Fettich verlässt den Goldhügel

Von Fabian Renger

(31.10.22) Eines betont Georg Fettich ausdrücklich. An seiner aktuellen Mannschaft der SF Gellendorf gebe es charakterlich nichts auszusetzen. Im Gegenteil. "Da kann ich null Negatives zu sagen", lobt er seine Truppe. Er fühlt sich eigentlich wohl am Goldhügel, wie er sagt. Er mag es im Verein, hat sich dort inzwischen eingelebt, kennt Namen und Nasen. Im vergangenen Winter hat er das Team von Stephan Sloot übernommen. Er führte die SFG auf den vierten Platz, derzeit stehen sie nach jetzt vier Siegen in Serie immerhin wieder auf dem siebten Rang. Doch im kommenden Sommer, nach dann rund eineinhalb Jahren im Amt, hört Fettich schon wieder auf. Aus freien Stücken, aus eigenem Antrieb.

"Anspruch und Wirklichkeit sind vielleicht ein Paar unterschiedliche Schuhe", sagt Fettich.  Die Sommervorbereitung lief beispielsweise absolut nicht so wie geplant. Er hatte sich sehr darauf gefreut. "Dann hatten wir kaum Leute - urlaubsbedingt", schaut Fettich zurück, der sich in den Testspielen oft in der Reserve bedienen musste. Urlaub während der Vorbereitungszeit, Urlaub oder andere vermeintlich wichtigere private Termine aber auch während der laufenden Saison: Das habe es vor einigen Jahren - insbesondere vor Corona - nicht so extrem gegeben, wie sich der Übungsleiter erinnert: "Die Prioritäten haben sich verschoben im Vergleich zu früher. Seit Corona haben viele gemerkt, dass man mehr Freizeit ohne Fußball hat - und Fußball hat für einige nicht mehr die Priorität, die er haben sollte."

Die Trainingsbeteiligung ließ in in seinen Augen oft zu wünschen übrig. Zehn bis zwölf Leute seien dabei, die auf etwa 90 Prozent Trainingsbeteiligung kämen. Doch der Kader ist freilich größer. Das will Fettich nicht aus Generalkritik und schon gar nicht als so negativ verstanden wissen, das betont er mehrfach. Aber mit vielleicht gerade zehn Leuten auf dem Platz herum turnen, das braucht er nicht. "Das frustriert ja auch die Jungs, die immer da sind", sagt der Coach, da ist ihm selbst die Zeit auch ein stückweit zu kostbar.

"Lasst uns die Saison vernünftig zu Ende bringen"

Als Gellendorfs Sportlicher Leiter Marc Stellmacher neulich zum Gespräch einlud und Fettich die Verlängerung anbot - zu der Zeit befand sich Gellendorf noch in der Abwärtsspirale, hatte sechs Spiele in Serie nicht gewonnen -, erbat der sich erstmal eine Bedenkzeit. Am Ende steht sein Rückzug im Sommer.  "Ich hab am den Jungs am Freitag gesagt: Lasst uns die Saison vernünftig zu Ende bringen", sagt Fettich. Die Mannschaft zeigte eine Reaktion, gewann in Neuenkirchen mit 3:0 - der vierte Sieg in Serie. Nach schleppendem Saisonstart läuft's ja eigentlich prächtig.

"Ich weiß, dass er innerhalb des Vereins ein richtiger Teamplayer ist", findet Stellmacher die Rücktrittsankündigung "sehr, sehr schade. Ich hätte gerne noch zwei, drei, vier, fünf Jahre länger mit ihm zusammengearbeitet. Manchmal ist das aber eben so. Jetzt schauen wir, wen wir für einen einen guten Nachfolger finden - keinen Ersatz, aber einen Nachfolger." Stellmacher sondiert bereits den Trainermarkt. Noch gibt's keinen weißen Rauch. Mit Fettichs Co Jorge Macedo wurde derweil noch nicht das Gespräch gesucht, das werde aber noch geschehen, so der Sportleiter.