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Serie: Die Unbestechlichen

Sohn Louis (l.) und Vater Christoph Arning haben gemeinsam ihre Leidenschaft für die Schiedsrichterei entdeckt. Fotos: Philipp Romahn

Wie der Vater, so der Sohn


von Christian Lehmann

(08.04.20) Es gab Zeiten, da war Christoph Arning kein großer Fan der Schiedsrichter-Gilde - und die fehlende Wertschätzung beruhte bei dem einen oder anderen Referee vielleicht sogar auf Gegenseitigkeit. Mit einigen Unparteiischen legte sich der resolute Defensiv-Spezialist von Westfalia Leer ab und an auch mal verbal an. Inzwischen steht er auf derselben Seite wie Jürgen Lütkehaus, Christian Kadell und Co. Dass er inzwischen absolut überzeugter Schiri ist, hat der 47-Jährige auch seinem Sohn Louis (17) zu verdanken.

Jan Lohmann wird das A-Liga-Spiel zwischen dem SC Reckenfeld und Westfalia Leer 2017 so schnell nicht vergessen. Im Hinspiel hatte es noch ordentlich geknallt, sodass für das Wiedersehen beider Teams der erfahrene Schiri und Lehrwart angesetzt wurde. Nach der Partie stand plötzlich Christoph Arning mit seinem Filius vor ihm und kündigte an, den Schiri-Schein machen zu wollen. Rückblickend betrachtet war das keine schlechte Entscheidung, findet Lohmann. "Die beiden machen das sehr gut. Louis ist sehr engagiert und übt viel, er will weiterkommen. Für Killie gilt, dass es wohl keinen Trick von Spielern auf dem Platz gibt, den er nicht kennt und früher selbst angewendet hat", sagt der Borghorster lachend.

"... dann kommt der Alte mit"

"Ich habe bei Louis schon frühzeitig das Talent und die Affinität zur Schiedsrichterei gesehen. Irgendwann habe ich ihm dann mal versprochen: Wenn Du alt genug bist und den Schein machst, dann kommt der Alte mit", verrät Christoph Arning. Gemeinsam mit mehreren Vereinskollegen wurden dann nach einem Jugendturnier in Leer an der Theke Nägel mit Köpfen gemacht, gleich im halben Dutzend meldeten sich Schiri-Anwärter aus dem Westfalia-Lager zum Lehrgang an - für den seit Jahren vom Schiri-Mangel geplagten Kreis eine Wohltat. 

Die ersten Aufeinandertreffen, etwa beim Regelkurs mit Lehrwart Christian Schmees oder mit alten Weggefährten, die inzwischen auf die Trainerbank gewechselt sind, waren dann schon etwas seltsam, räumt er ein. "Das war für mich ein völlig neuer Blickwinkel. Inzwischen habe ich viel mehr Verständnis dafür, was die Schiedsrichter leisten. Ich kann es nur jedem Fußballer ans Herz legen, das nach der aktiven Laufbahn zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Spaß macht!" Der Sohnemann hat einen positiven Nebeneffekt festgestellt: Seitdem er selber pfeift, ist der Papa, früher ein Lautsprecher auf und neben dem Platz, deutlich ruhiger geworden. 

Regel-Sicherheit gegen Erfahrung

Sohn Louis, das gibt Christoph Arning unumwunden zu, hat schon jetzt regeltechnisch deutlich mehr auf dem Kasten als er selbst. "Das mache ich aber durch Erfahrung wieder wett." Vieles, was er als Aktiver erlebt hat, hilft ihm heute als Referee. "Ich habe zwar hart gespielt, war aber immer ehrlich und fair. Bei mir wusste jeder, woran er war. So ist auch meine Art zu pfeifen. Ich möchte auf dem Platz über niemanden richten, sondern Teil des Spiels sein. Es soll allen Beteiligten Spaß machen, aber wenn sich einer nicht an die Regeln hält, wird durchgegriffen."

Louis Arning hatte schon als junger Bünsel die Pfeife im Mund, pfiff bei Jux-Turnieren oder Spielen. "Mir macht das mega viel Spaß", sagt der verglichen mit seinem Erzeuger eher ruhigere Teenager. Bisher pfeift Arning junior ausschließlich Spiele in der B- und A-Jugend, bald möchte er sich auch bei den Senioren beweisen. "Wann das der Fall sein wird, entscheiden der Schiedsrichter-Obmann und die Ansetzer. Ich versuche, mein Bestes zu geben und so hoch zu kommen wir möglich. Ich sage mir aber nicht, ich muss unbedingt in dieser oder jener Liga pfeifen." Das Talent des Abiturienten haben die Verantwortlichen im Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss längst erkannt, als einziger Entsandter aus dem Fußballkreis Steinfurt nahm er im vergangenen Oktober an einer Nachwuchs-Schulung in Kaiserau teil. "Das war eine sehr interessante Erfahrung, da habe ich viele andere Schiris kennen gelernt und erfahren, wie es in anderen Kreisen läuft."

Nur am Sonntagnachmittag geht nichts

Louis Arnings Aufstieg in die Senioren-Kreisliga A scheint zumindest mittelfristig vorprogrammiert. Lohmann und Co. könnten sich auch den Vater gut im Kreis-Oberhaus vorstellen, doch da gibt es ein Problem: Sonntags um 15 Uhr spielt dessen große Liebe um Meisterschaftspunkte. Nur einmal, weil bei der Partie des TuS Laer gegen den TuS St. Arnold kein Referee kam, sprang er ein, nachdem er zuvor das Spiel der Zweiten geleitet hatte. "Das war richtig cool, aber um 15 Uhr spielt meine Westfalia!"

In der Regel lässt sich "Killie" gerne und häufig am Samstag oder am Sonntagmorgen ansetzen. "In der A-Jugend pfeife ich am liebsten!", erklärt er. Bei den Spielern, die im Alter seines Sohnes sind, ist er ebenfalls sehr beliebt - an Autorität mangelt es ihm deshalb aber nicht. Im Gegenteil. Auch der Spross hat sich mit seiner besonnenen Art Respekt verschafft, er erinnert sich nur an ein kompliziertes Spiel bisher: "Da habe ich am Anfang eine zu lange Leine gehabt und musste am Ende durchgreifen und einige Karten zeigen - darunter auch eine Rote." Doch der Vater ist sich sicher: "Daraus lernt er!"

Highlight vor über 1.000 Zuschauern

Eigentlich hätte Louis Arning in der Vorsaison das Kreispokalfinale der Frauen leiten sollen - mit dem Vater an der Linie. Weil dies jedoch nicht ausgetragen wurde, blieb ihm diese einmalige Konstellation verwehrt. Doch die Arnings bekamen etwas später ein absolutes Bonbon als "Trostpreis": Beim Aufstiegsspiel zwischen SW Weiner und Vorwärts Wettringen II liefen sie gemeinsam mit Lohmann ein und assistierten dem Westfalenliga-erfahrenen Referee - vor rund 1.200 Zuschauern. "Das war ein Highlight!", erinnert sich Christoph Arning.

Das Coronavirus hat die Gemeinde Leer bisher komplett verschont, das Fußball-Virus hat die komplette Familie Arning jedoch schon seit langer Zeit infiziert: Mutter Arning ist Betreuerin des Frauenteams, auch die Tochter von Christian Arning kommt gerne mit zum Sportplatz. "Sie unterstützen uns viel und finden es gut, dass wir das machen", sagt Louis. Blöd nur, dass die gesamte Familie derzeit ans eigene Heim gefesselt und an Amateurfußball nicht zu denken ist. "Wir halten uns strikt an die Vorgaben", sagt Christoph Arning, der seit einiger Zeit aus dem Home Office arbeitet - und froh ist, dass sein Sohn ihn bei anstehenden Arbeiten wie dem Aufräumen der Garage unterstützt. Wenn die Langeweile zu groß wird, schauen sie sich gemeinsam auf Sky die Fußball-Highlights vergangener Jahre an. Denn eines ist im Hause Arning völlig klar: "Ganz ohne Fußball geht es nicht!"


In unserer Serie "Die Unbestechlichen" stellen wir euch mit Interviews, Portraits und kleinen Geschichten die Schiedsrichter im Kreis und in der Region näher vor. Gerade aktuell, wo im Amateurfußball nichts läuft, lohnt es sich, darüber nachzudenken, dass ohne unsere Unparteiischen ebenfalls kein Spielbetrieb möglich wäre. 

Als Assistenten von Simon Elshoff (M.) laufen die Arnings hier beim Jugend-Kreispokalfinale 2019 als Assistenten ein.


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