"Harakiri-Stil liegt uns nicht"

Von Christian Lehmann

(05.08.21) 1:6, 4:4, 3:3, 8:2 - wer sich die jüngsten Testspiel-Auftritte des FC Eintracht Rheine II zu Gemüte geführt hat, dem wurde sicherlich nicht langweilig. Offensiv sind die Jungs vom Delsen schon während der gesamten Vorbereitung bärenstark unterwegs. In der Defensive offenbart das Team von Trainer Benjamin Stichel jedoch noch ein paar Schwächen - und das, obwohl die Abwehrarbeit in der Viererkette ein zentraler Aspekt der bisherigen Trainingseinheiten war. Dennoch ist Stichel mit dem Gros seines Teams derzeit richtig gut zufrieden. Vor allem die Jüngsten bereiten ihm viel Freude.

"Grundsätzlich muss man sagen, dass wir durch unsere vier A-Jugendlichen, aber auch durch Neuzugang Daniel Schepers nun deutlich besser aufgestellt sind. Alle Neuen sind ein absoluter Gewinn für die Mannschaft. Sie machen ihren Job durch die Bank gut und sind nah dran an der ersten Elf", lobt Stichel. Die Youngster Damian Brinkmann, Fynn Unterauer-Diederich, Sebastian Gansfort und Pablo-Gerome Vassholz werden das gerne hören.

Keine Experimente

In Abstimmung mit der Mannschaft hat sich das Trainerteam dazu entschieden, in der Vorbereitung weitestgehend auf Dreier- bzw. Fünferketten-Experimente zu verzichten und stattdessen das Spiel mit der Viererkette zu verfeinern. "Ich finde, dass das gut funktioniert, auch wenn die Anzahl der Gegentore vielleicht dagegen zu sprechen scheint. Auf der anderen Seite schießen wir aber auch viele Tore." In der Konter-Absicherung und beim Verteidigen gegnerischer Standards sieht er noch Verbesserungs-Potenzial.

Ein weiteres Thema, das in den kommenden Testspielen beim SC Hörstel (7. August) und beim SV Halverde (18. August) optimiert werden soll, ist die Konstanz über 90 Minuten. So spielte die FCE-Reserve etwa beim 1:6 gegen Bezirksligist SuS Neuenkirchen II eine grausige erste Halbzeit und lag mit 0:5 zurück. "Das war ein riesiger Rückschritt, wir haben wahnsinnig viele individuelle Fehler gemacht und in einigen Bereichen auch die nötige Einstellung vermissen lassen", legt der Übungsleiter den Finger in die Wunde. Auch der erste Durchgang beim 3:3 gegen die SG Elte schmeckte ihm nicht, hier ließ sich seine Truppe auf den körper- und zweikampfbetonten Stil des B-Ligisten ein und wurde von Kontern regelrecht überrollt. "Der Harakiri-Stil liegt uns nicht, deshalb sehen wir gegen ambitionierte A- oder Bezirksligisten meist auch deutlich besser aus. Die Jungs müssen einfach lernen, dass man ein Spiel nicht über 90 Minuten lang diktieren kann, sondern auch mal zehn Minuten nur gegen den Ball arbeiten muss."

Viele Spiele, etwa das 2:2-Remis nach 0:2-Rückstand gegen Emsdetten 05 und der beeindruckende 8:2-Erfolg gegen den SC Dörenthe am Dienstag geben Anlass zur Hoffnung, dass der Delsen-Truppe eine gute Saison bevorsteht. Einen besonders guten Eindruck hinterließ auch ein "gefühlter Neuzugang": Roman Streitenberger konnte in der vergangenen Spielzeit verletzungs- und Corona-bedingt nur selten sein Können zeigen, nun steht der quirlige Dribbler voll im Saft und überzeugt als mehrfacher Torschütze und unberechenbarer "X-Faktor" für den Gegner. "Er macht seine Sache richtig gut", lobt Stichel.