Westfalia Leer will mit viel Elan und neuem Stürmer raus aus dem Keller

Von Christian Lehmann

(06.02.25) Das ist durchaus unüblich für Westfalia Leer: Der abstiegsbedrohte A-Ligist setzt seit vielen Jahren fast ausschließlich auf Spieler aus dem eigenen Stall und holt in der Regel keine externen Spieler hinzu - erst recht nicht im Winter. Nun machte das Team von Trainer Stefan Schulze Schwarthoff allerdings eine Ausnahme: Vitali Neumann soll die in der Hinserie deutlich zu zahme Offensive des Tabellen-14. beleben.

Na klar: Der Verlust von Erik Kajüter und Gerold Laschke war ein großer Einschnitt am Leerbach. Kajüter, in der vergangenen Spielzeit mit 23 Toren zweitbester Torjäger der Liga, hat auf dem eigenen Hof alle Hände voll zu tun und steht nur noch im absoluten Notfall zur Verfügung - ebenso wie Laschke, dessen enorme Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit jahrelang Gold wert waren für die Westfalia. Beim Hallenturnier in Burgsteinfurt schnürte Laschke sogar wieder die Schuhe, mit beiden Offensivkräften kann Schulze Schwarthoff allerdings nicht mehr fest planen - und das macht sich in Zahlen bemerkbar: Mit 21 erzielten Treffern in 17 Spielen stellen die Leerer die zweitschwächste Abwehr der Liga. Nach einem echten Neuner wurde in der Hinserie vergeblich gefahndet.

"Vollblutstürmer, der genau weiß, wo das Tor steht"

Nun haben sie einen: Vitali Neumann kommt vom Nachbarn ASC Schöppingen. Der routinierte Stürmer kickte zuletzt nur noch bei den Altherren, hat aber seine Qualitäten in den vergangenen Jahren nachgewiesen. Mit der ersten Mannschaft des ASC stieg er 2022 in die Bezirksliga auf. Zuvor kickte er viele Jahre lang für die SG Telgte überkreislich. "Mit Vitali bekommen wir einen Vollblutstürmer, der genau weiß, wo das Tor steht", freut sich sein künftiger Coach. Timo Hüsing hatte seinen Bekannten einfach mal bequatscht und zum Training mitgebracht, allzu weit ist die Anfahrt für ihn nicht. "Einmal übern' Berg biste da", sagt Schulze Schwarthoff. 

Im ersten Testspiel gegen die Schöppinger Reserve war der Neuzugang noch nicht am Start, dennoch zeigte die Westfalia beim 2:0-Auswärtssieg eine solide Leistung. Youngster Nils Löbbering stach mit einer Torvorlage positiv heraus, mit Ausnahme einer kleinen Schwächephase im zweiten Durchgang sah der Coach einen sehr ordentlichen Auftritt. "Zum Reinkommen war's gut", so der Übungsleiter. Ein weiterer Test beim Borghorster FC II ist bereits terminiert, einen dritten hat "Schwatt" noch geplant. Das Problem: Die Platzsituation. "Wir sind schon in der dritten Vorbereitungs-Woche, haben viel an der Fitness gearbeitet. Wir können einmal in der Woche donnerstags in Horstmar auf Kunstrasen trainieren - Spiele sind nur möglich, wenn der Platz auch frei ist. Unser Platz in Leer hat extrem gelitten. Wir müssen ein bisschen flexibel sein."

"Stehen mit dem Rücken zur Wand"

Die Analyse der Hinserie ergab nicht nur erhöhten Handlungsbedarf in der Offensive. "Wir haben zu viele einfach Gegentore bekommen, wollen in Zukunft defensiv kompakter stehen. Viele Spiele haben wir so unnötig aus der Hand gegeben - etwa gegen Ochtrup oder Altenrheine. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, wissen aber, dass wir uns selbst in diese Situation hineingebracht haben. Die Jungs haben aber im Laufe der Hinrunde gesehen, dass wir mithalten können."

Die Konkurrenz hat im Winter nicht geschlafen. Die Sportfreunde Gellendorf etwa haben sich mit zwei Offensiv-Raketen (Fabio da Costa Pereira, Sedat Yildiz) verstärkt, Emsdetten 05 hat zwei neue (Spieler-)Trainer (Kevin Botella, Vargin Der) geholt, überdies werden der FCE Rheine und Vorwärts Wettringen ein Interesse daran haben, ihre Reserveteams in der Liga zu halten. Kurzum: Das wird ein Brett für Leer. "Ich finde auch, dass Weiner eine echt gute Truppe hat. Einige Mannschaften im Mittelfeld werden es vielleicht ein bisschen ruhiger angehen lassen und nicht damit rechnen, noch unten reinzurutschen. Wir wissen jedenfalls worum es geht - und dass wir Gas geben müssen." Und das schon zum Start gegen den direkten Konkurrenten aus Wettringen: "Das wird ein ganz wichtiges Spiel", betont Schulze Schwarthoff.