Eichholz: „Saxonia braucht neue Strukturen“

Von Sascha Keirat

(22.03.12) Im tristen Mittelmaß der Liga tummelt sich derzeit der TuS Saxonia. Das erste Spiel des Jahres gegen Westfalia Kinderhaus III ging mit 2:3 verloren. Über die aktuelle Saison und die Zukunft des 1883 gegründeten Traditionsvereins sprachen wir mit Trainer Martin Eichholz. 

Schaut man auf die Tabelle, hat die Vorbereitung auf die neue Saison ja schon fast begonnen. Das Team steht derzeit von jenseits von Gut und Böse. Welche Motivation haben Du und die Mannschaft noch für die restliche Spielzeit? 
Naja, vor unserer Niederlage am Sonntag gegen Kinderhaus haben wir eigentlich schon noch auf Platz zwei oder drei geschielt. Theoretisch ist eine Relegation ja noch möglich. Allerdings verlief die Vorbereitung so miserabel, dass es eigentlich nichts anders zu erwarten war. Es waren nur fünf, sechs Mann von den 28 im Kader regelmäßig beim Training. 

Woran liegt das?
Es ist ja eben nur Kreisliga B, viele Spieler wollen einfach nur Kicken. Generell weiß ich aber, dass wir viele gute Fußballer in der Truppe haben, die leider ab und zu nicht so erfolgsorientiert denken wie ich es gern hätte. Im taktischen Bereich zum Beispiel konnten wir fast gar nichts machen. 

Du bist ja ein junger Trainer, der sicher auch gewisse Ambitionen hat. Generell ist Saxonia ja ein Verein, der für viele in die Kreisliga A gehört…
Das denke ich auch. Ich bin damals zu Saxonia gekommen, weil ich auf die Tradition dieses Vereins stehe. Mein Papa hat früher hier gespielt und ich war schon als Kind ständig am Platz. Mein Ziel war es, hier alles einzubringen, was ich im Fußball gelernt habe und vielleicht weitergeben kann. In meinen Augen ist es aber problematisch, hier Neuerungen zu schaffen. Viele Leute haben da von Anfang an eine Blockadehaltung und wollen nichts von neuen Ideen wissen. Daher ist das Arbeiten nicht immer ganz einfach.  

Was meinst Du damit konkret?
Da geht es oft um Kleinigkeiten, Equipment und so weiter. Auch das große Thema Sponsoring, das bei uns fast brach liegt. Wir haben große, freie Flächen für Werbung und im Hafenviertel gibt es jede Menge Firmen. Nur gibt es niemanden, der sich dafür zuständig fühlt. Ich habe mich mal nach einer Preisliste für Werbebanden umgehört – auf der, die mir gezeigt wurde, waren noch D-Mark-Preise… Überhaupt sind die Aufgaben meines Erachtens nach nicht klar aufgeteilt. Wenn Du mich jetzt fragen würdest, wer Dein Ansprechpartner für Platzbelegungen ist, könnte ich es Dir nicht sagen. Seit Horst Redemann nicht mehr da ist, fehlen die klaren Zuständigkeiten.

Es fehlen also auch an Manpower, also Leuten, die sich ehrenamtlich engagieren?
Ja, das kann man so sagen. Es gibt zwar viele Leute, die Zusagen machen, diese dann aber nicht konsequent umsetzen. Ich will ja nicht sagen, dass ich hier alles richtig mache. Jedoch muss gerade im strukturellen was passieren, damit es wieder bergauf geht. Denn fest steht, dass noch viele Leute sich stark für Saxonia interessieren und verfolgen, was passiert. Kürzlich wurde ich von einem Bekannten meines Vaters angesprochen, den ich überhaupt nicht kannte. Der wusste Wochen alte Ergebnisse von uns und hatte unser Torverhältnis im Kopf. Saxonia war früher ein richtig großer Verein und ist in Klein-Muffi stark verwurzelt, nur sieht man das sonntags am Platz leider zu wenig. 

Demnächst bekommt der Verein ja einen Kunstrasenplatz. Macht das Hoffnung für die Zukunft?
Ja sicher. Oft werde ich von interessierten Spielern gefragt, wie es bei uns mit Training aussieht. Da muss ich immer antworten, dass ich einmal die Woche auf Rasen darf – wenn das Wetter gut ist. Das ist auch so eine Sache: Alle im Verein verlangen, dass die Erste in die A-Liga aufsteigt. Auf der anderen Seite gibt’s gleich einen Aufstand, wenn eine andere Mannschaft mal auf Asche muss, wenn die Erste den Rasen belegt. Das wird sich mit einem Kunstrasen ändern und auch für die Jugendarbeit ist das natürlich topp. Ich denke, dass das Projekt auch eine gute Gelegenheit ist, um andere Sachen mal anzustoßen.