Suchbegriff:

Querpass

Ali Pish Been und der FC Galaxy Steinfurt könnten bei einer Saison-Fortsetzung wohl nicht mehr in den Titelkampf eingreifen. Trotzdem plädiert der Vorsitzende für Variante vier.
Für Francesco Catanzaro und Fortuna Emsdetten wäre eine Annullierung der laufenden Saison eine Katastrophe, betont der Coach.

Extreme Härtefälle drohen


von Christian Lehmann

(21.04.20/Update) Nachdem der Fußball- und Leichthletikverband Westfalen (FLVW) Ende der vergangenen Woche die Vereine mittels einer Umfrage gebeten hat, ihre Meinung zum weiteren Umgang mit der Coronakrise abzugeben, wird im Heimspiel-Land wild diskutiert. Ein einheitliches Meinungsbild hat sich auch bei unseren Gesprächen mit Trainern und Verantwortlichen nicht herauskristallisiert - zu viele subjektive Interessen gilt es zu berücksichtigen.

Im Fußballkreis Steinfurt wären vor allem die Vereine, die sich bis zum Corona-Break im Aufstiegskampf befanden, besonders von der finalen Entscheidung des Verbandes betroffen. In der Kreisliga A stand nach Beendigung der Hinrunde der SV Mesum II auf Platz eins, bei einer Wertung nach aktuellem Stand hieße der Aufsteiger SuS Neuenkirchen II. In der Kreisliga B1 hieß der Herbstmeister Fortuna Emsdetten, aktuell steht Grün-Weiß Rheine an der Spitze - das allerdings mit zwei Spielen mehr auf dem Buckel als die Dettener. Auch der SC Altenrheine II hätte als Dritter noch berechtigte Aufstiegs-Hoffnungen. In der Kreisliga B2 haben die Sportfreunde Gellendorf sensationelle 19 Siege aus 19 Spielen eingefahren. Die Bilanz von Matellia Metelen ist ebenfalls beeindruckend, allerdings liegt das Team von Trainer Thomas Dauwe fünf Zähler hinter dem Primus. Wintermeister war die Matellia mit seinerzeit zwei Spielen mehr als Herbsttitelträger Gellendorf, der eben diese Nachholspiele kurz vor der Pause noch nachgeholt hat. Theoretisch im Rennen wäre auch noch SW Weiner, das allerdings aktuell sieben Punkte Rückstand auf Metelen aufweist. Der Vierte FC Galaxy Steinfurt liegt schon zehn Punkte hinter Rang zwei zurück.

 

Matthias Flüthmann (Sportlicher Leiter SuS Neuenkirchen): Wir haben schon gevoted und uns für Variante drei entschieden, auch in Abstimmung mit unserer Jugendabteilung. Die gerechteste Lösung wäre vielleicht die erste Option, doch das wäre für unsere Zweite als aktueller Tabellenführer der Kreisliga A einfach sehr bitter. Sie haben sich die komplette Saison über angestrengt, um dorthin zu kommen. Ich glaube einfach nicht, dass es organisatorisch funktionieren würde, die Saison im September fortzusetzen. Dann wären wir mit den Auswirkungen bis tief ins Jahr 2021 beschäftigt. Ich weiß auch nicht, wie wir als Verein im Falle einer möglichen Fortsetzung des Spielbetriebs die nötigen Auflagen erfüllen sollten.

Pascal Wilmes (Trainer SV Mesum II): Die Entscheidung werden letztlich Jochen Jakobs, Guido Hüging und Michael Gordalla treffen. Die Tendenz geht meines Wissens aber zur Variante zwei. Es wird ohnehin keine faire Lösung im Sinne aller geben. Am liebsten wäre mir persönlich, wenn bei uns in der Liga sowohl Neuenkirchen als auch wir hochgehen dürften. Sollte man sich für Option zwei oder drei entscheiden, würde man einem von beiden wehtun. Eine Annullierung wäre vielleicht sogar fairer, aber aus der Sicht anderer Vereine wie zum Beispiel Fortuna oder Gellendorf eine Katastrophe. Jeder hat für sich seine Argumente. Wenn wir am grünen Tisch aufsteigen, würde ein fader Beigeschmack bleiben.

Francesco Catanzaro (Trainer Fortuna Emsdetten): Für uns kommt eine Annullierung natürlich nicht infrage. Was soll ich denn mit so einer Truppe, wie wir sie in der nächsten Saison haben, noch in der Kreisliga B? Das wäre das Bitterste, das uns passieren könnte. Die Jungs werden auch so alle zu ihrem Wort stehen, aber ich weiß nicht, ob wir das so akzeptieren könnten. Mit allem anderen könnten wir leben. Aus meiner Sicht ist Variante zwei die fairste. Von mir aus können wir auch gerne im September die Saison zu Ende spielen. Unsere Erste und unsere Zweite sind ganz dick im Geschäft. Finanziell würde der Verein es natürlich verkraften, nicht aufzusteigen, aber damit würden wir um ein Jahr zurückgeworfen und die Arbeit eines Dreivierteljahres wäre umsonst. Bei den Ergebnissen, die wir gegen viele Mannschaften in dieser Liga erzielt haben, könnte ich beim Training einen Ball in die Mitte werfen und den Jungs sagen, sie können sich am Wochenende einen trinken gehen. Dann gewinnen wir vielleicht nicht mehr mit 10:0, sondern "nur" mit 4:0. Wenn mehrere Mannschaften aufsteigen dürften, hätte jeder in der nächsten Saison - auch im Falle von mehr Absteigern aus der Kreisliga A - die Chance, sich zu beweisen.

Günter Mensing (Fußball-Abteilungsleiter Matellia Metelen): Wir sind noch in der Meinungsfindung, aber unsere Tendenz geht zu Variante zwei. Die Gellendorfer spielen eine starke Saison und haben es sich verdient. Herr Rühlow hat vor einigen Wochen aber schon betont, dass es Denkmodelle gibt, bei denen bis zu 19 Teams in der Kreisliga A spielen könnten. Wir glauben im Moment daran, dass auch wir als Zweiter dann dabei sein könnten. Es wäre vielleicht wünschenswert, dann nicht direkt in der nächsten Saison so viele Absteiger zu haben, sondern das ganze eher langsamer wieder anzugleichen. Wir wollen schnellstmöglich wieder zurück in die A-Liga - und wenn man bedenkt, dass wir in der Vorsaison auch unter äußerst unglücklichen Umständen durch den freiwilligen Rückzug von Germania Horstmar aus der Bezirksliga abgestiegen sind, haben wir ja vielleicht auch noch einen gut...

Stephan Sloot (Trainer Sportfreunde Gellendorf): Ich kann mit den Optionen zwei, drei und vier gut leben, aber eine Annullierung der Saison wäre aus unserer Sicht eine Farce. Es wäre schade, wenn wir unsere überragende Leistung in dieser Spielzeit nicht krönen könnten. Für einen Spieler wie Christian Wilpsbäumer wünsche ich mir einen schöneren Abschluss, aber die Zeit rennt. Ich kann mir schwer vorstellen, die Saison ab September fortzusetzen und einfach noch ein halbes Jahr dranzuhängen. Für uns zählt, im Jahr des 100-jährigen Vereinsbestehens in der Kreisliga A zu spielen und ein paar geile Derbys zu haben. 

Marcus Hornung (Sportlicher Leiter SC Altenrheine): Unsere Zweite lag gut im Rennen, daher wäre Option zwei schade für die Jungs. Wir haben uns aber dafür entschieden, hoffen, dass wir zeitig in die neue Saison starten können und werden uns aber allen Entscheidungen stellen. Ich glaube auch nicht, dass Du in gewissen Ligen einfach sechs oder sieben Wildcards verteilen kannst. Das ist eine Situation, die es noch nie gab. 

Alex Witthake (Trainer SW Weiner): Wir haben darüber bei uns in der Mannschaft abgestimmt. Ich persönlich glaube, dass man eh nicht allen etwas Gutes tun kann. Das Thema Gesundheit geht momentan vor, alles andere sollte absolut zweitrangig sein. Ich wäre dafür, die Saison zu annullieren. Ich weiß, jetzt habe ich gut reden, aber dafür hätte ich mich auch entschieden, wenn wir jetzt Erster oder Zweiter wären. Ich kann viele Argumente verstehen und könnte es auch absolut akzeptieren, wenn die Saison in irgendeiner Form gewertet wird. Durch so eine Regelung jetzt aufsteigen zu können, ist nice to have, aber die Emotionen, die zum Fußball dazu gehören, sind dadurch völlig weg.

Ali Pish Been (Vorsitzender FC Galaxy Steinfurt): Derzeit gibt es nur zwei Möglichkeit, wie wir zur Normalität zurückkehren können: Durch einen Impfstoff oder Immunität. Beides wird sich so schnell nicht einstellen. Ich glaube, dass es im Profifußball bald weitergehen wird, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es in diesem Jahr keinen Amateurfußball bei uns geben wird. Wir müssen die Welt einfach mal auf Pause drücken, und dann fällt Kreisliga-Fußball halt hinten rüber. Das Virus verschwindet nicht von heute auf morgen, wenn wir wirklich die Saison abbrechen, glaube ich, dass die nächste Entscheidung, die getroffen werden muss, nur aufgeschoben ist. Aus meiner Sicht wäre es das sinnvollste, alles komplett ein Jahr ruhen zu lassen und im März 2021 weiter zu spielen und dann die Saison fortzusetzen

Harry Toonen (Sportlicher Leiter TuS Laer 08): Ich bin froh, dass wir mit dem ganzen Sch... nichts zu tun haben. Meine Meinung: Die Teams, die in den Kreisligen oben stehen, müssen Playoffs spielen, um die drei Aufsteiger zu ermitteln. Im Abstiegskampf könnte man das genauso machen. Fortuna, Gellendorf oder Metelen würden die Kreisliga A deutlich attraktiver machen. Das wäre bombig.

Thomas Fraundörfer (Trainer SpVgg Langenhorst-Welbergen): Aus meiner Sicht ist die Annullierung der Saison die sinnvollste Lösung. Bei uns in der Kreisliga zu behaupten, man hätte mit einem Aufstieg fest kalkuliert, halte ich für fadenscheinig. Für die Mannschaften in der Regional- und Oberliga ist diese Ungewissheit eine Katastrophe. Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut derer stecken, die es entscheiden. Ich bin trotzdem der Meinung, auf Bundesebene sollte mal einer Eier in der Hose haben und sagen "So machen wir's, Punkt!". 



Top-Klicker der letzten 7 Tage
1 Kreisliga A ST: Germania Hauenhorst holt sich Alex Bügener vom FCE
» [mehr...] (1.034 Klicks)
2 Querpass: Kreistag erstmals in Mesum
» [mehr...] (397 Klicks)
3 Kreisliga B1 ST: Quickies - der 24. Spieltag
» [mehr...] (337 Klicks)
4 Kreisliga A ST: TuS St. Arnold holt Krzesinski und Simon aus Hauenhorst
» [mehr...] (305 Klicks)
5 Kreisliga A Steinfurt: Anschwitzen, 25. Spieltag
» [mehr...] (256 Klicks)

» Mehr Top-Klicker

Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

» Zur kompletten Tabelle