
- Münsters Hallenstadtmeisterschaft wird am 28. und 29. Januar ausgetragen. Ausrichter ist der SC Gremmendorf (NEU)
- der 1. FC Gievenbeck II (Kreisliga A1) und der SC Gremmendorf II (Kreisliga A2) waren in ihren Staffeln die fairsten Mannschaften
- in der Kreisliga A1 fielen 353 Tore (im Schnitt 3,9 pro Spiel), in der Kreisliga A2 waren es derer 583 (Schnitt: 4,4 Tore)
- die Anwesenheit und Kenntnisnahme bei der Ausfüllung des elektronischen Spielberichts ist für die Vertreter aller Vereine verpflichtend. Es müssen Torschützen eingetragen, Spielberichte am Spielort gespeichert und Ergebnisse zwingend pünktlich gemeldet werden
- die Vereine müssen im DFBnet die richtigen Sportstätten einstellen
- der Verband verschärft ab sofort die Kontrollen der originalen Unterlagen bei der Online-Beantragung von Spielerpässen
- im Kreis Münster sind aktuell 46.000 Sportler in 120 Vereinen aktiv, 39.913 davon in Fußballklubs
- die U14-Kreisauswahl hat den Westfalenmeister-Titel errungen
- am 18. Juli findet 19:30 Uhr im Vereinsheim des 1. FC Gievenbeck eine Sonderschulung für Schiedsrichter zu den Regeländerungen im Amateurfußball statt. Vereinsvertreter, die teilnehmen möchten, werden gebeten, sich bei KSO Philipp Hagemann vorab anzumelden