Kreisliga B1
Einmal hin - 45 Minuten alles drin
von Fabian Renger
(26.11.22) Was war das denn bitte für eine heftige erste Halbzeit? Spitzenspiel stand drauf im Clemens-Holthaus-Stadion in Rodde. Die heimische Eintracht empfing den SC Altenrheine II. Der Zweite gegen den Ersten. Beide Teams waren noch ungeschlagen. Und zur Pause stand's tatsächlich schon 3:2 für die Hausherren. Es war auch viel Spitzenspiel drin bis dato. Tempo, mehrere Alu-Treffer, strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, es fehlte quasi nur noch ein Flitzer. Das Halbzeitresultat hatte auch nach dem Schlusspfiff noch Bestand - allerdings wussten die Gastgeber diesen Dreier im Nachgang wahrlich gut einzuordnen.
Horst Hillebrand, Trainer der Eintracht, versammelte seine Elf zum obligatorischen Mannschaftskreis. Niemand hüpfte vor Freude, Hillebrands Männer waren abgekämpft. Sie wüssten ja, dass sie kein berauschendes Spiel abgeliefert hätten, gab der Coach seiner Truppe mit in den Feierabend. Aber wichtig seien einfach die drei Zähler. Und damit hatte er wohl Recht. Berauschend war Roddes Auftritt nämlich nicht immer.
Der neue Tabellenführer hatte zunächst Glück und einen guten Schnapper. Gerrit Lammers war sowohl gegen Marvin Beckmann (2.) als auch gegen Sebastian Vehren (3.) zur Stelle. Gegen Beckmann hatte es geknallt, theoretisch hätte es auch Elfer geben können. Gab's nicht. Stattdessen führten die Gastgeber. Ein Fauxpas im Spielaufbau kam ihnen zugute. Der öffnende lange Ball landete bei Justin Wilde auf der rechten Seite, der cool blieb und zum 1:0 einnetzte (6.). Es roch nach Abseits, der mitunter ziemlich überfordert wirkende Referee Klaus Kossak hatte allerdings keine Einwände.
SCA schafft fast das 2:1
Der SCA brauchte kurz, überstand ein paar Rodder Ecken und kam anschließend wieder besser rein. Hillebrand rief noch "guckt nicht nur zu" oder "seid nicht so träge" von Außen rein. Es half alles nichts. Trotz einer klaren Unterzahlsituation hebelte der SCA die Hillebrand-Gang aus. Till Seiffert war mit dem Ausgleich zur Stelle (13.). Fast wäre es dem SCA gelungen, das Spiel komplett zu drehen. Nico Langners Abschluss parierte Lammers mit einem tollen Reflex, der Pfosten war auch mit im Spiel und schließlich endete ein herrliches Tohuwabohu mit drölfzig Abwehr- und Angriffsbeinen ohne Tor (17.).
Nun rückte abermals Kossak in den Mittelpunkt. Rodde war im Angriff. Patrick Heeke tauchte plötzlich vor Gäste-Schnapper Matthias Dycker auf. Der Schlussmann war außerhalb des Strafraums eher am Ball, spitzelte die Kugel weg. Heeke ging beim Crash zu Boden. Der Unparteiische zeigte trotzdem plötzlich auf den Elfmeterpunkt. Mirko Kalter verwandelte - 2:1 für Rodde (20.). Der SCA steckte nicht auf. Es entwickelte sich ein rassiges Duell mit offenem Visier und manch köstlichem Zweikampf - und weiterhin einem töften Gerrit Lammers. Einen brandgefährlichen SCA-Freistoß von links lenkte er an die Latte (23.) und freute sich hernach über Heekes Bude 3:1 (29.). Der traf nochmal die Latte (36.) und scheiterte noch an Dycker (41.). Kurz vor dem Pausenpfiff verkürzte schließlich Fabian Kray für den SCA nach einem Eckstoß noch auf 3:2 (43.).
Dann war mal Zeit durch zu schnaufen. Ihr merkt: Es war tatsächlich jede Menge los. "Es war wieder so ein Spiel mit Derbycharakter, da kriegen wir es nie wirklich hin", vermisste Hillebrand vor allem die (defensive) Organisation. "Die hatten wir in keiner Phase so wie wir sie normalerweise haben und entsprechend keine Ruhe im Spiel." SCA-Coach Jörg Stein war bis dato auch natürlich nicht wirklich happy: "Im Spielaufbau waren wir nicht gut, haben keine guten Lösungen gefunden und standen oft im Eins-gegen-Eins. Es fehlten die letzten Prozentpunkte, um galliger zu sein als der Gegner. Im Mittelfeld war Rodde oft galliger in den Zweikämpfen."
Genug durchgeatmet. Es gab halt noch die zweite Halbzeit. Die können wir relativ zackig abhandeln. Es war nämlich nicht mehr allzu viel los. Neutralisieren nennt das der Fachmann. Rodde machte nicht mehr als nötig und Altenrheine war stets bemüht, aber selten so wirklich durchschlagskräftig. Roddes Steffen "Arie" Wältermann rettete auf der Linie (50.), Lammers parierte gegen Lukas LöcKe (59.). Es fehlte die Fantasie, wie der SCA ein drittes Tor erzielen sollte. Erst die Hereinnahmen von Sandro Salgado und Tom Conermann feuerten das Spiel der Gäste nochmal an. Salgado bediente schließlich auch Conermann auf der linken Seite - Zentimeter rechts am Tor vorbei (87.). Kurz darauf fand auch Salgado seinen Meister in Lammers (90.). Danach war Schluss. Rodde ist jetzt Erster und bleibt ungeschlagen. "Alles in allem bin ich zufrieden", resümierte Hillebrand. Warum auch nicht? Wie der Sieg zustande kam, interessiert ja schon übermorgen keine Sau mehr...
Eintracht Rodde - SC Altenrheine II 3:2 (3:2)
1:0 Wilde (6.), 1:1 Seiffert (13.)
2:1 Kalter (20./FE), 3:1 Heeke (29.)
3:2 Kray (43.)