(01.10.13) "Da die Berichterstattungen in Heimspiel, WN und MZ aus meiner Sicht nicht den wahren Ablauf des Geschehens wiedergeben, möchte ich an dieser Stelle Stellung nehmen.

Ich  bin seit mehr als 20 Jahren im Trainergeschäft und liebe meinen Job mit dem Engagement und den Emotionen, die meines Erachtens dazu gehören. Ich bin sicherlich nicht der leiseste am Rand und auch ab und zu sicherlich ein bisschen zu forsch. Aber ich habe in all den Jahren keinen Schiedsrichter beleidigt oder persönlich angegriffen. Ich fordere meine Spieler stets auf, sich auf den Fußball und nicht auf Schiedsrichter oder Gegenspieler zu konzentrieren. Sollte einmal einer aus der Reihe tanzen, werde ich tätig, auch wenn der Schiedsrichter es nicht mitbekommt, wie z. B. im Rückspiel der letzten Saison gegen Eintracht Münster, als beim Stande von 3:3 und einer verletzungsbedingten Unterzahl ich einen Spieler ausgewechselt habe, weil er Stress mit seinem Gegenspieler hatte. Wir haben zu neunt weitergespielt und das Spiel sogar noch mit 4:3 gewonnen.

Im Laufe seiner Jahre entwickelt man dann auch ein Gefühl dafür, wie sich ein Spiel entwickeln kann. So geschehen am 29.09.2013 in Reckenfeld. Wir waren die spielerisch klar bessere Mannschaft und Reckenfeld versuchte, seine fußballerische Unterlegenheit mit Kampf und vielen Fouls auszugleichen. Da diese Fouls zu 80% gar nicht bzw. wenn sie gepfiffen wurden, nicht zusätzlich sanktioniert wurden, habe ich in der Halbzeit das Gespräch mit dem Schiedsrichter beim Verlassen des Platzes gesucht und ihn in ruhiger Atmosphäre gebeten, in der zweiten Halbzeit konsequenter zu pfeifen, um eine Eskalation zu vermeiden. Er tat das aber mit einem Lächeln ab und sagte, diese Foulspiele hätte er geahndet, wenn es sie gegeben hätte.

"Wollte Schlimmeres verhindern"

In der zweiten Halbzeit ging die „Jagd“ dann weiter. Unsere 2:0-Führung konnte Reckenfeld nach einem Handelfmeter auf 1:2 verkürzen, doch wenige Minuten danach haben wir den alten Abstand wiederhergestellt. Wegen eines zweiten Foulspiels von Alberty waren wir ab der 56. Minute nur noch zu zehnt. Es brannte aber nichts an und wir verlagerten unsere Spielanlage aufs Kontern. Bei einem dieser Konter in der ca. 80. Minute war Tim Jonas dann frei durch, wurde aber von einem Reckenfelder verfolgt. Dieser räumte ihn dann ca. 20 Meter vor dem Tor ab.

Als Jonas sich wieder aufrappeln wollte, um erneut dem freien Ball nachzusetzen (es war noch nicht gepfiffen worden!!!), riss ihn derselbe Spieler massiv zu Boden. Beide standen auf und es entwickelte sich eine Rauferei. Daraufhin stürmten die anderen Spieler beider Mannschaften zum Tatort. Auch ich lief auf den Platz, um Jonas von seinem Gegenspieler wegzuholen, um Schlimmeres zu vermeiden. Dies gelang mir auch und Jonas begab sich auf die Ersatzbank.

"Reckenfeld bracuht sich keine Sorgen machen"

Ich bemühte mich, weiter deeskalierend auch auf meine anderen Spieler zu wirken sowie Zuschauer vom Platz zu weisen. In dieser Situation habe ich mich in keiner Weise mit dem Schiedsrichter befasst. Mein Kollege, Dennis Zilske, nahm aber vehement die Gelegenheit wahr, einen Spielabbruch zu fordern, was ich aufs Schärfste verurteile. Was zuvor in der Spielertraube vorgegangen ist, kann ich nicht sagen, weil ich mit Jonas beschäftigt war. Ich gehe aber davon aus, dass die ausgesprochenen Feldverweise gerechtfertigt sind. Auch die spätere Hinausstellung eines weiteren Reckenfelder Spielers war in Ordnung. Die Unterbrechung dauerte ca. fünf Minuten, nachgespielt wurden ca. 13 Minuten.

Meines Erachtens hätte es aber gar nicht so weit kommen müssen, wenn der Schiedsrichter frühzeitig durchgegriffen hätte (auch auf unserer Seite). Es ist nun mal so, dass wenn Fußballer merken, dass sie ungestraft treten können, sie das Maß immer weiter ausschöpfen und es schließlich eskaliert. Die Forderung nach Polizeischutz entbehrt jeder Grundlage. Reckenfeld braucht sich für das Rückspiel keine Sorgen machen. Wir werden es sportlich lösen, ohne jedwede Entgleisung. Wie der Schiedsrichter darauf kommt, er hätte das Spiel schon in der ersten Hälfte abbrechen können, bleibt mir schleierhaft, ist aber ein weiteres Indiz für seine Überforderung. Noch ein abschließendes Wort zu Tim Jonas: Wenn alle Fußballer wie Tim wären, würde es diese Eskalationen auf dem Platz nicht geben."