Quer
Eindeutige Meinung: Die A1 ist stärker!
Von Mario Lacroix
(12.07.18) Die Teams in der Kreisliga A2 können aufatmen. Der Meister braucht für den Aufstieg in die Bezirksliga bekanntlich kein Entscheidungsspiel mehr gegen den Champion der Parallelstaffel A1 austragen. Dass er dieses Match sowieso nicht gewinnen kann, zeigt die Statistik. Unabhängig von den Zahlen wollten wir von den Beteiligten wissen, welche Liga denn nun wirklich stärker ist.
Ein Blick in die Historie verrät Frappierendes. Seitdem der Kreis im Jahr 2013 den zweiten Aufstiegsplatz verloren hat, setzte sich im Entscheidungsspiel der Meister um den direkten Aufstieg immer der A1-Vertreter durch. Gievenbecks U23 in Hiltrup gegen den VfL Sassenberg, die SG Sendenhorst in Ostenfelde gegen BW Aasee, der VfL Wolbeck in Albersloh gegen Concordia Albachten und zuletzt die SG Telgte in Nienberge gegen den SV Bösensell. Übrigens: Die drei Tabellenersten in der einzigen eingleisigen A-Liga-Spielzeit 14/15 kommen ebenfalls aus der A1: Der SC Greven 09, der TuS Freckenhorst und die SG Sendenhorst.
Auch in den Entscheidungsspielen um den Liga-Verbleib hat immer das A1-Team die Oberhand behalten. Eintracht Münster setzte sich in Nienberge ebenso deutlich gegen BW Ottmarsbocholt durch wie der SC Hoetmar in Telgte gegen die SG Selm. Hinzu kommt, dass die Eintracht in der Spielzeit 15/16 per Entscheidungsspiel gegen GW Albersloh auf dem Gelände des ESV Münster den Klassenerhalt feierte. GWA wanderte nach dem Wiederaufstieg in die A2 und hielt sich im ersten Jahr dort.
Leifken: "In der Breite ausgeglichener"
"Es ist schwierig, eine Aussage über die Stärke der Ligen anhand einzelner Spiele zu machen", sagt Stürmer Linus Leifken, der mit Gelmer und Bösensell Erfahrungen in beiden Klassen gemacht hat. Sein Urteil: "Der allgemeine Wortlaut ist ja, dass die A1 stärker sein soll, aber mein Gefühl ist, dass die A1 nur vereinzelt stärkere Mannschaften hat, die Kreisliga A2 dafür aber in der Breite ausgeglichener ist."
Eine differenzierte Meinung vertritt Gelmers Stürmer Oliver Ritz, der zuvor mit Capelle in der A2 gespielt hat. Vor kurzem habe er noch mit Dirk Jansing, der von Gelmer (A1) zu Wacker Mecklenbeck (A2) wechselt, über genau dieses Thema gesprochen. "Meiner Meinung nach ist die A1 in der Spitze besser besetzt", so Ritz. "Ich glaube, dass Mannschaften wie Borussia Münster oder Telgte in der A2 weniger Probleme gehabt hätten." Eine weitere Begründung für den vermeintlichen Klassenunterschied liefert der Gelmeraner: "Spielerisch ist das Niveau in der A1 höher, weil es gerade für die Vereine aus der Stadt einfacher ist, neue Spieler zu bekommen. Hier sind einige Studenten, die nicht unbedingt nach Capelle oder Rinkerode gehen, sondern zu einem Verein, der fahrradläufig zu erreichen ist."
"Vetternwirtschaft"
Sofort unterschreiben wird Andrea Balderi diese Aussage. Der erfahrene Trainer konnte sich sowohl in der A1 (Borussia Münster, SC Greven 09) als auch in der A2 (TuS Ascheberg) ein Bild machen und wandert nun mit Ems Westbevern wieder in die A1. In dieser Liga würden die Münsteraner Klubs von einer gewissen "Vetternwirtschaft" profitieren, viel mehr Spieler würden mal den Verein wechseln oder andere dorthin lotsen. "In der A2 sind die Vereine weiter auseinander. Entweder gehst du nach Selm und es kommt keine andere Alternative für dich in Frage oder du gehst da gar nicht hin", sagt Balderi.
Der Italiener stützt seine These, dass die A1 stärker besetzt sei, unter anderem mit dem 'Absturz' der Klubs aus dem Altkreis Lüdinghausen. Schließlich sind der SV Südkirchen, BW Ottmarsbocholt, der SC Capelle und die SG Selm allesamt nach dem Kreiswechsel in die B-Liga abgerutscht. Zudem kämpft Davaria Davensberg seit drei Jahren gegen den Abstieg. Balderi stellt einen kausalen Zusammenhang her: "Die Lüdinghauser wanderten alle in die A2 und wurden fast alle rausgeknallt. Daran merkt man, dass die A1 stärker ist."
Stadt-Dorf-Vergleich
Einspruch legt Oliver Ritz ein. Er sagt: "Mannschaften wie Südkirchen, Ottibotti oder jetzt Capelle sind abgestiegen, weil es schlicht an Qualität fehlte." Er macht also keinen Unterschied zwischen Vereinen aus Münster und Lüdinghausen, sondern differenziert allgemein zwischen Stadt- und Landklub: "In vielen Dörfern gibt es Schützenfeste, Kirmes, Treckerfahren oder sonst was. Für viele Spieler hat dann Kreisliga-Fußball nicht die oberste Priorität." In Münster gebe es vergleichbare Veranstaltungen "nicht in dieser Dichte", so Ritz. "Außerdem wird in Münster der eine oder anderen Euro bezahlt, der auf dem Land nicht bezahlt wird."
Einig sind sich alle Beteiligten, dass ein Entscheidungsspiel zwischen den Meistern nicht das Kriterium für eine pauschale Aussage über die Qualität einer Liga sein kann. Erinnert sei zum Beispiel an die Partie zwischen Wolbeck und Albachten, wo der A2-Meister ganz dicht am Triumph war und im Elfmeterschießen den Kürzeren zog. Linus Leifken fand seine Bösenseller im Duell gegen Telgte nicht schlechter. "Sie waren in einer Phase sehr effektiv", erinnert er an die 2:5-Niederlage in Nienberge. Gerne würde er mit Bösensell in der neuen Saison wieder ganz oben landen. Mehr als die Vizemeisterschaft ist in der neuen Saison vielleicht auch für den SV Rinkerode drin. Trainer Roland Jungfermann, der beide Staffeln in- und auswendig kennt, hat im Vergleichj zu Linus Leifken eine konträre Meinung. Er sagt: "Die ersten fünf, sechs Teams beider Ligen bewegen sich auf Augenhöhe." Die Mannschaften dahinter, "so ab Platz sechs, sieben", schätzt er in der A2 schwächer ein.
Egal, wer am Ende recht haben sollte in dieser Frage, gute Nachrichten gibt es sowohl für Balderi, Jungfermann, Leifken als auch Ritz: Wer mit seinem Team Meister wird, steigt so oder so auf.