Längst nicht ausgestorben

Von Fabian Renger

(09.01.23) Christoph Klein-Reesink, Trainer des SV Burgsteinfurt, sagte kürzlich den Westfälischen Nachrichten, dass er das Gefühl habe, der Hallenfußball würde langsam aussterben. Lieber Reese, ich würde dir nie widersprechen...aber spätestens nach der Rückkehr der Rheiner "Stadtis" am Samstag halte ich diese Aussage mindestens für gewagt - wenn nicht sogar für einen schlechten Scherz. Vom "aussterbenden" Hallenfußball war da nämlich mal rein gar nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil.

Das beste Beispiel war das Gruppenspiel zwischen den SF Gellendorf und dem Skiclub. Es ging ums Weiterkommen. Gellendorf brauchte dafür einen Dreier, den Clubberern hätte ein Remis gereicht. Es ging rauf und runter, am Ende stand ein knapper 5:4-Erfolg für die SFG - und die Kopi-Halle stand Kopf. Bei Toren der Clubbererer war in deren Fanblock Ekstase angesagt, die Club-Anhänger haben während Corona nichts verlernt. Die Gellendorfer standen ihnen während der Begegnung im Nichts nach. Ich stand unten am Parkett und hatte Gänsepelle bis nach Mexiko. Rheine, das war geil! Das galt übrigens auch für die Fans des SC Altenrheine, die zwischendurch ebenfalls dezent eskalierten.

Gutes Niveau

Sportlich betrachtet war's auch durchaus ein Genuss. Fair war's, es gab nur vier Zeitstrafen. Der SCA sprühte mit seinen ganzen Hallenzockern nur so vor Spielfreude. Was Timo Müller, Niklas Huesmann, Thorben Kortenhorn, Nick Petlach und Konsorten da abrissen, machte Spaß. Oder der SV Mesum mit Max Jasper zwischen den Pfosten, der das Hallen-Torwart-Spiel absolut verinnerlicht hat (Stichwort Flying Goalie). Aber auch der Schachzug, mit Tobias Guthardt vorne in die Schlacht zu ziehen, zahlte sich aus. Dass Christian Biermann ein guter Hallenspieler ist, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.  Mit den Gellendorfern setzte ein A-Ligist einige Duftmarken, aber auch GWA Rheine hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Dass nachher wieder einmal die Eintracht oben stand? Geschenkt. Über das denkwürdige Neunmeterschießen im Finale hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens.

Der gestreckte Spielplan mit mit 33 Spielen und rund siebeneinhalb Stunden ohne Pause ließ eh keine Zeit für Langeweile oder Längen aufkommen. Ob es der letzter Weisheit letzter Schluss gewesen ist, mit einer Fünfer- und Sechser-Gruppe zu agieren, weiß ich trotzdem nicht. Vielleicht sollte man mal über eine Allstar-Mannschaft oder Ähnliches nachdenken. Zukunftsmusik.

Starke Organisation

Organisatorisch haute der FCE mächtig auf den Putz. Für den Zustand der Halle kann er ja nichts. Für die stickige Luft ebenfalls nicht. Aber: Die Live-Resultate auf "Meinturnierplan.de" oder die Live-Videoübertragung nach draußen auf die XXXL-Leinwand - das waren schon schöne Services. Genauso wie die Pressetribüne - wo Uwe Laurenz übrigens höchspersönlich Kaffe lieferte. Wo gibt's das sonst noch? Danke nochmal. Manch einer murrte unterdessen über den Eintritt von sieben Euro - ich finde: Jeder Cent war gut investiert.

Und Apropos Stahlkraft: Ich bekam im Vorfeld unzählige WhatsApps von Leuten, die mit dem Rheiner Seniorenfußball eher wenig zutun haben. Die Vorfreude war immens. Corona hat jedenfalls keine Spuren hinterlassen. Und nicht nur die Rheiner Stadtis sind weit davon entfernt, auszusterben...