Heimspiel Supercup
"Es wurde schon fast dunkel"
Von Christian Lehmann
(03.06.19) Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her. Andrea Balderi weiß es genau. Am 10. Juni 2019 feiert der Trainer des SV Ems Westbevern seinen 50. Geburtstag. Als er 40 Lenze jung wurde, begossen er und seine Spieler nicht nur seinen Ehrentag, sondern auch den Aufstieg von Borussia Münster in die Bezirksliga. Wenige Stunden, nachdem das letzte Bier geleert war, ging's gegen den VfL Sassenberg um den Heimspiel-Supercup. Die Legende vom 17:16 nach Elfmeterschießen erzählt Heimspiel-Herausgeber Andreas Teipel noch heute gerne.
Vor rund zwei Wochen, als Balderi und Co. bei Borussia Münster das zehnjährige Aufstiegs-Jubiläum feierten, kamen die alten Geschichten wieder auf den Tisch. "Sassenberg war damals der Topfavorit und führte zur Pause mit 4:1", erinnert sich Balderi. "Und Jörg Zöller ging es damals gar nicht gut." Er selbst habe nicht zu tief ins Glas geschaut, versichert der Italiener. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich vor wichtigen Spielen nie etwas trinke. Da habe ich eine kleine Ausnahme gemacht. Es ging mir aber deutlich besser als vielen meiner Spieler."
Eshold, Fechtel und Co. drehen auf
Umso bemerkenswerter, dass die Borussen dieses Spiel noch drehten - und das vor allem dank der Hilfe dreier ganz junger Spunde. Die A-Jugendlichen Jeroen Eshold - später bei Concordia Albachten -, Patrick Fechtel und Ercan Erkan rissen das Ruder herum. Im Elfmeterschießen hatten die Borussen dann etwas Glück - und die Nase vorn. "Es wurde schon fast dunkel", erinnert sich Balderi. Für ihn ist nicht nur aufgrund der eigenen Vergangenheit Borussia der Favorit.
Favorisiert war 2012 auch der FC Mecklenbeck, aber der Sieger des Heimspiel Supercups hieß SV Drensteinfurt. Beim 1:0-Sieg über Christian Bienemanns Team traf der heutige SVD-Trainer Oliver Logermann. "Das war ein richtig gutes Spiel von beiden Mannschaften. Wir wollten diesen Pokal mehr als der Gegner", erinnert sich Ivo Kolobaric, der die Truppe dereinst betreute. In der Liga hatten die Stewwerter dominiert und sich vor dem TSV Handorf die Meisterschaft gekrallt. "Wir waren ein eingeschworener Haufen", so Kolobaric, der neben Logermann mit Matze Gerigk oder Robert Wojdat aber auch exzellente Einzelspieler dabei hatte.
Hat Bischoff den Pokal geschrottet?
Kolobaric, der bis zum Frühling noch als Trainer bei Emsdetten 05 an der Linie stand, freut sich auf die achte Auflage des Heimspiel-Supercups und ist sicher: "Beide werden in der Bezirksliga nicht unten stehen." Zu den Albachtenern hat er mehr Verbindungen, bei den Borussen imponiert ihm die hohe Vereins-Identifikation der Spieler.
Die gibt es auch beim 1. FC Gievenbeck, dessen 2. Mannschaft im Jahr 2014 den bis dato letzten Heimspiel-Supercup holte. Im Spiel gegen den VfL Sassenberg, das die 49ers mit 3:1 gewannen, ging es um noch deutlich mehr als "nur" Ruhm und Ehre. Sieger FCG schaffte den direkten Aufstieg in die Bezirksliga, Sassenberg musste anschließend die Relegation gegen die SpVgg Oelde spielen - und schaffte dann den Sprung in den überkreislichen Fußball.
Und dann war da auch noch die Sache mit dem Pokal... Irgendwo in der Kabine muss der Heimspiel-Supercup zu Bruch gegangen sein. Wie genau, darüber schweigen sich die Gievenbecker Verantwortlichen aus. "Ach ja, da war ja was. Ich erinnere mich noch, dass Andreas ziemlich brastig war", sagt Heeke. "Ich war nicht zugegen. Stefan Bischoff müsste wissen, wie das passiert ist..." Gievenbecks Trainer erinnert sich immerhin an eine "grandiose Saison" und ein "mega spannendes Entscheidungsspiel". Nach dem Triumph ging es nach Hamburg zu einer legendären Mannschaftsfahrt.
Fuchtmann: "Wir waren heiß"
Die verlebte der VfL Wolbeck im Jahr 2008 mit über 50 Leuten aus erster und zweiter Mannschaft auf Mallorca. Zuvor hatte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Fuchtmann vor einer beeindruckenden Kulisse auf der Anlage des SC Westfalia Kinderhaus mit 4:1 gegen den SC Nienberge durchgesetzt. Nach Platz zwölf im Vorjahr setzten die Jungs vom Brandhoveweg zu einem bemerkenswerten Durchmarsch bis hoch in die Landesliga an. "Das kam für uns alle sehr überraschend. Sicherlich hatten wir einige Spieler mit guten Anlagen, aber mit so einem Erfolg hatte niemand gerechnet. Wir wurden damals von der Euphorie getragen", so Fuchtmann, der sich als Fan der Prestige-Veranstaltung outet. "Es hieß ja immer, die A1 sei die stärkere Liga. Wir waren ziemlich heiß darauf, zu zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Das war ein richtig schöner Tag!"
Die Tormaschinen der Wolbecker damals hießen Christian Essing und Jens Tawidde. Neben diesem Duo zählten Michael Kluczniok, Christian Becker und Martin Lambert zu den Leistungsträgern. Als ehemaliger Stützpunkttrainer hat Fuchtmann auch Borussias heutige Stützen wie Tim Hermann oder Henry Hupe unter seinen Fittichen gehabt, auch Pascal Koopmann kennt er natürlich. "Sie haben einen tollen Trainer zu haben und spielen einen tollen Fußball. Was sich dort in den vergangenen Jahren getan hat, ist bemerkenswert." Auf einen Favoriten möchte er sich trotzdem nicht festlegen.