Es lohnt ein zweiter Blick

von Christian Lehmann

(13.11.20) Nach fünf Vizemeister-Titeln, einem fünften und zwei vierten Plätzen in den vergangenen acht Kreisliga A-Jahren überrascht es nicht wirklich, dass der 1. FC Nordwalde vor der Saison wieder mal in die Riege der Aufstiegsfavoriten erhoben wurde. Dass die Truppe des neuen Coaches Andre Wöstemeyer nach acht Spieltagen "nur" Rang sieben belegt, erscheint vor diesem Hintergrund enttäuschend. Doch es lohnt ein zweiter Blick.

Na klar, hängen geblieben ist vor allem das desaströse 1:6 beim TuS Laer 08. Bei der einzigen Saison-Niederlage an der Sportallee zahlte die Mannschaft reichlich Lehrgeld. Das hatte allerdings einen einleuchtenden Grund. Nachdem sich mit Carlo Grimme bereits ein Stamm-Innenverteidiger in der Vorbereitung einen Trümmerbruch im Handgelenk zugezogen hatte, fielen in Laer auch Thomas Grummel, Michael Dömer, Simon Markfort und Felix Hols aus. Vier dieser fünf bilden unter normalen Umständen die Abwehrreihe der Nordwalder.

Zwei Innenverteidiger aus der Zweiten hochgezogen

"Wöste" schob wild hin und her, setzte zwei gelernte Sechser in die Abwehrmitte - das ging gehörig schief. "Wir waren total schläfrig bei langen Bällen. Das darfst Du dir gegen Laer nicht erlauben. Ich glaube, so etwas würde uns nicht nochmal passieren", sagt der Coach, der selber aus dieser Situation etwas gelernt hat. "Ich habe anschließend Florian Kröger und Justin Thom aus der Zweiten hochgezogen. Das hätte ich direkt so machen sollen. Danach haben wir uns gefangen."

Gegen Westfalia Leer lieferte das Team anschließend die beste Saisonleistung ab, auch das Spitzenspiel gegen den FSV Ochtrup (1:1) offenbarte, welches Potenzial in dieser Truppe schlummert. Allerdings ließ die Mannschaft auch teils unnötig Punkte liegen. Nicht ein einziges Mal konnte Wöstemeyer dabei die gleiche Startelf aufbieten wie im Spiel zuvor, außerdem waren die bisherigen Gegner nicht von Pappe. Sieben von acht bisherigen Gegnern tummeln sich in der Top Ten der Liga, gegen die letzten sechs hat Nordwalde noch gar nicht gespielt. "Wir haben vorne alles weg außer Borussia. Wenn wir nach der Pause gut aus den Startlöchern kommen, sehe ich durchaus noch gute Chancen", meint der Übungsleiter. "Ich glaube, dass vier oder fünf Mannschaften bis zum Ende um den Aufstieg mitspielen werden. Ich hoffe, dass auch wir dazu gehören."

Grimme und "Wöste" glauben noch dran

Dass Wöstemeyer einen etwas anderen Fußball spielen lässt als seine Vorgänger - aggressiver anlaufen, früher draufgehen - hat die Mannschaft noch nicht ganz, aber doch schon ziemlich ordentlich verinnerlicht. Auch deshalb glaubt Abwehrmann Carlo Grimme, der im Januar wieder einsteigen möchte, dass noch was drin ist für das Team: "Es ist alles noch eng zusammen. Wenn jetzt mal alle gesund bleiben und wir eine gute Winter-Vorbereitung haben, ist vieles möglich. Man kann die bisherige Saison schlecht bewerten. Wenn regelmäßig zehn Mann am Rand stehen, dann kann das keine Mannschaft in der Kreisliga A auffangen."

Zu den großen Stützen in der Hinserie zählten Schnapper Sascha Wöstmann und Simon Markfort, der in Abwesenheit zahlreicher Kollegen die Defensive so gut es ging zusammenhielt. Vorne muss sich das Team allerdings steigern. Marvin Bingolf und Julian Schoo kamen wieder nicht ohne Verletzungen aus, Nicolas Mocciaro kommt inzwischen immer besser zurecht und traf bereits fünfmal. Davon braucht der FCN mehr, wenn's wieder losgeht.