Querpass
Wille wusste schon vor der EM: Gomez ist der beste Stürmer
Von Julian Mester
(19.06.12) Zwei Traumata belasteten das Fußballerleben von Marcel Wille: In seinen zwei Seniorenjahren ist der Abwehrspieler von GW Amelsbüren in beiden Spielzeiten abgestiegen, und als selbsternannter "größter Mario Gomez-Fan" hatte er in den letzten Jahren Hohn und Spott zu ertragen. Beim Public Viewing 2010 in Münster wurde er ob seines Gomez-Trikots gar mit vollen Bierbechern beworfen. Am vergangenen Wochenende konne Wille seine Traumata ad acta legen: Nach dem geschafften Klassenerhalt mit GWA II hielt Wille einen Vortrag mit dem Arbeitstitel "Warum Mario Gomez der weltbeste Stürmer ist" und ließ einige der größten Kritiker zunächst einmal verstummen.
Im Vereinsheim am Häpper lud Wille zu einer Powerpoint-Präsentation im Rahmen des GWA-Saisonabschlusses und präsentierte dem Mix aus Spielern der Ersten, Zweiten, Dritten und Damen sowie einigen Funktionären viele Zahlen, Daten und Fakten zu Mario Gomez in hübsch vorbereiteten Diagrammen, Tabellen und bewegten Bildern. "Ich hab schon so viele dumme Sprüche für Mario einstecken müssen, dagegen wollte ich was machen. Meine Freunde schimpfen seit Jahren über Gomez, da mussten sie mir jetzt mal 15 Minuten zuhören und sich überzeugen lassen", so Wille über seine Intention, einen Vortrag auszuarbeiten.
Die Zahlen lügen nicht
Und manche Zahlen lügen wirklich nicht: Gomez hat als einziger aktiver Bundesligaprofi in jeder Saison mindestens zehn Tore geschossen, am häufigsten das 1:0 erzielt (in der letzten Saison alleine elf Mal) und Gomez braucht den Vergleich mit anderen Topstürmern Europas nicht zu scheuen. Wille verglich sein Idol mit den Stoßstürmern Fernando Torres, Didier Drogba, Samuel Eto'o, Karim Benzema und Miroslav Klose und ihren Leistungen in der Champions League.
"Ich wollte deckungsgleiche Stürmer in einem vergleichbaren Wettbewerb bewerten. Der Eto'o spielt jetzt schließlich in der russischen Liga und der arme Messi spielt ja mit Argentinien in einer eher schwachen Nationalmannschaft. Wobei ich Daten zu Cristiano Ronaldo und Lionel Messi als Flügelstürmer ohnehin nur angerissen habe", erklärte Wille den Aufbau seiner aussagekräftigsten Statistik - der Torquote. Und da liegt Gomez gegenüber den Konkurrenten vorn: in der Champions League trifft der Deutsche in zwei von drei Spielen, das schaffte keiner der anderen Stoßstürmer. Torres, Drogba, Klose und Eto'o liegen im 30er Prozentbereich, Benzema kommt auf beachtliche 59%. Zum Vergleich: Messi kommt auf unerreichte 75%, Cristiano Ronaldo weist eine Quote von 48% auf.
Vielseitig und kaltschnäuzig
In einer anschließenden Videoanalyse zeigte Wille den rund 40 Zuschauern dann die Vielseitigkeit und Kaltschnäuzigkeit des Bayern-Stürmers. "Dass der Gomez so viele Tore mit links und mit dem Kopf macht, hätte ich wirklich nicht gedacht", zeigte das Gesehene bei Zuschauer Bastian Bieder schon Wirkung. Und auch der Rest des Plenums hatte Wille aufmerksam zugehört, wie der Test zeigte, der sich dem Vortrag anschloss: Gemeinsam konnten alle zehn Fragen zu Mario Gomez beantwortet werden.
Beim Deutschland-Spiel, das an gleicher Stelle später zusammen geguckt wurde, zeigte Gomez dann keine grandiose Leistung, lautstarke Schmähungen blieben jedoch aus. Und als Mario Gomez in der 74. Minute Miroslav Klose weichen musste und den Platz verließ, erntete er trotz seiner mäßigen Leistung einen wohlwollenden Applaus von der Amelsbürener Fan-Gemeinschaft - mehr will Marcel Wille doch gar nicht. "Auch wenn das Mario-Gomez-Trikot bei den Mädels zur Zeit sehr gut ankommt", gibt der BVB-Fan auch bei den Männern nicht auf: Wenn ein Verein Marcel Wille buchen möchte, wenden sich Interessierte am besten an die Heimspiel-Redaktion. Wir vermitteln gerne.