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Kreisliga A: Anschwitz History X

Ein Großteil dieser Truppe, die in der Saison 2001/02 den Aufstieg in die Kreisliga B nur hauchdünn verpasste, genießt beim Skiclub Rheine mittlerweile Legenden-Status. Foto: privat
Thomas Sandmann prägte die jüngere Geschichte des Skiclubs. Seit Ende Februar ist er Vorsitzender der Fußballabteilung.

Als der Trainer auf dem Bierdeckel unterschrieb


von Christian Lehmann

(03.04.20) Die fußball- und anschwitzfreie Zeit geht euch doch ebenso auf den Zwirn wie uns. Deswegen blättern wir in unserer neuen wöchentlichen Rubrik "Anschwitz History X" zurück im Geschichtsbuch. Wir krallen uns Partien, die stattgefunden hätten und schauen, was eigentlich früher so los war zwischen den Vereinen.

Die Partie zwischen dem FC Eintracht Rheine II und dem Skiclub mutet auf den ersten Blick nicht unbedingt wie ein Traditionsduell an, erst dreimal standen sich diese beiden Teams in der jüngeren Vergangenheit gegenüber. Den Skiclub in seiner heutigen Form würde allerdings gar nicht geben, wenn nicht um die Jahrtausendwende ein paar mutige Pioniere den Schritt vom Delsen an die B70 gewagt hätten.

Fußball gespielt wurde beim Club schon vorher. Clemens Schmit hatte 1997 die Idee, mit einer zunächst nur als Hobbytruppe laufenden Mannschaft am Spielbetrieb der Kreisliga C teilzunehmen. Der Erfolg des  von Antonio Gracinda, später von Heinz Dortmann gecoachten Teams, in dem unter anderem Uwe Hilge und Peter Weichel zu den Leistungsträgern zählten, hielt sich in Grenzen.

Stichel: "Ein Kumpel-Ding"

Erst ein paar Jahre später nahm die Skiclub-Erfolgsstory mit der Gründung einer zweiten Mannschaft Fahrt auf. Zu den "Gründervätern" zählten unter anderem Alex Stichel, Marc Brenzel, Ralf Lücke, Jens Brenzel und Harry van der Gugten - sie alle hatten zuvor beim großen Nachbarn FCE in der dritten oder vierten Mannschaft gespielt. Ein Jahr später stießen auch Carsten Blanke und Stefan Welle hinzu. "Das war ein Kumpel-Ding", erinnert sich Stichel, der 16 Jahre lang auch erster Vorsitzender der Fußball-Abteilung war. "Wir waren eine große Clique." 

Ralf Lücke, einer der wenigen, die sogar heute noch spielen, erinnert sich gerne zurück: "Mal eben von null auf hundert eine Truppe aus dem Boden zu stampfen, war nicht so einfach. Trotzdem waren wir plötzlich über 20 Mann! Wir waren ein Kollektiv, das war eine fantastische Mannschaft, in der vor allem das Gesellschaftliche im Vordergrund stand." Ganz passabel kicken konnten die Jungs allerdings auch. Schon in der Saison 2001/02 wäre beinahe der Aufstieg in die B-Liga geglückt, in einem denkwürdigen Entscheidungsspiel musste sich die Kombo schließlich Portu Borghorst geschlagen geben. Parallel schaffte die damalige Erste den Sprung in die B-Liga. "Der überragende Spieler damals war unser Zehner Ingo Hüweler", erinnert sich Skiclub-Legende Thomas Sandmann, der 1999 als Spielertrainer vom SC Altenrheine gekommen war. In einer Fabel-Saison gab es einen großen Makel: In einem Testspiel nagelte die Zweite die Erste an die Wand und gewann hochverdient mit 3:1. "Ich verstehe mich prima mit Marc, aber das habe ich nicht vergessen. Da haben sie uns richtig die Leviten gelesen", sagt Sandmann.

Sandmann: "Die waren sich überhaupt nicht grün"

Nicht nur aufgrund dieser Partie gab es vereinsintern zunächst einige Spannungen. "Das waren damals zwei verfeindete Mannschaften, die waren sich überhaupt nicht grün", verrät Sandmann. Der Coach musste sich in seinen ersten Jahren an der B70 ohnehin erstmal auf ganz neue Umstände einstellen. "Das war kein Verein, wie ich ihn vorher kannte. In der Mitte des Trainingsplatzes wuchs damals noch Getreide." Auch Ralf Lücke erinnert sich an grenzwertige Bedingungen: "Wir haben uns zu Beginn in einer Garage umgezogen und geduscht. Das Vereinsheim wurde erst später gebaut."

Im Jahr 2003 feierte die Club-Reserve dann den wohl größten Erfolg ihrer Geschichte. Durch einen Sieg im Entscheidungsspiel gegen den DTKV Rheine wurde das Team um das Spielertrainer-Duo Stichel/Brenzel Meister der Kreisliga C. Der Großteil der über 500 Zuschauer gehörte dem Club-Lager an und rief anschließend den Ausnahmezustand aus. Wie passend, das am selben Wochenende auch noch die Zeltparty des Schützenvereins Frieden anstand, dem große Teile des Teams angehörten.

Taktik-Besprechung im Rizz, Roxy oder Köpi

Thomas Sandmann rückte nach dem ersten Aufstieg mit der Ersten zunächst ins zweite Glied, coachte lieber seinen Sohn Giacomo, der damals in der F-Jugend kickte. "Ich habe damals keine Perspektive gesehen", sagt er. Das Comeback ließ jedoch nicht lange auf sich warten, nachdem sich die Erste weitestgehend aufgelöst hatte und nur noch eine Mannschaft am Spielbetrieb teilnahm. In der Diskothek "Rizz" in Rheine tütete Brenzel die Verpflichtung Sandmanns als Coach ein - mit fragwürdigen Methoden: "Ich habe ihm einen Bierdeckel hingehalten und unterschreiben lassen. Am nächsten Tag hat er mich angerufen und gefragt, ob das wirklich mein Ernst war", verrät der Sportredakteur der Westfälischen Nachrichten.

Ohnehin spielte die Rheiner Unterhaltungsindustrie eine gewichtige Rolle bei der legendären Aufstiegstruppe von 2003. "Die Mannschaftsaufstellung wurde häufig am Taktikboard im Roxy oder im Köpi bekannt gegeben, bei einem Cola-Korn dann der eine oder andere Spieler doch noch überzeugt, am nächsten Tag zum Spiel zu kommen", erinnert sich Lücke an eine geile Zeit. 

Die Sternstunde: Der Aufstieg 2018

Sandmann nahm sich wieder eine Auszeit, ehe er nach kürzeren Intermezzo von Andreas Berning, Norbert Schmitt und Markus Hunz Letzteren schließlich wieder ablöste und ein drittes Mal Trainer wurde. Es sollte der Beginn der erfolgreichsten Skiclub-Ära sein: 2016 verpasste er mit seinem Team den Aufstieg in die A-Liga nur hauchdünn - das Öffnet externen Link in neuem FensterAufstiegsspiel gegen den 1. FC Nordwalde II verlor der Club mit 5:6 nach Elfmeterschießen. Versäumtes holte das Team in einer beispiellosen Sternstunde zwei Jahre später nach - mit einem Öffnet externen Link in neuem Fenster8:0-Triumph über den FC Galaxy Steinfurt. Zu den Aufstiegshelden damals zählten mit Julian Brüning, Jan Brüning, Ingo Kühs oder Niklas Heckmann auch einige ehemalige Eintrachtler.

Nach dem Klassenerhalt in der Kreisliga A hat Sandmann seinem einstigen Co-Trainer Joel Marinho das Ruder überlassen. Ende Februar wurde der langjährige Coach einstimmig zu Stichels Nachfolger als Vorsitzender der Skiclub-Fußballer gewählt. Warum er das macht? "Weil mir dieser Club am Herzen liegt!"

 

 

Mit dieser Truppe stieg die Erste des Skiclub 2002 in die Kreisliga B auf (o.v.l.n.r.): Sascha Lomberg, Andreas Sandmann, Christian Hentschel, Carsten Götting, Darius Kobiela Thomas Sandmann, Ingo Hüweler, Daniel Stieve (u.v.l.n.r.), Thorsten Pledl, Andreas Berning,Udo Saalfeld, Frank Schulte, Andreas Schmidt, Matze Dirksen, Dennis Rohe, Stefan Brinker.

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