Spektakuläres Derby vor spektakulärer Kulisse

Von Julian Schimmöller

(10.11.19) Das war mal Werbung für den Amateurfußball: Vor deutlich mehr als 500 Zuschauern trennten sich Gastgeber Schwarz-Weiß Lienen und Preußen Lengerich in einem tollen Derby letztlich mit 3:3 (2:0). Nachdem Außenseiter Lienen den Preußen in Hälfte eins komplett den Schneid abkaufte, kam Lengerich in Hälfte zwei zunächst monstermäßig zurück, ehe die Schwarz-Weißen einmal mehr ihre tolle Moral unter Beweis stellten und sich einen späten Punkt sicherten.

Der Reihe nach: Es waren noch keine zehn Minuten gespielt, als Lienens Kapitän Yannik Lunow den Zuschauern den ersten Leckerbissen servierte und nach Balleroberung von Louis Hawerkamp die Pille aus 25 Metern ins Tor löffelte (7.). Sein zweiter Streich gelang Lunow dann per Kopf nach Maßgflanke von Julian Stumpe (26.), seinem dritten Treffer stand dann kurz vor der Pause nur ein Abseitspfiff im Wege. Maik Horstkotte vom Lienener Trainertrio war begeistert: „Wir haben jetzt ein paar Jahre auf dieses Derby hingearbeitet und so haben die Jungs auch gespielt.“ Auch Preußen-Trainer Pascal Heemann sah einen starken Auftritt der Hausherren: „Die Führung zur Pause war absolut verdient, Lienen war klar besser.“

„Entspannte Kabinenansprache“ wirkt Wunder

Mit der eigenen Leistung war Heemann alles andere als zufrieden, es folgte eine entsprechend „entspannte Kabinenansprache“, wie der Trainer voll Ironie schilderte. Und diese zeigte dann ihre Wirkung, Lansana Kaba traf nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff mit einem herrlichen Fallrückzieher zum Anschluss (51.). Nicht nur die Ansprache, auch Heemanns Wechsel passten: Der zur Pause gekommene Mahmut Calis sorgte wieder nur wenige Minuten später per Flachschuss für den Ausgleich (57.).

Lengerich war nun im Flow, bei Lienen machte sich auch die Auswechslung von Kapitän Lunow, der zur Pause verletzt in der Kabine blieb, bemerkbar. Nach einem abgefälschten Freistoß von Timo Zimmermann war erneut Kaba zur Stelle und brachte die Preußen mit 3:2 in Front (63.). Binnen gerade einmal zwölf Minuten hatte der Bezirksligaabsteiger die Partie gedreht, nach gehörigen Anlaufschwierigkeiten schienen die Gäste ihrer Favoritenrolle nun doch gerecht zu werden.

Unbeugsame Lienener Moral

Lengerich verpasste in dieser Phase jedoch, die Führung auszubauen, unter anderem Calis und Kaba verpassten aus aussichtsreicher Position. Die Monsterchance zum 4:2 ließ Calis dann kurz vor Schluss liegen: Nach Maßflanke von Jonathan Westhoff setzte der Offensivmann die Kugel unerklärlicherweise aus gerade einmal zwei Metern über das Tor. Dass sich sowas gegen Lienen rächt, ist in der Liga mittlerweile gut bekannt: Die Hausherren konterten im Anschluss nochmal, Stumpe bereitete erneut vor und in der Mitte traf Joker Max Wehnert zum umjubelten 3:3 (90.) – der Schlusspunkt.

Und das Unentschieden war am Ende dann auch ein gerechtes Ergebnis, mit dem sich beide Seiten nach diesem tollen Spiel anfreunden konnten. „Ich bin am Ende zufrieden, wir haben es über eine geschlossene Mannschaftsleistung gut gemacht. Aber Lengerich hat halt auch einfach seine Qualitäten“, bilanzierte Horstkotte. Lob gab es auch vom Gegner: „Lienen hat sich diesen Punkt am Ende erarbeitet und entsprechend auch verdient“, so Heemann.

Schwarz-Weiß Lienen – SC Preußen Lengerich 3:3 (2:0)
1:0 Lunow (7.), 2:0 Lunow (26.)
2:1 Kaba (51.), 2:2 Calis (57.)
2:3 Kaba (63.), 3:3 Wehnert (90.)