Reichsteins Vorahnung
von Christian Lehmann
(01.06.15) Er hatte es geahnt. Noch trocken stand Maik Reichstein, Trainer des frischgebackenen A-Liga-Aufsteigers SV Burgsteinfurt II, den Pressevertretern nach dem 3:0-Sieg über die SpVg Langenhorst-Welbergen Rede und Antwort. "Ich habe doppelt Wechselsachen dabei", erklärte er auf die Frage, ob er sich für eine mögliche Bierdusche seiner Spieler gewappnet habe. Als hätten sie auf ihr Stichwort gewartet, wetzten diese prompt auf ihn los und übergossen ihn mit dem kühlen Nass. Das gehört halt dazu, wenn man überlegen und verdient Meister geworden ist.
Bis es soweit war, mussten die Stemmerter allerdings einiges investieren. "In der ersten Halbzeit war mir nicht nach Feiern zu Mute", gestand Reichstein, dessen Team im entscheidenden Saisonspiel vor der Pause nicht so recht in die Partie fand. "Da stand Langenhorst ziemlich tief und hat nur mit langen Bällen agiert. Deswegen musste ich einmal umstellen auf der rechten Seite. Max Schoppe ist schon ein genialer Zweikampfspieler, aber der ist zu langsam gewesen. Dann haben wir es im Griff gehabt. Trotzdem waren wir zu träge, man merkte, die Lockerheit war nicht da. In der Halbzeit haben wir gesagt 'Jungs, wir können locker aufspielen'. Der Knoten ist dann durch das 1:0 geplatzt. Danach haben wir gut Fußball gespielt."
Hörstker geht, Youngster rücken auf
Und die nötigen Tore erzielt. Zwei davon gingen auf das Konto des besten Torjägers Maurice Hörstker (14 Saisontreffer), der den SVB bekanntlich verlassen wird und sich dem TuS Laer anschließt. Dennoch ist sich Reichstein sicher, dass sich in der kommenden A-Ligasaison eine Seuchensaison wie vor einem Jahr nicht wiederholt. Zwar müsse er auch einige Studenten ersetzen, mit den A-Jugendlichen Tim Plottek und Robert Pelster sowie einem, so hofft Reichstein, von weniger Verletzungen geplagten Landesligateam, könne er eine gute Truppe zusammenstellen, die in der A-Liga konkurrenzfähig ist.
Blick zurück: "Man hatte uns schon ein bisschen abgeschrieben", sagt Reichstein im Brustton der Genugtuung. Acht Punkte betrug der Rückstand auf Ligaprimus Langenhorst Ende des vergangenen Jahres, acht Punkte Vorsprung sind es nun. Seit dem 9. November hat der Meister kein Spiel mehr verloren, sechs Gegentore gab es in den letzten 15 Spielen.
"Der Schlüsselmoment war glaube ich das Spiel gegen Leer. Da haben wir total schlecht gespielt, sind durch zwei katastrophale Fehler in der Abwehr in Rückstand geraten, haben das Ding kurz vor Schluss 3:2 gewonnen. Da hat die Mannschaft gesehen, wir können knappe Spiele auch zum Schluss gewinnen. Das war in Laer auch so. Die Mannschaft gibt sich nicht auf so wie im letzten Jahr in der Kreisliga A. Wir sind ein Team, das bis zum Schluss fightet."
Rawert und das kühle Blonde aus der Heimspiel-Tasse
Nach Spielschluss war die Elf des Trainertrios Reichstein, Christopher Müller und Tobias Rawert außerdem ein Team, das bis Ultimo feiert. Schon beim anschließenden Spiel des Landesligateams machten die Stemmerter ordentlich Randale, anschließend ging die Sause erst richtig los...
Was der Heimspiel-Mitarbeiter verspricht, das hält er auch. Und so fragte ich Burgsteinfurts spielenden "Co" Tobias Rawert inmitten des Jubeltrubels, ob er die ihm versprochene Heimspiel-Tasse, die ich mitgebracht hatte, noch haben wolle. "Ja klar, woraus sollen wir denn sonst das ganze Bier trinken?" Ob die Tasse noch heil ist und was die Bande damit angestellt hat, konnten wir bis zum Montagmittag nicht ergründen...
