Die letzte große Party im Fußball-Kalender

Von Christian Lehmann

(17.05.19) Durch die Einführung der eingleisigen A-Liga und die Entscheidungsspiele um den Bezirksliga-Aufstieg ist uns in den vergangenen Jahren ein ganz besonderes Leckerli verloren gegangen: der Heimspiel-Supercup. Der Vergleich der beiden A-Liga-Meister im Kreis Münster hatte seit 2008 Tradition und war häufig Anlass für die letzte große Party im Fußball-Kalender. Die gute Nachricht: Er ist wieder da! Am Dienstag, 4. Juni 2019 (Anstoß: 18.30 Uhr), steigt im Sportpark von Wacker Mecklenbeck an der Egelshove der große Vergleich zwischen A1-Meister Borussia Münster und A2-Titelträger Concordia Albachten. 

Seitdem feststeht, dass der Fußballkreis Münster wieder zwei Aufstiegsplätze zur Bezirksliga erhält und kein Entscheidungsspiel zwischen den Meistern der A1 und A2 notwendig wird, bemühte sich Heimspiel-Herausgeber Andreas Teipel um eine Renaissance der Veranstaltung. Angefixt wurde er dabei vor allem vom Kreisvorsitzenden Norbert Krevert.

Norbert Krevert ist Supercup-Fan

"Manchmal habt ihr beim Heimspiel auch gute Ideen. Ich war immer als Zuschauer dabei und habe die angenehmen Atmosphäre beim Heimspiel-Supercup sehr genossen. Auch am 4. Juni werde ich da sein", sagt der oberste Funktionär des Fußballkreises.

Auch er hat die packenden Aufstiegsspiele der vergangenen Spielzeiten gerne verfolgt. Dennoch ist er froh, dass sich Borussia und Albachten nicht mehr im K.O.-Modus um den Aufstieg balgen müssen, sondern ihren Fans und Zuschauern einen feinen Abschluss einer überragenden Spielzeit bieten können. "Wir haben zwei selten souveräne Meister erlebt. Es wäre nicht gut, wenn diese beiden nicht direkt aufsteigen dürften." Damit das so bleibt, muss der Fußballkreis möglichst viele Mannschaften im Spielbetrieb haben. Nach Ablauf des letzten Saison-Spieltages wird wieder gezählt. 

Lustige, unglaubliche und tragische Geschichten

Der Heimspiel-Supercup schrieb in den vergangenen Jahren herrlich lustige, aber auch traurige Geschichten. Bei der Premiere im Jahr 2008 etwa musste Torjäger Kerem Kacar vom SC Nienberge gesperrt zuschauen, wie der VfL Wolbeck nach dem ersten Bezirksliga-Aufstieg überhaupt auch den Supercup an den Brandhoveweg holte. Ein Jahr später schaffte das Team um Erfolgstrainer Thomas Fuchtmann und Torjäger Christian Essing sogar den Durchmarsch in die Landesliga.

Das wohl packendste Endspiel um den "wahren Kreismeister" fand im Jahr 2009 statt. Beim Stand von 1:4 gegen den VfL Sassenberg wütete Borussia Münsters Trainer Andrea Balderi in der Pause: "Männer, lasst euch hier nicht abschlachten! Wir wollen mit Anstand vom Platz gehen!" Ganz frech entgegnete Youngster Aljoscha Kottenstedde: "Wieso, Trainer? Wir drehen das Ding noch!" Gesagt, getan: 4:4 stand es nach regulärer Spielzeit, 5:5 nach Ablauf der Verlängerung. Am Ende stand ein schier unglaubliches 17:16 für die Borussen auf der Anzeigetafel. 

Logermann und Co. besiegen "FC Hollywood"

Im Jahr 2010 wurde kein Sieger ermittelt, nach einem tragischen Unfall von Torjäger Birk Hönerlage wenige Tage nach dem Titelgewinn verzichtete der A2-Meister SW Havixbeck auf die Austragung der Partie gegen den TuS Altenberge. "Die Havixbecker haben damals ein unheimlich feines Gespür und enorme Größe bewiesen und sich rührend um den Spieler gekümmert", erinnert sich Heimspiel-Papa Teipel. Vom Spiel zwischen dem Telekom Post SV Münster und Westfalia Kinderhaus ist ihm vor allem der "sensationelle Rahmen" auf der Anlage des SC Greven 09 in der Schöneflieth in Erinnerung geblieben. 

2012 bezwang der SV Drensteinfurt mit Trainer Ivo Kolobaric und Cracks wie Oliver Logermann oder Matthias Gerigk den 1. FC Mecklenbeck mit Spielertrainer Christian Bienemann, der seinerzeit von vielen als "FC Hollywood" betitelt wurde und uns so manche Schlagzeile lieferte. 2013 vermisste dann A1-Meister TSV Handorf im Spiel gegen den SV Rinkerode den verletzten 40-Tore-Stürmer Jonas Kreutzer schmerzlich, letztlich gewann der SVR mit 2:0 und bereitete TSV-Coach Frank Busch seine zweite schmerzliche Niederlage beim Heimspiel-Supercup. Mit dem SC Nienberge war der scheidende Sportliche Leiter des TuS Hiltrup bereits 2008 knapp unterlegen.

Gievenbeck macht den Pokal kaputt

Der bisher letzte Titelträger des Heimspiel-Supercups ist die Reserve des 1. FC Gievenbeck. Mit fast ausschließlich Spielern aus der ehemaligen U19 legte die Mannschaft von Benni Heeke eine sensationelle Saison hin und krönte diese mit dem Titelgewinn gegen den VfL Sassenberg. Ein Großteil des damaligen Kaders ist heute fester Bestandteil des Oberligakaders der 49ers. 

Bei den wilden Feierlichkeiten zerstörten die Jungspunde um Kapitän Maxi Franke allerdings die ehrwürdige Trophäe. Dank der Reparatur-Arbeiten von Nils Steinkamps Vater und inzwischen angelaufenen aufwendigen Restaurierung beim "Lackdoktor" Günther Wenzel ist das Ding bald wieder Topzustand. Gut so, denn der Pokal wird ab sofort wieder gebraucht...

Heimspiel-Supercup: Die bisherigen Titelträger

2008: VfL Wolbeck (gegen SC Nienberge)
2009: Borussia Münster (gegen VfL Sassenberg)
2010: Kein Sieger (TuS Altenberge/SW Havixbeck)
2011: Telekom Post SV Münster (gegen Westfalia Kinderhaus)
2012: SV Drensteinfurt (gegen den 1. FC Mecklenbeck)
2013: SV Rinkerode (gegen den TSV Handorf)
2014: 1. FC Gievenbeck (gegen den VfL Sassenberg)