Monster-Moral nach "60 ganz, ganz schlechten Minuten"

Von Julian Schimmöller

(30.04.22) Die Krawatte, die Steinbecks Coach Klaus Frank nach einer knappen Stunde beim Auswärtsspiel in Lienen hatte, dürfte wohl getrost der Größe XXL zugeordnet werden: "Das waren 60 ganz, ganz schlechte Minuten, unsere schlechteste Darbietung in der bisherigen Abstiegsrunde." Mit 1:4 lag Steinbeck nach 56 Minuten zurück. Und das die Gäste diese verrückte Partie am Ende noch mit 5:4 (1:2) gewinnen sollten, hätten zu diesem Zeitpunkt wohl auch die kühnsten Optimisten nicht vermutet. 

Und erst Recht nicht Frank: "Mit dem 1:4 war das Spiel eigentlich durch, ich hatte eigentlich schon einen Haken an das Spiel gemacht." Lienens Kapitän Louis Hawerkamp hatte mit einem Blitz-Doppelpack binnen fünf Minuten - zunächst per Volley von der Schzhenerkante nach schöner Rückraum-Ablage von Merlin Korte (52.), dann nach in Folge eines Standards nach Querpass von Julian Lunow (56.) - für vermeintlich klare Verhältnisse gesorgt. "Bis dahin haben wir die Partie dominiert, es war eine klare Sache", so Hawerkamp.

Niehüser gibt den Startschuss

Doch als Steinbeck unmittelbar nach dem 1:4 durch einen abgefälschten Schuss von Marcel Niehüser zum 2:4 kam (57.), war die Lienener Dominanz auf einmal wie weggeblasen: "Da sind wir in alte Muster verfallen, das Selbstvertrauen war auf einmal weg. Steinbeck hat uns überrumpelt und wir haben es nicht geschafft, dagegen zu halten", haderte Hawerkamp. Ähnliches sah Frank: "Auf einmal stand da bei uns eine andere Mannschaft auf dem Platz, der Glaube war wieder da, die Jungs haben sich gegenseitig gepusht."

Die Folge: Nur fünf Minuten nach dem zweiten Treffer war Steinbeck ein drittes Mal erfolgreich, Finn Determeyer enteilter nach einem langen Ball von Henning Ostendorf und stellte auf 3:4 (62.). Und erneut keine zehn Minuten später glich Determeyer mit seinem zweiten Treffer aus, nachdem sich Niehüser über rechts im Laufduell durchgesetzt und den Ball an die Sechzehnerkante gespielt hatte (71.). Die Aufholjagd krönte Steinbeck dann tatsächlich in der Nachspielzeit noch mit dem Siegtreffer, als Nicolas Kewe nach Steckpass von Julian Oelgemöller im Eins-gegen-Eins mit Joshua Heinze eiskalt blieb (90.+1). "Heute hatten wir das Glück, das uns die letzten Wochen gefehlt hat", wusste Frank.

Spielstarkes Lienen in Hälfte eins

In Lienen haderte man hingegen damit, einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt verpasst zu haben: "Nach 4:1-Führung darf einem das nicht passieren", so Hawerkamp. Vor allem, da die Schwarz-Weißen lange Zeit einen richtig guten Auftritt gezeigt hatten. Maxi Warkentin hatte nach schönem Steckpass von Eimo Smidt für die frühe Führung gesorgte (7.), Dominik Winkler besorgte nach starker Kombination und Hereingabe von Korte für den zweiten Treffer (20.). Hawerkamp war begeistert: "Genau so wollen wir es spielen." Zwischenzeitlich hatte Oelgemöller nach scharfer Hereingabe von Justin Brockmöller ausgeglichen (20.).

Weil sich Lienen dann später aber doch komplett aus dem Konzept bringen ließ, war aus Sicht von Hawerkamp der Gäste-Sieg auch nicht gänzlich unverdient, ein Remis jedoch gerechter gewesen. Spielertrainer Yannik Lunow wollte sich mit der Niederlage aber nicht zu lange aufhalten und blickt angesichts der lange starken Leistung positiv nach vorne: "Leider waren wir gestern nicht gefestigt gut genug, um die Gegentore - insbesondere das 2:4 - wegzustecken. Das ist natürlich mega bitter, aber wir werden trotzdem die positiven spielerischen Dinge mit in die nächsten Wochen nehmen."

Schwarz-Weiß Lienen - Grün-Weiß Steinbeck 4:5 (2:1)
1:0 Warkentin (7.), 1:1 Oelgemöller 12.)
2:1 Winkler (20.), 3:1 Hawerkamp (52.)
4:1 Hawerkamp (56.), 4:2 Niehüser (57.)
4:3 F. Determeyer (62.), 4:4 F. Determeyer (71.)
4:5 Kewe (90.+1)