Querpass
25-Jähriges für Jürgen Lütkehaus
von Marc Klein
(11.02.20) Es war einmal der 2. Februar 1995... Vor ziemlich genau 25 Jahren wurde Jürgen Lütkehaus (61) zum Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises Steinfurt gewählt. Neuerdings lautet die genaue Bezeichnung seines Amtes allerdings: Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichterausschusses.
Der ehemalige Trainer des SC Preußen Borghorst (1972-73) ist seit 1980 bis zum heutigen Tage Schiedsrichter. Er durchlief sämtliche Ligen bis hin zur damaligen Verbandsliga, der heutigen Westfalenliga. Als Assistent lief Lütkehaus sogar in der Regionalliga die Seitenlinie hoch und runter.
Schiedsrichterschwund als Hauptproblem
Der Inhaber der DFB Verdienstnadel, mit der er im März 2015 ausgezeichnet wurde, hat auch nach 25 Jahren trotz aller Schwierigkeiten weiterhin Spaß an seiner Arbeit. Als aktuell größte Herausforderung bezeichnet der 62-Jährige den Schiedsrichterschwund, der in den vergangenen fünf bis sechs Jahren aufgekommen ist.
Laut Lütkehaus beläuft sich der Fehlbestand an Schiedsrichtern auf exakt 50 Mann. "Wir müssen immer wieder Anwärter-Lehrgänge absagen, weil zu wenige oder keine Anmeldungen vorliegen." Der Schiri-Boss bezeichnet die Lehrgänge auch teilweise als "Kindergärten". "Natürlich sind wir froh über jeden neuen Schiedsrichter. Es ist auch nicht Böse gemeint , aber wir können keinen 14 oder 15-jährigen bei den Senioren einsetzen", so Lütkehaus.
In der vergangenen Saison ist es sogar so weit gekommen, dass Spiele in der Kreisliga ohne Schiedsrichter stattfinden mussten. Der Grund liegt auf der Hand. Es fehlen schlichtweg die notwendigen Unparteiischen. Beschwerden seitens Vereine über diesen Zustand gibt es kaum bis gar nicht. Bis jetzt wurde die Situation einfach nur hingenommen. "Es geht so lange gut, bis es am letzten Spieltag um Auf-und Abstiege geht und wir keine Schiedsrichter stellen können. Dann ist das Geschrei groß!"
Die Gesellschaft als Problem
Dass sich das Schiedsrichterwesen allgemein verändert hat, sieht der Vorsitzende ähnlich. Zum Thema "Gewalt gegenüber Schiedsrichtern", das in den letzten Monaten auch immer vermehrt aufgekommen ist, hat Lütkehaus ebenfalls eine ganz klare Meinung: "Für mich liegt das Problem vor allem in unserer Gesellschaft. Wenn man mal in andere Bereiche schaut, wie z.B. mit Feuerwehrleute bei Einsätzen umgegangen wird, muss man sagen, dass der Respekt der Leute immer mehr abnimmt!"
Dass der DFB dieses Problem erkannt hat, stimmt den Schiedsrichter Obmann vorerst positiv. Die neue Regel, dass u.a. Meckern und Unsportlichkeiten schneller mit Karten verwarnt werden, findet Lütkehaus gut. "Sollte der DFB diese Regel weiter konsequent durchziehen, ist das definitiv ein Anfang!" Geht es nach dem Schiedsrichter, gucken sich zu viele Amateure das Verhalten einiger Bundesliga-Profis ab.
Die nächste Wahl steht im Jahr 2022 an. Bis dahin will Lütkehaus auf jeden Fall weitermachen. "Wenn man ein Amt antritt, bin ich der Meinung, dass man dieses auch zu Ende bringt. Der Spaß ist bis jetzt nicht verloren gegangen", so der Schiedsrichter Obmann. Ob er sich in zwei Jahren wieder zur Wahl stellt, lässt Lütkehaus erst einmal noch offen. Er würde sich dennoch freuen, wenn einer aus der jüngeren Generation das Ruder übernimmt.
Ehrungen:
FLVW Verdienstnadel in Silber 11/1995
silbernes Jugendleiter Ehrenzeichen 1982
silberne Schiedsrichter Ehrennadel 1990
FLVW Verdienstnadel in Gold 02/2001
silberne Sportplakette Kreis Steinfurt 03/2012
DFB Verdienstnadel 03/2015 (höchste Auszeichnung die der DFB an Personen vergibt, die kein Amt beim DFB ausüben)