Querpass
Kein „Goldener Jahrgang“,
aber gut wie nie
Von Lutz Hackmann
(12.03.12) Bis dato haben sich die Junioren-Fußballer vom SV Fortuna Schapdetten im Münsterland nicht unbedingt einen großen Namen gemacht. Bei einem Ort von weniger als 1800 Seelen kann das kaum Wunder nehmen. Und doch: In der Jugendabteilung bewegt sich etwas. Denn die A-Junioren des Klubs haben sich nicht nur – zumindest für Außenstehende – überraschend für die Leistungsliga qualifiziert, sie entpuppen sich auch für den einen oder anderen Bezirksliga-Aufstiegsaspiranten immer mal wieder als Stolperstein.
Diese Erfahrung machten in der Qualifikation zur Leistungsliga bereits die Wackeraner aus Mecklenbeck, die den Fortunen mit 2:3 unterlagen, am Sonntag nun trotzen die Nottulner Spitzenreiter Westfalia Kinderhaus ein 1:1 ab. Sicher, die Bezeichnung „Goldener Jahrgang“ wäre wohl eine Etage zu hoch gegriffen, das findet auch Fortunen-Coach Uwe Heumann. „Aber eine so gute A-Jugend hatten wir hier noch nicht“, weiß der Trainer, der seit dieser Saison bei den Schapdettenern die B-Junioren abgab, um sich dem ältesten Nachwuchsjahrgang des Klubs zu widmen.
"Bin leistungsorientiert!"
Noch in der letzten Serie waren die Fortunen-Youngsters nach einer „katastophalen Saison“ (Heumann) weit von der Leistungsliga-Quali entfernt. Mit neuem Personal – die Hälfte brachte Heumann aus den B-Junioren mit, die andere Hälfte blieb, dazu kam mit Matthias Nowack ein Neuzugang von GW Nottuln hinzu – läuft es derzeit prächtig. Rang vier, also ein Platz in der oberen Hälfte der Leistungsliga, steht derzeit zu Buche, ein großartiger Erfolg für den SVF.
Doch was hat sich geändert bei den Fortunen? „Ich bin leistungsorientiert“, gesteht Heumann, „das habe ich den Jungs vermittelt. Und die waren ebenfalls gewillt, deutlich mehr zu erreichen als in der letzten Saison. Ein weiterer Vorteil: „Gerade gegen die Favoriten ist es doch für uns leicht. Niemand erwartet da Punkte von uns, und ich sage den Jungs auch: Wenn wir ein Gegentor kriegen ist das nicht schlimm, wir spielen einfach unseren Stiefel weiter“, berichtet Heumann. Gegen Kinderhaus am Sonntag führte Schapdetten sogar, „da konnten wir sogar eine Zeit auf den ganz großen Coup hoffen. Aber es macht nichts, dass wir dann gegen eine so spielstarke Truppe wie die Westfalia noch den Ausgleich gekriegt haben.“
Die Mannschaft also will, und so kämpft und rennt auch jeder für den anderen. Heumann: „Wenn das mal nicht funktioniert, dann bekommen wir auch mal einen Tusch wie in Sassenberg beim 1:8.“ Doch das ist mittlerweile die Ausnahme, nicht die Regel. Auch ein Resultat von Heumanns Philosophie: „Du musst als Trainer doch schauen: Wen habe ich, und wen setze ich wie ein?“ Und das tat der Coach, unabhängig davon, auf welchen Positionen seine Jungs in der vergangenen Saison gespielt haben. 17 Mann umfasst der Kader des SVF, darunter auch drei B-Jugendliche, die Heumann hochgezogen hat. Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft ist Kapitän und Innenverteidiger Jan Gerlach. Einen exponierten Goalgetter vom Dienst gibt es nicht, die Treffer verteilen sich auf mehrere Akteure, was die Fortunen für den Gegner auch schwerer auszurechnen macht.
Mit dem augenblicklichen vierten Platz in der Leistungsliga-Gruppe 2 ist man in Schapdetten derzeit jedenfalls sehr zufrieden. „Mehr geht auch nicht“, ist sich Heumann durchaus im Klaren, „und den Rang zu halten, wird auch schwierig genug.“ Trotzdem – in dieser Saison hat eine Schapdettener A-Jugend erstmals für gewisse Furore gesorgt. Und das ist für die Protagonisten schon eine feine Sache.