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"Fußball ist Teil der Gesellschaft und steht nicht darüber", erklärt Mladost-Coach Tom Feuerstacke. Die Saison hätte seiner Meinung nach abgebrochen werden müssen.

Von Risiken und Nebenwirkungen und dem Wunsch nach Normalität


Von Eva-Maria Landmesser

(18.05.20) In der ersten Bundesliga rollt der Ball wieder, allerdings vor leeren Rängen. Im Vorfeld wurde die frühe Wiederaufnahme vor allem wegen der Gefahr neuer Infektionen beim "Rudelgucken" kritisch diskutiert. Der Spieltag selbst zog hinsichtlich der Einhaltung des von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgearbeiteten Hygienekonzeptes große mediale Aufmerksamkeit auf sich. So wurden die Spieler angehalten auf gemeinsamen Torjubel zu verzichten, um die Kontaktbeschränkungen einzuhalten. Gleichwohl wurden Zweikämpfe und gegenseitiges Halten bei Eckstößen scheinbar geduldet. Beim Verlassen des Spielfeldes wurden den Sportlern Schutzmasken ausgehändigt und das Mikrofon der Journalisten trug einen Plastiküberzug. Die Meinungen zur Wiederaufnahme sind nach wie vor geteilt. Heimspiel-online hat für euch in Münsters Kreisligen Trainer- und Funktionärsstimmen eingefangen.  

Christian Hölker (Trainer TSV Handorf): Ich habe mir Teile der Konferenz angeschaut. Die Geisterspiel-Atmosphäre war insbesondere beim Derby zwischen Dortmund und Schalke komisch. Das Ergebnis rückt dabei fast in den Hintergrund, weil man froh ist, dass alles so gut über die Bühne gegangen ist. Bei der Diskussion, ob der Start nötig oder verfrüht war, kann ich beide Seiten verstehen. Ich habe mich mit dem Hygiene-Regelwerk der DFL nicht eingehend auseinander gesetzt. Was die Kritik an Torjubel-Umarmungen angeht, würde ich sagen, dass die Spieler ihren Sport machen und ihrem Beruf nachgehen, wenn sie auf dem Platz stehen und ich glaube, dass es im Affekt passieren kann, dass man zusammenkommt. Natürlich muss man aufpassen, gar keine Frage. Aber ich fände es komisch, wenn es deswegen zu Strafen kommt. Als Sportbegeisterter war ich froh, wieder an einem Sportgeschehen teilhaben zu können. Aber so wäre es mir bei jeder Sportart gegangen.

Marc Duderstadt (Sportlicher Leiter SV Mauritz): Natürlich handelt es sich immer noch um Profisport. Aufgrund der Atmosphäre wirkte es aber so, als würde man Kreisliga- oder Bezirksliga-Spiele im Fernsehen schauen. Meiner Meinung nach hätte man die Saison abbrechen müssen, denn so macht es keinen Spaß. Die Spieler dürfen ja noch nicht einmal richtig jubeln. Das verstehe ich ohnehin nicht. Die Sportler werden mehrere Male getestet und dürfen Zweikämpfe führen, sich beim Jubeln aber nicht in den Arm nehmen. Ich kann verstehen, dass Vereine, denen es wirtschaftlich schlechter geht, gerne weiterspielen wollen. So ganz durchdacht ist das Hygienekonzept meiner Meinung nach jedoch nicht, aber ich bin auch kein Virologe.

Klas Tranow (Trainer TuS Altenberge II): Ich habe da eine klare Meinung und finde, dass man zum jetzigen Zeitpunkt kein Fußball spielen sollte. Insbesondere die Bundesliga sollte sich diesbezüglich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Nichtsdestotrotz ist es ein reines Wirtschaftsunternehmen und aus der Perspektive sollte natürlich jeder seinem Beruf nachgehen dürfen. Aber auch als leidenschaftlicher Fußballfan hätte ich noch einige Wochen auf die Bundesliga verzichten können. Was die Atmosphäre angeht, war ich recht angetan. Als Trainer schaut man Spiele ohnehin etwas anders und ich persönlich brauche da keine äußerlichen Einflüsse durch Fans. Ich habe es genossen, ein Spiel mal so zu schauen. 

Roland Jungfermann (Trainer SV Rinkerode): Als Fußballer freut man sich natürlich. Das ganze Leben wird zurzeit von der Corona-Pandemie bestimmt. Da ist etwas Abwechslung nicht ganz verkehrt. Außerdem darf man nicht ganz vergessen, dass das Fußballspielen der Beruf der Sportler ist und dass sie ihrem Job nachgehen wollen, auch wenn sie dadurch, dass sie viel Geld verdienen gewisse Privilegien genießen. Der Wunsch, wieder zu spielen, leuchtet mir insofern ein, auch wenn die Gesundheit immer im Vordergrund stehen muss. Das Schauen selbst war, wenn man einen Kanal gewählt hat, bei dem Stadionatmosphäre eingespielt wurde sogar ganz gut. Ich finde es wichtig, schrittweise wieder Normalität zu bekommen und dabei dennoch die Kontrolle zu behalten. Denn ich denke, dass sonst auf Dauer böses Konfliktpotenzial entstehen kann. Auch für die Wirtschaft und insbesondere die kleinen Unternehmen ist es wichtig zur Normalität zurückzugelangen, denn da hängen ja nicht nur die Betriebe sondern auch Familien dran. 

Tom Feuerstacke (Trainer Klub Mladost): Ich fand den Spieltag unter den jetzigen Bedingungen nicht gut, weil die Partien nur Freundschaftsspielcharakter hatten und Fußball ohne Zuschauer blöd ist. Für mich hatte das nichts mit einem Wettbewerb zu tun, weil die Vereine alle auf einem unterschiedlichen Stand sind. Beim Derby hatte ich das Gefühl, dass die Schalker-Spieler noch im Winterurlaub sind. Ich glaube, dass sicherlich wirtschaftliche Interessen mitschwingen, aber für den Fußball selbst ist die Wiederaufnahme nicht förderlich. Die Spielberechtigung daraus abzuleiten, dass die Sportler berechtigt sind ihrem Beruf nachzugehen ist Unsinn. Aufgrund der Corona-Einschränkungen kann ich eine Menge Berufe nennen, die zurzeit nicht ausgeübt werden können. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen wurden, gingen von dem DFB und der DFL aus und nicht von den Spielern. Ich hätte das holländische, belgische und französische Vorgehen gewählt und die Saison abgebrochen. Das hätte man in Kauf nehmen müssen, so wie die Gesellschaft insgesamt die Situation annehmen musste. Fußball ist Teil der Gesellschaft und steht nicht darüber.

Besnik Bojku (Trainer TSV 95 Ostenfelde): Meiner Meinung nach ging es nicht anders, als den Bundesliga-Betrieb wiederaufzunehmen. Denn irgendwie muss es ja weitergehen. Es wurden viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Einhaltung lief bei einigen besser, und bei anderen - wenn man sich die Hertha anschaut - schlechter. Die Torjubelkritik ist meiner Ansicht nach etwas von den Medien aufgebauscht worden. Schließlich werden die Spieler vor den Begegnungen mehrmals getestet, gehen in Zweikämpfe und stehen auch in der Mauer zusammen. Hinsichtlich der Geisterspiel-Atmosphäre gehe ich davon aus, dass Fans einen Einfluss auf die Emotionen der Spieler haben. Wenn das ausbleibt, werden sich die Teams mit der höheren Qualität durchsetzen. 

Reinhard Behlert (Trainer SC Capelle): Ich finde, dass die Wiederaufnahme verfrüht war. Ich war sehr gespannt darauf zu sehen, ob das Spiel dadurch beeinflusst wird, dass keine Zuschauer da sind, ob die Spieler auch so Spaß am Fußball haben und ob man nach wie vor den Siegeswillen sieht. Nachdem ich das Derby zwischen Dortmund und Schalke gesehen habe, muss ich sagen, dass es mit Zuschauern wohl deutlich anders verlaufen wäre. Diesbezüglich bin ich etwas enttäuscht. Aber vielleicht bin ich da auch zu sehr Romantiker. Ich habe in den letzten Jahren bei mir selbst festgestellt, dass ich beispielsweise bei Weltmeisterschaften nicht mehr ganz so enthusiastisch bin. Das Ganze ist ein Managerspiel geworden und reißt mich nicht mehr so sehr vom Hocker. Für diejenigen, die das Managerspiel mögen ist es sicherlich richtig, dass die Saison nun weitergeführt wird. Die, die es nicht mögen, fühlen sich bestätigt. Ich werde mir keinen weiteren Spieltag mehr anschauen.



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3    SG Sendenhorst 25    74:21 65  
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