Ein Jahr noch - zur Traumabewältigung

von Christian Lehmann

(14.06.18) In Zeiten, in denen Spieler auf den letzten Drücker ihre Zusage zurückziehen, um sich doch einem anderen Verein anzuschließen, ist das doch mal eine außergewöhnliche Meldung: Torhüter Rezan Osmanoglu hängt beim FC Galaxy doch noch ein Jährchen dran, obwohl er bereits sein Laufbahn-Ende angekündigt hatte - um dem Verein zu helfen, aber auch, um sein persönliches Trauma sportlich zu verarbeiten.

Sonntag, 2. Juni 2018: Der FC Galaxy Steinfurt erlebt die wohl bitterste Stunde seiner noch jungen Vereinsgeschichte. Im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Kreisliga A vor knapp 1000 Zuschauern bekommt der B2-Vize vom Skiclub Rheine nach allen Regeln der Kunst einen verbraten - 0:8. Im Galaxy-Kasten: Osmanoglu. "Ich war am Boden zerstört", verrät der Torhüter. "Ich spiele schon lange Fußball und habe viel erlebt, aber das war richtig heftig."

"So kannst Du nicht aufhören!"

Eigentlich sollte es das letzte Spiel sein für den Versicherungskaufmann, der beruflich nun noch mehr Verantwortung trägt und entsprechend weniger Zeit hat, seinem Hobby nachzugehen. "Ich wollte eigentlich mehr Zeit für mein Privatleben haben. Außerdem habe ich nach meiner OP vor drei Jahren immer mal wieder Probleme mit dem Fuß", sagt der Schnapper.

Aber so aufhören? Nein, das geht doch nicht... Noch am Abend nach dem Relegationsspiel sagte seine Frau zum geknickten Keeper: "So kannst Du nicht aufhören!" Gesagt, getan. Für den Klub ist das unerwartete "Doch" des Kapitäns ein Glücksfall, zumal die Suche nach einem zweiten Schlussmann bis dato ergebnislos geblieben war. "Sami Arfaoui wird ihm weiterhin als Backup das nötige Feuer machen, damit er sich nicht ausruhen kann", wird Galaxys Vorsitzender Ali Pish Been in einer Pressemitteilung des Klubs zitiert. "Wir als Verein freuen uns sehr über diese Zusage, da nicht nur die sportlichen Aspekte zählen, sondern Rezan mit seinem Engagement vielmehr auch neben dem Platz ein wichtiger Faktor für den Verein ist."

Das Gesicht der Mannschaft verändert sich kaum, einzig Steffen Treus (wechselt zum SV Wilmsberg) verlässt den Verein. Osmanoglu möchte noch einmal angreifen: "Ich weiß, dass wir sehr gute Qualität haben und dass uns dieses 0:8 nicht umwirft. Wir wollen den Leuten in der nächsten Saison zeigen, dass wir doch Fußball spielen können!"