Jetzt erst recht!

Von Robert Wojtasik

(25.02.14) Kampf, Kummer, Kabinengesang: Wer dachte, die durch die Ligenreform vorzeitig geretteten Teams machen jetzt einen auf Sparringspartner, der wurde gleich am ersten Rückrundenspieltag eines Besseren belehrt.

Das war ein Wochenende ganz nach Michael Schwennigers Geschmack. Am Samstag feierte der Trainer des SV Mauritz II seinen 51. Geburtstag. Einen Tag später beschenkte ihn seine Mannschaft in Rinkerode mit dem dritten Saisonsieg. Vor gut einem Monat noch galt diese Paarung als wegweisendes Duell im Kampf um den Verbleib in der Kreisliga B2. Dann wurde die Re-Reform der Ligenstruktur zur neuen Saison beschlossen, weshalb in der laufenden unter anderem niemand aus den B-Kreisligen absteigt.

Raus war die Luft aus dem Abstiegskampf und weg der sportliche Reiz für alle, die keine realistische Chance auf einen der vermehrten Aufstiegsplätze haben. Also mal eben locker für zwei Drittel der Liga. Spekulationen über mögliche Motivationsprobleme wurden am ersten Rückrundenspieltag aber gleich an mehreren Schauplätzen widerlegt.

200 Milligramm Ibuprofen

Da pfeift sich Mauritz-Keeper Thorsten Kubitza nach eigenen Angaben vor dem Spiel "200 Miligramm Ibuprofen" rein, um in Rinkerode überhaupt dabei sein zu können. Und nach dem Sieg grölt die ganze Truppe "Blau und Weiß" in der Gästekabine. Mit Michael Schwenniger als Capo.

"Ich will am Ende der Saison sagen können, dass wir auch dringeblieben wären, wenn es keine Reform gegeben hätte", sagt der Mauritz-Coach. So sieht's auch sein Schnapper Kubitza: "Wer scheiße spielt, muss eigentlich auch absteigen. Ich bin aber überzeugt, dass wir uns diese Saison auch sportlich noch retten können. Wir werden jedenfalls alles daran setzen."

"Das war kein Fußball - eher Rugby"

Diesen Plan haben die Mauritzer offenbar nicht exklusiv. In dem sportlich nun völlig belanglosen Match zwischen Schlusslicht RW Milte und Saxonia Münster, dem Tabellenzehnten, flog je ein Kicker pro Team mit Rot vom Platz. Der eine hatte zu hart hingelangt, der andere ihn deswegen tätlich angegangen. TuS-Trainer Sven Thoma schimpfte später über die Platzverhältnisse und meinte zur Gangart des Gegners: "Das war kein Fußball - eher Rugby." Ja, so ärgert sich einer, der mit seinem Team in dieser Saison nur noch um die Goldene Ananas spielt.

"Jetzt, wo wir die Klasse gehalten haben, haben wir andere Reize gesetzt", sagt Miltes Trainer Volker Hoffmann. Für ihn war der zweite Saisonsieg vor allem Nachweis dafür, dass "die Mannschaft lebt" - und von ungefähr kam er gleich gar nicht. "Das haben wir der harten Arbeit in der Vorbereitung zu verdanken. Alle haben sich voll reingehangen, auch nachdem bekannt war, dass wir nicht mehr absteigen können."

Greifenberg gibt Klaas sein Wort

Matthias Greifenberg hat sich vor Rückrundenbeginn auch so seine Gedanken gemacht. Am Sonntag freute sich der Trainer des SC Everswinkel neben dem Punktgewinn gegen den Aufstiegsaspiranten aus Beelen vor allem auch darüber, "dass sich meine Befürchtungen nicht erfüllt haben, dass jetzt alles als Freundschaftsspiel betrachtet wird". Beim Smalltalk nach dem Schlusspfiff gab er Beelens Trainer André Klaas das Versprechen, "dass wir genauso gegen jeden anderen Gegner unser Bestes geben werden".

Im Grunde sei die Situation für viele Mannschaften ja auch gar nicht so neu, meint Mauritz' Sportlicher Leiter Marc Duderstadt: "Klar ist der sportliche Druck jetzt weg. Aber es gibt jedes Jahr viele Teams, die zu stark sind um abzusteigen und zu schwach, um bis zum Schluss um den Aufstieg mitzumischen. Die spielen dann quasi jedes Jahr so eine Saison und hören trotzdem nicht auf. Letztlich macht man es es ja vor allem auch, weil man Bock drauf hat."