Keine Lust aufs weiße Taschentuch

von Fabian Renger

(31.01.19) Worauf Thomas Schulten keine Lust hat, ist klar:"Ich ziehe das weiße Taschentuch nicht aus der Hose!" Zwei Punkte trennen ihn und Vorwärts Wettringens Reserve vom Spitzenreiter SW Weiner. Ein Hauch, höchstens. Der Wiederaufstieg ist zumindest mehr als bloß im Blickfeld - doch: Der Weg in der Rückrunde ist beschwerlich für die Männer aus dem Hiärtken. Schulten weiß das. "Mannschaften wie Weiner spielen seit Jahren schon so zusammen, das sind gewachsene Strukturen", sagt der Coach. "Bei uns ist es noch ein wackeliges Konstrukt. Unser Prozess läuft noch. Ob es am Ende reicht, muss man sehen."

Ein laufender Prozess, ein wackeliges Konstrukt: So einiges gibt Anlass für mächtiges Stirnrunzeln bei Schulten. Der zweite Platz ist natürlich eine positive Zwischenbilanz. Auch sah der Übungsleiter bisher "viele gute Dinge." Nur so richtig durchstarten in die Vorbereitung kann er halt auch noch nicht: Die ersten beiden Testspiele mussten notgedrungen abgesagt werden. Es fehlten schlicht die Spieler. Die sowieso relativ dünn gestrickte Personaldecke ist noch kleiner geworden bei den Vorwärts'lern.

Verstärkung von oben und unten geplant

Tobias Busch fällt für ein halbes Jahr aus, er weilt im Ausland. Felix Kenning, 21 Jahre jung, fällt bis zum Start der neuen Saison mit einem Kreuzbandriss aus. Tobias Termühlen ist erst Mitte Februar wohl wieder halbwegs einsatzfähig. 16 Feldspieler und zwei Keeper aus dem Kern der Zwoten werden in die Rückrunde starten. Klar ist: Auch aus der Ersten und der Dritten wird die Truppe verstärkt. Namen möchte Schulte noch nicht offiziell verkünden. Aber: Es braucht Leute, stellt der Trainer fest. "Mit 17 oder 18 hast du ein deutlich positiveres Gefühl", weiß auch der Übungsleiter.

Vor der Saison musste er auf die beiden erfahrenen Kräfte Stefan Brebaum und Sebastian Krey ziehen lassen. Er hübschte sich das Aufgebot mit vier A-Jugendlichen auf. Viel junges Gemüse, das sich eben noch entfalten muss. Aber auch junges Gemüse mit gutem Geschmack - jedenfalls auf dem Weg nach vorne. Mehr als Wettringens 57 Hütten kann keine andere Offensive der Liga vorweisen. Lars Kemper ist mit 14 Treffern zweitgefährlichster Angreifer der Liga. Schulten, der in "zwei, drei Einzelfällen" etwas Trainingseifer vermisst, bleibt dennoch bescheiden. "Offensiv ist das schon in Ordnung", beschreibt er seinen Power-Angriff noch recht nüchtern.

Nicht mehr nach unten gucken

Wo es noch hakt: Die Defensivbewegung. "Wir haben zu viel zugelassen", findet der Trainer. Beim Umschaltspiel müsse sein Team das Zentrum noch schneller schließen. Da war zu häufig Tag der offenen Tür vorm eigenen Gehäuse. Und dann? Wenn sich die Hilfe von unten und von oben akklimatisiert hat und mit den fitten eine Einheit bildet, was geht dann? Zumindest ist klar, wohin die Richtung definitiv nicht führen soll:"Bei neun Zählern Vorsprung auf den Dritten darf in zwölf Spielen nichts anbrennen", sagt Schulten. Das Taschentuch sollten also dann lieber die von unten rausholen.