Aufstiegsrelegation
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Da fehlen einem die Worte: Sprakels unwirkliche Auferstehung
Von Fabian Renger
(06.06.24) Das glaubt dir wirklich niemand mehr. Jeder Drehbuchautor hätte diese Geschichte abgelehnt. Es ist kaum in Worte zu fassen, was sich da für ein Irrsinn in Sprakel abgespielt hat. Der SC Sprakel empfing den VfL Wolbeck II zum zweiten Spiel der Aufstiegsrelegation zur A-Liga - und Sprakel schien mausetot. Erledigt. Nach 19 Minuten lag der SCS mit 0:3 hinten. Zur Halbzeit stand's "immerhin" nur noch 1:3. Was später folgte, war eine regelrechte Auferstehung. In der 91. Minute glichen die Sprakeler zum 3:3 aus. In der 93. Minute netzte Felix Durynek zum 4:3 (1:3)-Siegtreffer ein. Der Aufstieg war perfekt. Unfucking fassbar.
Starten wir diesen Spielbericht doch einfach mal in der 68. Minute. Wolbeck führte 3:1. Nach dem Resultat aus dem ersten Aufstiegsspiel - Sprakel hatte das 3:1 gegen Alverskirchen gewonnen -, hätten wir also ein drittes Match am Sonntag gehabt. Und joar: Alles, wirklich alles sprach gegen den SCS und für den VfL. Die Luft war völlig raus. Sprakels Spielertrainer Till Görges stand bereits auf dem Feld. Nun wechselte sich sein Kollege Christopher Klimek ein. In der 77. Minute kam Felix Durynek in die Partie. Die Personalien Durynek und Klimek werden noch wichtig.
Minute 80: Der 2:3-Anschluss fällt. Es keimt wieder Hoffnung auf...
Wie aus dem Nichts steht's plötzlich nur noch 2:3. Klimek bereitet perfekt von der linken Strafraumkante aus vor, indem er einen töften Übersteiger auspackt, scharf und flach in Richtung Fünfer spielt. In der Mitte netzt Max-Vinzent Ahlert ein. "Das macht er überragend, sein 'Signature'", lobte später Görges seinen Kollegen Klimek.
Nun haben wir wieder ein Spiel...
Klimek vergibt einen Freistoß aus aussichtsreicher Position (87.), auf der Gegenseite zielt Noah Dudek knapp drüber und verpasst das 4:2 für die Gäste (88.). Sprakel Baba Touray setzt sich links durch und spielt die Murmel wunderbar in Richtung zweiter Pfosten. Wolbecks Keeper Marc Klein hält mit einer Doppelparade den Vorsprung fest (89.). Plötzlich ist Musik drin, das war lange Zeit nicht der Fall.
Minute 91: Der 3:3-Ausgleich fällt, der Wahnsinn nimmt seinen Lauf
Eckball für die Gastgeber von der rechten Seite. Der rutscht durch ans linke 16er-Eck. Es herrscht Vollversammlung in der Box. Irgendjemand schießt drauf, der Ball flutscht an dreitausend Beinen vorbei, auch eine Sprakeler Hand ist definitiv mit im Spiel. Wie dem auch sei: Am Ende butzt Nino Rachid Kraatz aus dem Getümmel heraus. Ausgleich. Das würde noch nicht zum Aufstieg reichen.
Minute 93: 4:3. Unbeschreiblich.
Ende Gelände? Weit gefehlt. Schiedsrichter Jonas Grütter hatte fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt. Es läuft die dritte. Langer Ball Sprakel. Plötzlich ist Görges links völlig blank durch im 16er, rechts läuft Durynek mit. Querpass, Tor, 4:3, Ekstase, Abfahrt, Aufstieg. Kurz darauf ist nämlich Schluss. "Kalte Socke", befand Görges. "Er hat vorm Spiel gesagt: Auch wenn ich nicht von Anfang an spiele, dann mache ich heute ein Tor. Eigentlich wollte er es mit dem Kopf machen, aber das ist mir heute scheißegal."
Durynek selbst fehlten ebenfalls die Worte: "Das ist echt Wahnsinn. Man kommt rein und dass mir der eine am Ende vor die Füße fällt, ist natürlich der Hammer. Wir haben zu jeder Zeit daran geglaubt. Wie wir zurückkommen, das zeichnet uns die ganze Saison schon aus." Klimek ging da mit: "Wir hatten das so oft in der Saison, dass wir zur Halbzeit hinten gelegen sind und dann kommen wir eigentlich immer wieder. Wir haben halt einen Tank für locker 120 Minuten."
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Ein Start nach Maß - für Wolbeck
Sprung zum Spielbeginn. Nach 19 Minuten war eigentlich alles sowas von durch. Leo Hessel (4.), Jim Waltermann (15.) sowie Spielertrainer Kim Terhaar (19.) hatten die Gästeelf, die mit mehrfacher Bezirksliga-Verstärkung aufgelaufen war, früh mit 3:0 in Front gebracht. Kraatz verkürzte zwar auf 1:3 (24.), aber irgendwie...neeee. Sprakel bemühte sich zwar definitiv, während sich der VfL irgendwann immer mehr zurückzog. Wieso auch immer. Doch so richtig gefährlich wurde es nur einmal. Da schickte Görges Steffen Kock auf der rechten Seite. Kraatz setzte dessen Hereingabe knapp drüberher (44.). In der zweiten Halbzeit kam Wolbeck druckvoller aus der Kabine, Sprakel schien wirklich komplett auf zu sein. Ahlert rettete in höchster Not gegen den einschussbereiten Terhaar (54.). Es wäre das 4:1 gewesen. Es wäre das Ende gewesen.
Dem war jedoch nicht so. Was dann folgte: Siehe oben. Im Wolbecker Lager herrschte wenig überraschend pure Fassungslosigkeit. Trainer Danicious Jeyandran suchte nachher nach Erklärungen für das, was nicht zu erklären war. "Wir machen es eigentlich lange Zeit ganz gut, müssen dann aber auf das vierte gehen. Am Ende hat's Sprakel verdient - wer sich so zurückkämpft, der hat's verdient. Wir sind nach dem 3:2 auf einmal total versunsichert gewesen, aber schon das 3:1 hat uns einen Knick gegeben." Und als später Klimek reinkam, Sprakel auf zwei Stürmer umstellte - da wurde es ein komisches Abenteuer.
Das größte Problem lieferte Durynek mit: "Ich glaube, wir müssen alle morgen arbeiten." Doof gelaufen. Das letzte Wort gehörte Görges: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll..." Wir auch nicht mehr. Irre, das alles.
SC Sprakel - VfL Wolbeck II 4:3 (1:3)
0:1 Hessel (4.), 0:2 Waltermann (15.)
0:3 Terhaar (19.), 1:3 Kraatz (24.)
2:3 Ahlert (80.), 3:3 Kraatz (90+1.)
4:3 Durynek (90+3.)
