Tabata, Yoga und Schleppschlitten

Von Christian Lehmann

(30.07.20) "Favorit, nein danke!" Unter diesem Motto haben wir am gestrigen Mittwoch die ersten vermeintlichen Aufstiegs-Favoriten der Kreisliga B1 vorgestellt, die sich nicht auf das Schild des Titel-Anwärters heben lassen wollen. Nach der SG Elte und Emsdetten 05 II haben wir uns nun die Dritte des SuS Neuenkirchen und den SC Reckenfeld gekrallt. Auch hier hören wir unisono: "Wir sind noch nicht so weit".

Die Truppe mit der wohl längsten Saison-Vorbereitung überhaupt ist der SCR. Als Anfang Mai die ersten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen wieder einen Trainingsbetrieb zuließen, ging die Truppe von Trainer Thorben Zilske wieder auf den Platz. Seither hat sie wöchentlich stets zweimal trainiert. Bis zum Beginn der Saison werden also 13 Wochen ins Land gegangen sein, in denen sich seine Männer für den Pflichtspielbetrieb fit machen. Der Sportlehrer legt besonderen Wert darauf, dass seinen Jungs nicht allzu langweilig wird. Ob Sprintübungen mit Fallschirm und Schleppschlitten, Tabata, Yoga oder wie im vergangenen Winter Military Fitness - das Team lässt sich so einiges einfallen. Gemeinsam wurde das Sportabzeichen abgelegt. Einmal pro Woche stand zudem eine Laufeinheit an - die 10 Kilometer spult jeder der 22 Kader-Spieler im Schlaf runter. Sogar diverse Standard-Varianten hat die Truppe schon drauf - von nun an wird vor allem im taktischen Bereich gearbeitet. Auch das funzte mit einer überragenden Beteiligung prima, nicht selten kickten die Reckenfelder mit elf gegen elf beim Training.

Viel Erfahrung mit Dömer und Co.

Trotz dieses Vorsprungs gegenüber vielen anderen Teams bleibt Zilske auf dem Teppich, auch er will vom Thema Aufstieg nichts wissen. "Wir haben in der Vorsaison nicht besonders gut abgeschnitten. Elte war für uns schon eine Hausnummer, wir haben weder gegen die noch gegen Emsdetten 05 II gepunktet. Wir wollen uns verbessern, aber es wäre total vermessen, mehr zu wollen. Wir machen jetzt den nächsten Schritt und wollen unter die ersten Fünf."

Die Neuzugänge am Wittler Damm bringen auf jeden Fall ein Plus an Routine. Torhüter Lars Dömer kommt mit mehreren Aufstiegen im Gepäck von Borussia Emsdetten zurück, neben dem robusten Defensivmann Andrej Kanke hat Zilske mit Kai Beckmann auch einen Routinier aus der Reserve hochgeholt. "Die Mannschaft war schon immer technisch gut, aber einfach zu leise und unerfahren. Da sind wir jetzt besser aufgestellt", sagt der Coach. 

Thies: "Unsere Baustellen sind noch zu groß"

Auch die Dritte des SuS Neuenkirchen hat eine ordentliche Kombo beisammen und wird immer wieder genannt, wenn es um die Titel-Anwärter geht. "Nee nee", sagt jedoch Trainer Marcel Thies, der in der neuen Saison zusammen mit seinem neuen Co-Trainer Patrick Niemeyer eine Schar ehemaliger A-Junioren ins Team gehievt und einen Altersschnitt von 21 Jahren errechnet hat. "Aufgrund dieser Konstellation sind wir von ganz oben viel zu weit entfernt", sagt er. "Unsere Baustellen sind noch zu groß. Wir wollen unseren jungen Leuten Zeit geben, sich zu entwickeln." Auch er peilt vorsichtig optimistisch die Top Fünf an.

Speziell in puncto Physis und Taktik muss die Kombo noch einen Schritt machen, glaubt der Trainer. Dass der Weg mit Leuten aus dem eigenen Stall am Haarweg genau der richtige ist, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Unter anderem haben es zuletzt Aykut Demir, Sebastian Lünnemann, Jan Wiegers und nun Jan Hüwe in die Zweite geschafft. "Die Qualität, das zu schaffen, sehe ich auch bei dem einen oder anderen A-Jugendlichen", so Thies, der kein Ausnahmetalent, aber dafür viele vielversprechende Spieler auf dem gleichen Level sieht. In einem ersten lockeren Trainingskick verlor die Mannschaft im Übrigen 1:5 gegen die eigene zweite Mannschaft. Das erste Drittel der in drei Abschnitte aufgeteilten Begegnung entschied die Dritte allerdings mit 1:0 für sich. "Wir haben defensiv stabil gestanden, gegen einen Bezirksligisten war das schon nicht schlecht", findet Thies. 

Auch der SuS-Coach hat weiterhin vor allem Emsdetten 05 II und die SG Elte als Aufstiegskandidaten auf der Rechnung. Auch er sagt jedoch: "So eindeutig wie in den vergangenen Jahren ist es diesmal aber wirklich nicht..."