Sie nannten ihn schon "Quälix"

Von Fabian Renger

(04.02.21) Eigentlich hat Mattis Potthoff noch gar nicht richtig angefangen. Und doch hat er schon einen Ruf weg. Seit Saisonbeginn ist er unter Dragan Grujic Co-Trainer von Falke Saerbeck. "In der Vorbereitung habe ich ein, zwei Einheiten gemacht - da wurde ich als Quälix abgestempelt", berichtet Potthoff lachend. Grujic weilte im Urlaub, Potthoff wurde ins kalte Wasser geschmissen und gab alles. Nein, nein. Das hatte nix mit Medizinbällen zutun. Potthoff schickte Falkes Akteure munter über die Tartanbahn am Platz. "Das fanden die Jungs nicht so gut", erinnert er sich. Er hingegen fand's durchaus spaßig.

Aufgrund einer lädierten Hüfte musste der 25-Jährige seine Laufbahn als Kicker beenden. Es ging nicht mehr. In der vergangenen, seiner unterm Strich letzten Saison war Potthoff zudem ein Jahr Kapitän, damals noch unter Holger Althaus, der riesige Stücke auf ihn hielt. "Wir wollten ihn nicht verlieren", kam Dennis Teupen, Fußballobmann und Spieler von Falkes Erster in Personalunion, schließlich auf die grandiose Idee: Machen wir aus dem Kapitän Potthoff dann halt den Trainerassistenten Potthoff.

Einstiegshilfe für Grujic

Auch Grujic, der ja im Sommer frisch zum Club kam, war damit mehr als nur einverstanden. Potthoff erleichterte ihm den Einstieg in Saerbeck ungemein. "Er hat mir geholfen, über jeden einzelnen Spieler zu erfahren", erzählt der Übungsleiter. Als Kapitän und langjähriges Teammitglied wusste Potthoff natürlich so einiges zu berichten.

"Matti ist ein Typ, mit dem man sehr gut klar kommt, der auch Fußballverstand hat. Wir sind uns in vielen Dingen einig", lobt Grujic. Das Problem: Relativ zeitig nach Saisonbeginn wurde 'Quälix' erstmals an der Hüfte operiert und konnte Grujic somit nicht mehr so wirklich helfen. Humpelnd gab er dann höchstens den Edelfan am Platz. Bald steht eine zweite Operation an. In der neuen Saison will er dann wieder mehr als Co-Trainer vor Ort sein. Ersetzt wird er übrigens in der Ausfallzeit nicht. Zusammen mit Torwarttrainer Simon Klemme, Betreuer Walter Thiemann oder einigen erfahrenen Kräften in der Truppe wird Grujic das Schiff auch ohne Potthoff schon schaukeln.

"Eine coole Truppe"

Wirkliche Vorerfahrungen im Trainerbereich hatte der derweil nicht. Irgendwann betreute Potthoff mal eine F- und E-Jugend. Aber das ist länger her und eben auch was anderes. Die jetzige Truppe sei indes pflegeleichter, befindet der Mittelfeldspieler a.D.. "Ich will auf jeden Fall bei der Mannschaft bleiben, weil es einfach eine coole Truppe ist", fühlt er sich auch in der neuen Rolle mehr als gut aufgehoben. Autoritätsprobleme hat er wegen seiner neuen Rolle auch keine. "Klar kommt da mal ein Spruch, aber wo gibt's den nicht?!", gesteht unterdessen Teupen zwar lachend, ergänzt aber direkt: "Er hat die Einheiten gut geleitet, da haben alle voll mitgezogen."

Interesse, vielleicht auch mehr als nur den Co-Trainer-Part einzunehmen, sei bei ihm auch vorhanden, sagt Potthoff. Aber: Abwarten. Bei seinem steilen Karriereweg innerhalb der Truppe würde uns jedenfalls nichts mehr wundern. Er war nämlich auch bereits Hüter des Strafenkatalogs, Strafenwart nannte sich die offizielle Jobbezeichnung. Auch das war eine nette Zeit. Was gab's da so für Strafen? "Betrunken zum Spiel kommen kostete - aber das kommt ja nicht vor bei uns", sagt Potthoff lachend. Ja ja ja. Marius Stallfort musste unter seiner Leitung übrigens ziemlich häufig blechen.

Aber auch der würde sich wohl ähnlich ausdrücken, wie es Dragan Grujic tut: "Ich bin froh, dass ich Mattis habe!" Falkes Kicker dürften das ähnlich sehen - die eine Runde um den Tartanbahn mehr oder weniger werden sie wohl verkraften.