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Von der Task Force zum Triumph
Von Christian Lehmann
(30.04.24) Es hat schon ein bisschen was Kitschiges: Zehn Jahre nach der Fusion des Telekom-Post SV mit Germania Mauritz hat die noch junge Vereinshistorie des SV Mauritz 1906 e.V. mit dem Aufstieg der ersten Fußball-Mannschaft einen vorläufigen Meilenstein erreicht. Der Mehrspartenverein mit seinen insgesamt über 1.400 Mitgliedern aus 19 Abteilungen ist damit also nun auch in Sachen Fußball eine große Nummer in der Domstadt. Auf dem Weg dorthin hatten die "Macher" in der Fußballabteilung viele Barrieren zu überwinden, neue Wege zu beschreiten und Rückschläge zu verdauen.
Der heutige 1. Vorsitzende des Gesamtvereins Uli Thelen war schon
2014 federführend, als es darum ging, die einstigen Platzhirsche, die nicht nur durch den Kanal voneinander getrennt waren, zusammenzuführen. Vor allem bei den alten Recken mussten er und der damalige "Präsi" Detlef von Delft viel Überzeugungsarbeit leisten - doch das Unterfangen glückte. In der Fußball-Abteilung waren die Erwartungen zunächst nicht allzu groß. Germania Mauritz war viele Jahre lang eine graue Maus und eher Wandler zwischen B- und A-Liga gewesen, der Telekom-Post SV war zumindest kurzfristig erfolgreicher unterwegs,
stieg 2011 in die Bezirksliga auf. Nur zwei Jahre später endete der Höhenflug jedoch abrupt mit der
Auflösung der ersten Mannschaft.
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Die Nachhaltigkeit fehlte
"Das war damals einfach nicht nachhaltig. Es fehlte das Fundament", erinnert sich Thelen. Es ging fortan darum, den Verein attraktiver zu machen, Trainingsmöglichkeiten zu schaffen, den Nachwuchs zu fördern. Thelen war froh, dass sich im Laufe der Jahre in der Fußballabteilung eine Gruppe bildete, die sich den großen Herausforderungen annahm: Christopher Dunkel-Steinhoff wurde 2013 als Trainer in Mauritz installiert - es sollte eine
siebenjährige Erfolgsgeschichte werden. Im Hintergrund zogen vor allem Marc Duderstadt und Thorsten Kubitza die Fäden - die damals so genannte "Task Force" war geboren. Gemeinsam brachten die Verantwortlichen den Laden auf Vordermann - später auch wieder mit Unterstützung des früheren ersten Vorsitzenden Erich Varnhagen, der zwischenzeitlich kürzer getreten war. Im Frauenfußball brachte sich der frühere Postler Detlef Rasch intensiv mit ein und legte auch hier den Grundstein für die positive Entwicklung. "Das ist alles aus der Fußball-Abteilung selbst gewachsen. Die Verantwortlichen haben wirklich viel bewirkt. Das sind alles alteingesessene, erfahrene Leute, die ein großes Netzwerk haben und Leute begeistern können", so Thelen.
Was haben sie nicht alles veranstaltet, um den SV Mauritz nach vorn zu bringen. Gemeinsam mit einer Werbeagentur wurden Image-Werbespots erstellt, die in Münsters Kinos liefen. Als es sportlich bei der Ersten mal nicht so rund lief, wurde mit Frank Pudel gar ein
Mentalcoach konsultiert - und tatsächlich stellte sich der gewünschte Effekt ein. Zu den wichtigsten Bausteinen des Mauritzer Aufstiegs zählte aber sicherlich der Bau eines neuen Kunstrasenplatz 2019, der über Zuschüsse und Sponsorengelder, aber zu einem großen Teil auch über eine Crowdfunding-Aktion ermöglicht wurde, bei der die Unterstützer Platzanteile kaufen konnten. "Das war eine Initialzündung, um auch nach Corona richtig durchstarten zu können. Der Zulauf, den wir danach hatten, war der Wahnsinn", sagt der ehemalige Germania Mauritz-Boss Erich Varnhagen heute.
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Die Ära Dunkel-Steinhoff
Der gebürtige Nottulner Dunkel-Steinhoff führte das Team
2016 in die Kreisliga A - und prägte während seines Schaffens am Coppenrathsweg das Gesicht des Klubs nachhaltig. "Ich war zur passenden Zeit für Mauritz da - und Mauritz für mich", sagt er heute voller Anerkennung - und dankt vor allem Kubitza und Duderstadt: "Das sind für mich neben Erich Varnhagen die Väter des Erfolgs." Als Dunkel-Steinhoff in Mauritz übernahm, stand die erste Mannschaft vor dem Abstieg in die C-Liga, "CDS" lockte gemeinsam mit seinen Mitstreitern nach eigener Aussage "gefühlt 120 Spieler" nach Mauritz, krempelte den Laden um - und hatte Erfolg. Wohlgemerkt: In den Anfangsjahren wurde in Mauritz im Winter noch auf Asche gezockt. "Es war schon eine geile Zeit. Mauritz ist für mich mittlerweile Heimat", sagt der ehemalige Coach, der auch bei den Aufstiegsfeierlichkeiten reinschaute, um zu gratulieren und ein paar Schnappschüsse zu machen. "Einerseits freue ich mich sehr für den Verein, andererseits tut's auch ein bisschen weh - ich hätte gerne mit Gelmer noch gegen die Jungs gespielt."
Varnhagen, der sich ab und auch mal mit dem Ex-Coach zu zanken pflegte, sagt heute: "Christopher hat indirekt auch zu diesem Erfolg beigetragen. Wir haben in den vergangenen Jahren von den Strukturen profitiert, die er aufgebaut hat." Der aktuelle Übungsleiter des SC Everswinkel wird bei diesem Lob fast rot: "Das ist schön zu hören, aber die Jungs wären heute nicht da, wo sie stehen, wenn ich da geblieben wäre. Ivo Kolobaric hat vieles umgestrickt und so diesen Erfolg erst möglich gemacht."
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Kolobaric legt die entscheidenden Hebel um
Seit 2020 hält der 52-jährige Kroate am Coppenrathsweg die Zügel in der Hand. Er zog mit Verpflichtungen von Spielern wie Benny Siegert oder Nils Hönicke oder der Entdeckung von Knipser Wenzel Voß an den entscheidenden Hebeln, um die SVM-Rakete letztlich in die Bezirksliga-Umlaufbahn zu schießen. "Der Aufstieg ist das Ergebnis einer intensiven Arbeit über vier Jahre", sagt Varnhagen. "Ivo hat es geschafft, die Mannschaft zusammen zu halten und immer wieder punktuell zu verstärken. Es gab Zeiten am Anfang, in denen es nicht so einfach war. Wir haben immer an einem gemeinsam Konzept gearbeitet und versucht, der Mannschaft ein gutes Umfeld zu bieten. Nur mit elf guten Spielern steigst Du nicht auf. Die Entwicklung bis hierhin ist absolut besonders. Der Verein hat jetzt endlich das Potenzial, in Münsters Osten eine wichtige Rolle zu übernehmen. Die Truppe tritt mit einer extremen Geschlossenheit auf - und hat einen top Trainer. Die Jungs tragen ja nicht umsonst sein Konterfei auf den Aufstiegs-Shirts."
Die Mannschaft bleibt in der nächsten Saison nahezu komplett zusammen - und soll mithilfe einiger weniger Verstärkungen die Erfolgsgeschichte weiterschreiben. "Es geht fast nicht besser - der Erfolg in dieser Saison ist für uns ein kleines Wunder. Wir müssen aufpassen, dass wir auf dem Boden bleiben und weiter hart arbeiten", fordert Varnhagen. "Wichtig ist, dass Du ein solides Fundament hast." Das nächste Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die erfolgreiche Jugendarbeit Früchte trägt und Talente aus der U19 den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Nachhaltigkeit bleibt das Zauberwort - auch nach dem großen Wurf. Thelen ist überzeugt, dass der eingeschlagene Weg stimmt und es diesmal kein ähnlich böses Erwachen wie zu alten Post-Zeiten gibt: "Die Mannschaft hat eine sagenhafte Mentalität - und einen top Trainer, der extreme Ruhe ausstrahlt. Die Strukturen und das Umfeld stimmen - deswegen bin ich auch davon überzeugt, dass wir eine gute Bezirksliga-Saison erleben werden."
Hier geht's zum Interview mit Meistertrainer Ivo Kolobaric...










































