Hiltrup verliert seine Meister

Von Andreas Teipel

(29.05.18) Der Konflikt schwelte schon seit einigen Monaten im TuS Hiltrup, schien dann aus der Welt zu sein, platzte zum Saisonende aber doch wieder auf: Soll die dritte Mannschaft aufsteigen und enger in die Verzahnung aller Senioren-Teams eingebunden werden oder bleibt sie ein "Klub im Klub"? Zwei offensichtlich unvereinbare Ansätze, die nun dazu führten, dass sich "komplette Mannschaft", so Kapitän Jens Nüsse, abgemeldet hat. Wann hat man sowas schon erlebt?

Die dritte Mannschaft des TuS, das sei zum Verständnis noch einmal erklärt, ist eine Gruppe von rund 40 Spielern, die vor allem in den 90er und 00er Jahren in der zweiten Mannschaft unter Trainern wie Günter Gadau oder Peter Holtgrave gespielt haben. Hiltruper durch und durch, die sich - wenn andere Fußballer oft ihre Laufbahn beenden - zusammenschlossen, um in der Kreisliga C noch unter Wettkampfbedingungen zu kicken. Ohne allzu großen Trainingsfleiß, versteht sich. Einfach nur mit Freunden kicken. Ein klassischer Fall von Klub im Klub. Man fühlt sich dem Verein verbunden, schaut auch die Spiele der Ersten, ist präsent am Platz, will aber sein eigenes Ding machen und Spaß haben. Nur aufsteigen will man nicht.

Der Verein, und auch hier muss man vorwegschicken, hat im März eine neue Abteilungssführung gewählt mit völlig neuen Mitgliedern im Vorstand, mit Rolf Neuhaus als Vorsitzendem und einem ganz klaren Weg, den man künftig beschreiten will. "Wir haben bei unserer Wahl klare Richtlinien aufgestellt, wollen als Fußball-Abteilung enger zusammenrücken und gemeinsam für den Verein da sein", beschreibt Neuhaus im Gespräch mit Heimspiel-online vor allem erst einmal den Hintergrund seines Wirkens. "Das schließt alle Bereiche von der ersten Mannschaft über die Alten Herren bis hin zu den Jugendmannschaften ein. Das ist die Botschaft, und nur so kommen wir als Verein nach vorne." Und nun kommt die entscheidende Aussage: "Es gibt keinen Verein im Verein, auch nicht die dritte Mannschaft." 

Gespräche, wie eine Verzahnung miteinander aussehen könnte, gab es schon viele. Seit gut einem halben Jahr ist der Vorstand mit den Ansprechpartnern im Gespräch, "und es war eigentlich auch mit unseren Ansprechpartnern im Team alles geklärt", so Neuhaus. Dachte man jedenfalls. Bis am vorletzen Spieltag die Mannschaft im Interview mit Heimspiel-online verkündete, man bleibe in der Kreisliga C. Eine Entscheidung, die zwar grundsätzlich der Verein zu treffen hat, die aber vor allem im Widerspruch zu den bisherigen Absprachen stand. Oder?

Genau hier fängt die Geschichte an, kompliziert zu werden. Denn die Gespräche mit Jens Nüsse und Rolf Neuhaus, die Heimspiel-online im Zuge der Recherchen geführt hat, klingen je nach Perspektive ebenso schlüssig wie gegensätzlich. Dies aufzudröseln, wer wann was in welchem Tonfall und zu welcher Gelegenheit gesagt hat, hilft der Sache letztlich nicht weiter. Es stehen sich zwei Ansichten gegenüber, die jetzt klar kommuniziert wurden und wo keiner nachgeben will. Neuhaus: "Wir werden von unserem Weg nicht abrücken. Niemand möchte, dass diese Spieler den Verein verlassen, aber wir werden uns auch nicht verbiegen." Nüsse hält dagegen: "Mit uns wurde vereinbart, dass wir möglichst den Aufstiegsplatz für den TuS klar machen, der Verein dann eine neue Mannschaft für die Kreisliga B aufstellt und wir dann als Vierte in der Kreisliga C weitermachen." Nur habe der Verein seine Hausaufgaben nicht gemacht und keine neue Mannschaft auf die Beine gestellt. Nun wolle man nicht die Versäumnisse der Vereins ausbaden müssen.

Und da hat der TuS den Salat. Sich gegenüber stehen zwei scheinbar unversöhnliche Positionen.. Der Vorstand beharrt auf seinem Gesamtplan, die dritte Mannschaft hat sich durch den Austritt erklärt, sucht sich womöglich einen neuen Verein. Doch ein Hintertürchen steht noch offen: "Die Spieler haben sich zwar offenbar abgemeldet, doch es gibt noch eine Nachspielzeit. Bis zum 30. Juni kann sich jeder entscheiden, wo er sich wieder anmeldet. Ich persönlich möchte nicht, dass alle gehen. Und jeder ist willkommen, auch weiter beim TuS Hiltrup Fußball zu spielen", lautet Neuhaus' abschließender Appell. Denn in einem sind beide Seiten doch wieder vereint: in ihrer Liebe zum TuS Hiltrup.