Schulten: "Es muss etwas passieren"

Von Christian Lehmann

(23.04.21) Thomas Schulten hat die Reserve des FC Vorwärts Wettringen zurück in die Kreisliga A geführt und übergibt das Team dort auch an Thomas Höing. Mit der Entwicklung seiner Mannschaft in dieser Saison ist der scheidende Coach, der für seine klaren Aussagen bekannt ist, allerdings nicht immer zu 100 Prozent einverstanden gewesen. Das lässt er im Interview mit Heimspiel-online durchblicken. Hier spricht er auch über seinen Nachfolger und seine neue Aufgabe beim FC Eintracht Rheine.

Thomas, nun habt ihr Gewissheit, dass die Saison annulliert wird. Du gibst dein Team als A-Ligist ab. In einem Interview mit der Münsterländischen Volkszeitung hast Du bereits gesagt, ihr seid "mit zwei blauen Augen davongekommen". Was überwiegt bei dir? Die Freude über den Klassenerhalt oder der Ärger, dass ihr es nicht mehr selbst geraderücken durftet?

Schulten: Das ist eine gute Frage. Generell bin ich natürlich der Meinung, dass man die Dinge sportlich hätte lösen sollen. Ich habe aber absolutes Verständnis dafür, dass die Saison unter diesen Voraussetzungen einfach nicht hätte zu Ende geführt werden können. Ich hätte mit der Mannschaft gerne versucht zu zeigen, dass wir Kreisliga A-tauglich sind. Ich muss aber auch sagen, dass es diesmal eine richtig schwere Kiste geworden wäre. Vor einem Jahr war ich mir ziemlich sicher, dass wir die Klasse gehalten hätten. Jetzt habe ich mich auf einen Tanz auf der Rasierklinge eingestellt.

Wieso?

Schulten: Wir haben in dieser Saison nur selten auch gezeigt, dass wir Kreisliga A-tauglich sind. Ich gönne es den Jungs den Klassenerhalt absolut, dass sie sich in der nächsten Saison neu beweisen können. Das Potenzial, eine solide Runde zu spielen, ist durchaus da in der Mannschaft. Einige Jungs sind mir sehr ans Herz gewachsen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der eine oder andere seine Einstellung ändern muss. Wenn man in acht Spielen keinen Sieg holt, sagt das schon etwas aus. Die Kreisliga A ist keine Kirmes-Liga, da muss man einfach mehr tun, um mithalten zu können. Es muss etwas passieren, aber dafür zu sorgen, ist jetzt nicht mehr meine Aufgabe. Ich habe den Jungs in der Pause erst Lauf-Aufgaben gegeben und sie dann selbständig machen lassen. Gerade in unserer Situation hätte ich mir gewünscht, dass man die Zeichen der Zeit besser erkennt. Das ist schon ein bisschen ernüchternd. Ich muss aber dazu sagen, dass ich verstehen kann, wie schwierig das für die Spieler war, die Spannung hochzuhalten. 

Dein Nachfolger wird mit Thomas Höing ein alter Bekannter in Wettringen. Zwischen den Zeilen konnte man zuletzt lesen, dass Du diese Lösung begrüßt...?

Schulten: Absolut. Thomas hat als Trainer schon bewiesen, was er drauf hat. Er ist ein sehr guter Trainer, kennt die Jungs und weiß, wie er sie anpacken muss. Einige von ihnen hat er ja sogar schon als Schüler gehabt. Ich sehe das als die Ideal-Lösung an.

Du kannst dich nun voll und ganz auf deine kommende Aufgabe beim FC Eintracht Rheine konzentrieren. Die Planung dürfte gerade im Juniorenbereich durch die lange Pause nicht unbedingt leicht sein. Wie schwierig sind die Voraussetzungen?

Schulten: Mit den aktuellen Spielern des Vereins haben wir bis auf zwei Ausnahmen - da geht es auch um berufliche und studientechnische Dinge - alles geklärt. Das ist schon mal richtig gut. Es werden auch zwei richtig gute externe Neuzugänge kommen, die aber noch ihren Vereinen Bescheid geben müssen. Wir suchen noch im Sturm und in der Innenverteidigung, sind aber eigentlich schon sehr weit. Schwierig gestaltet es sich nur insofern, als man ja die Spieler nicht beobachten, zum Probetraining einladen und sich ein Bild machen kann. Da müssen wir uns auf die Hinweise, die uns gegeben werden, verlassen. Ich bin mir aber sicher, dass wir in der nächsten Saison eine Mannschaft haben werden, die in der Westfalenliga eine gute Rolle spielen kann.