Querpass: Saxonias B-Jugend steht im Aufstiegsendspiel
Eine kleine Sensation mit System
Von Fabian Renger
(18.06.19) "Die Zeiten, Saxonia Münster als Kanonenfutter zu bezeichnen, sind vorbei." Daniel Eisele muss das sagen. Schließlich ist er Geschäftsstellenleiter des TuS Saxonia Münster. Solche Sätze gehören zu diesem Posten dazu. Doch Daniel Eisele darf das sagen. Denn er ist zugleich Hauptdarsteller einer kleinen Sensation: Gemeinsam mit Matthias Vey trainiert er die B1 der Saxonen und steht am Samstag in Roxel im Endspiel um den Aufstieg in die Bezirksliga. Um 15.30 Uhr ist Anstoß gegen den VfL Senden. Es ist eine historische Chance.
Denn noch nie hat eine Mannschaft Saxonias überkreislich gespielt. Das bestätigt Eisele. Insofern darf er durchaus mit berechtigtem Stolz seinem Team, seinem Trainerkollegen und sich selbst auf die Schulter klopfen. Aber der Coach wehrt übertriebene Lobeshymnen konsequent ab. "So sensationell ist das gar nicht", findet er. Freilich: Vor zehn Jahren seien die Zeiten andere gewesen. "Da hat man gesagt: Ach, es geht gegen Saxonia. Da gibt's dann wieder 15 Stück für uns", erinnert sich der Geschäftstellenleiter.
Erste Plätze pflasterten ihren Weg
Heute sind die Zeiten tatsächlich wohl etwas anders. Zumindest wenn es gegen die Mannschaft von Eisele und Vey geht. Aus Gremmendorf kamen beide vor vier Jahren rüber an die August-Schepers-Straße. Was sie seitdem erreicht haben, kann sich mehr als nur sehen lassen. In der C-Jugend gewann die Truppe in beiden Jahren jeweils den Titel in ihrer jeweiligen Kreisliga-Staffel, jeweils ungeschlagen. In der Saison 2016/17 sogar ohne jeglichen Punktverlust bei einem Torverhältnis von 108:2 in zwölf Spielen.
Auch als B-Junioren sind die Saxonen kaum zu bändigen. In ihrem ersten Jahr holten sie wieder den Kreisliga-Titel, in dieser Spielzeit mischten sie Leistungsliga auf. Bereits zwei Spieltage vor Toreschluss war Ende Mai die Meisterschaft eingetütet. Hernach setzte es in zwei Partien ohne Wert erst zwei ihrer drei Niederlagen - zuletzt am Sonntag ein 2:6 gegen den ärgsten Verfolger aus Everswinkel. Kaliber wie Wacker Mecklenbeck, der Werner SC oder der TuS Altenberge hatten in der Tabelle das Nachsehen. Klingt alles also nach einem erfolgreichen System und weniger nach Sensation.
Das wiederum sieht Vey anders als sein Trainerkollege. "Ich finde das schon überraschend", meint dieser. Vey ist 29 Jahre jung und Inhaber der B-Lizenz. Er ist also durchaus ein ambitionierter Übungsleiter. "Der Sprung in die Leistungsliga ist schon groß, wenn man vorher in der Kreisliga gekickt hat. Das Niveau ist deutlich höher." Woran aber liegt dann dieser Durchbruch? "Unser Vorteil ist es einfach, dass wir schon seit fast vier Jahren in der selben Konstellation zusammenspielen und zusammengewachsen sind", berichtet Vey. Eisele nickt:"Ja, wir haben zu zwei Dritteln Ur-Saxonen in der Mannschaft."
Der Kern der Truppe ist nicht zuletzt deshalb immer größtenteils noch gemeinsam am Ball. Abgänge gab es kaum. Wirklich viele Klinken putzte das Trainerteam nicht, oft kamen ihr Neuzugänge mehr oder weniger zugeflogen und profitierte von Problemen benachbarter Vereine wie beispielsweise in Mauritz. Zudem ist Saxonias Anlage auch keine so ganz miese mit Kunstrasen und Co. "Zufall ist das alles nicht", meint Eisele. In der Halle kam die Truppe als C-Jugend mal ins Halbfinale der Stadtis, im vergangenen Winter war auch die Endrunde kein Problem. Da steckt tatsächlich wohl ein Plan hinter dem Ganzen.
"Mit eigenen Mitteln geht's nicht"
"Wir haben eine unfassbar gute Mentalität in der Truppe", loben die Trainer unisono. 19 Spieler gehören dazu, die meisten davon kicken auf ungefähr dem selben Niveau. Die Bank passt, die Unterstützung auch: Am Samstag fahren rund 60 Leute mit im Bus zum Finale.
Falles es klappen sollte, trennt sich das Erfolgscoach-Duo allerdings. Eisele hat genug zutun auf der Geschäftsstelle, im Falle eines Bezirksliga-Aufstiegs würde Vey die B-Jugend weiter betreuen, sonst ginge er hoch in die A-Junioren. Besteht die Möglichkeit, sich in der Bezirksliga zu behaupten, aus der vermeintlichen Sensation eine Normalität zu machen? "Mit ganz eigenen Mitteln geht's sicher nicht", weiß Eisele. Er ist aber zuversichtlich. Aus dem eigenen Stall rücken vielversprechende Kandidaten hoch, extern hätten sich auch schon einige angeboten. Zuerst muss das Spiel am Samstag natürlich noch gespielt werden. Eines ist aber klar: Ein 0:15 aus Saxonen-Sicht wird es definitiv nicht geben.