Der Höhenflug fängt hinten an

Von Fabian Renger

(31.08.22) Christian Nagelmann ist in diesen Tagen gut drauf, wenn es um Fußball geht. Der 24-Jährige gehört schließlich Eintracht Mettingen II an - ein Aufsteiger, der aktuell die Liga gehörig aufmischt. Schon jetzt haben die Mettinger sieben Punkte geholt. So viele sammelte Eintracht-Reserve bei ihrem letzten Auftritt in der A-Liga in der gesamten Spielzeit. Sollte den Mettingern jetzt am Wochenende der Coup gelingen, beim Spitzenreiter SV Büren zu siegen, dann war's das aber. "Dann können wir uns auch abmelden, es kann ja nicht besser werden", spaßt Nagelmann herum.

So ganz überraschend kam der Höhenflug für ihn aber nicht. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei uns gutes Potenzial gesehen habe vor der Saison", berichtet der Agrarwissenschafts-Student. Vor allem die Viererkette mit den beiden Sechsern davor arbeite sehr gut. "Wir wollen wenig Tore kriegen, gut verteidigen und dann gucken, was vorne drin sitzt", setzen die Mettinger vornehmlich auf Konter. Grundsätzlich sei die taktische Anordnung unter Coach Jochen Löffers aber keine wirklich andere als im Vorjahr, nur die Ausführung sei etwas defensiver, erklärt unser Anschwitzpartner. Funktioniert: Zweimal hielt zuletzt die Null. Erst zwei Gegentore waren es überhaupt. Schon in der B-Liga war die Defensive Mettingens Prunkstück. 17 Gegentore in 24 Spielen, 13 Zu-Null-Partien- booyah!

Warum wir Christian Nagelmann zum Anschwitzen ausgewählt haben? Weil er in der vorigen Woche zum Matchwinner avancierte. Er habe den Ball in die Maschen genagelt, berichtete Löffers nach dem 1:0-Sieg über SW Esch. Billige Wortspiele finden wir immer schön. Aber das passte diesmal. Florian Ottes langer Ball fiel kurz vorm Escher Strafraum Nagelmann vor die Füße. Der parkte das Leder anschließend wunderschön im Netz. War ganz nett anzusehen. Zufall oder Können? "Also bei mir ist das immer ein bisschen von beidem", sagt Nagelmann lachend. "Ich treffe den nicht jeden Tag so." Das Tor gehörte auch teilweise dem Trainer - Löffers hatte Nagelmann nämlich kurz zuvor von der Rechtsverteidigung eine Position nach vorne geschoben.

Zusammen mit Bruder Antonius

In den vergangenen Jahren war Nagelmann immer mal wieder weg. Kürzlich erst ein halbes Jahr studienbedingt in Norwegen beispielsweise. In diesem Jahr steht nicht nur für ihn eine besondere A-Liga-Saison an. Nein, er kickt auch mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Antonius zusammen. "Das macht Spaß, mit meinem Bruder zu zocken", sagt Christian Nagelmann. Klassikerfrage: Wer ist der bessere? Christian Nagelmann muss lachen. "Das ist situationsbedingt. Ich glaube, das bessere Spielverständnis und die bessere Technik hat er auf jeden Fall, ich bin ein bisschen schneller und zweikampfstärker." Antonius Nagelmann ist aber auch erst seit drei Jahren wieder zurück am großen Ball, zuvor hatte er sich dem Handball verschrieben. Bruder-Zusammenführung in der Kreisliga A - auch nicht so schlecht.

Ein Blick auf die Erste tut natürlich auch Not. Die sammelte bis jetzt einen Zähler - das war das 2:2 im Duell mit der Reserve am ersten Spieltag. Wir erinnern uns: Die Erste glich erst in der Nachspielzeit aus. "Wenn einmal der Wurm drin ist, muss einmal das Erfolgserlebnis kommen", hofft Christian Nagelmann auf den berühmt-berüchtigten Bock, der umgestoßen wird. Jetzt aber darf/muss/kann/soll er mit uns anschwitzen. 

Sechs richtige Tendenzen, obendrein einmal ein goldrichtiges Ergebnis: Stefan Winkeljann von Falke Saerbeck entpuppte sich als monströser Gegner. Ich hatte ein richtiges Ergebnis-Näschen (Lengerichs 2:1-Erfolg) und lag darüber hinaus zwei weitere Male richtig. Möglicherweise will Saerbecks Kapitän Winkeljann ja meinen Job haben...

Anschwitzen, 4. Spieltag

ISV II - SC Halen (Mi., 19.30 Uhr)
Es ist Kirmes in Ibbenbüren angesagt. Freitag geht's los. Die beiden kleinen Schießbuden treffen bereits heute Abend aufeinander. Die ISV kassierte schon elf Tore, Halen zehn. Jeweils viel zu viel für die Ansprüche.
Heimspiel-Tipp: Halen ist einfach mal fällig. 2:3. Darauf einen Ramazotti.
Nagelmann: 2:1

Arminia Ibbenbüren - GW Steinbeck (Do., 18.30 Uhr)
"Die Mannschaft hat Gesicht gezeigt." Klaus Frank war nach dem 1:2 gegen Preußen Lengerich guter Dinge. Die Trainingsleistung stimmte zuvor, die Einstellung und der Wille waren gegen Lengerich definitiv vorhanden. Jetzt müsste Frank seiner Elf bloß noch verklickern, dass sie auch mal Punkte holen sollte. Denn darum geht's halt im Fußball. Arminia erledigte derweil die Pflichtaufgabe in Hörstel solide.
Heimspiel-Tipp: Kommt, ein bisschen Wahnsinn muss sein! Steinbeck holt den ersten Saisonsieg. 1:2. Daraufhin ordnet Frank einen gemeinsamen Ausflug auf die Ibbenbürener Kirmes an. Der erste Bierstand geht dann auf den Deckel des Trainers.
Nagelmann: Das macht die Arminia mit 5:0

Falke Saerbeck - Westfalia Hopsten (So., 15 Uhr)
Saerbeck steht nicht so auf die Null. In den vergangenen 13 Ligaspielen hielt die Truppe von Coach Dragan Grujic kein einziges Mal den Kasten sauber. Andererseits: In den vergangenen zwölf Ligaspielen traf Saerbeck jedes Mal ins gegnerische Netz. Hopsten wartet derweil bereits seit sieben Spielen auf eine weiße Weste. Für tiefergehende Analysen werde ich nicht bezahlt. Muss also reichen an dieser Stelle.
Heimspiel-Tipp: Positiv: Hopsten steigert seine bisherige Torquote um 200% und schießt zwei Tore. Negativ: Hopsten kassiert drei Stück. Heißt: 3:2. Das mit der Null können beide einfach nicht.
Nagelmann: Das wird ein Kampfspiel. 3:1

VfL Ladbergen - SC Hörstel (So., 15 Uhr)
Ich bin ja passionierter Zocker vom guten alten EA Fußball Manager. Habe dort einst mit dem Verein IF Elfsborg aus Schweden die Champions League gewonnen. Und Ronaldinho spielte dort mal für mich beim VfL Wolfsburg.(wer Tipps braucht, meldet euch) Es gibt dort auch irgendwo den Punkt "Trikotverkäufe". Ich bin mir ziemlich sicher, dass beim VfL Ladbergen Simon "Ulle" Richter mit weitem Abstand oben stünde. Schließlich erzielte der sechs der bisherigen acht Ladbergener Tore. VfL-Coach Stefan Kilfitt hob nach dem 2:0-Erfolg in Hopsten aber explizit die "grandiose Mannschaftsleistung" hervor. Können wir verstehen: Ein Richter alleine gewinnt keine Spiele.
Heimspiel-Tipp: Schlimm! Richter trifft nicht. An Kilfitts Stelle würde ich ihn sofort zur Zweiten abschieben. Ladbergen gewinnt trotzdem. 3:1. Hörstels bisher beste Saisonleistung.
Nagelmann: 5:0

Preußen Lengerich - Westfalia Westerkappeln (So., 15 Uhr)
Was sollen wir denn noch großartig über Westerkappeln schreiben, wenn deren lange Erfolgsserie zu Ende ist? Man ey. Lengerich ist in dieser Saison der Prototyp einer ergebnistechnischen Spitzenmannschaft. Spielt nicht immer absolut herausragend, gewinnt trotzdem regelmäßig seine Spiele. 1:0, 4:2, 2:1. Ein gutes Pferd, das nur so hoch springt wie es muss, und so.
Heimspiel-Tipp: Lengerichs vierter Dreier im vierten Spiel. 1:0. Torschütze: Hendrik Schroth. Überschrift unseres Spielberichts: Schrothkugel erledigt Westerkappeln. Kreativität können wir.
Nagelmann: 1:1

SV Büren - Eintracht Mettingen II (So., 15 Uhr)
Fangen die denn schon wieder damit an? 13-mal stand die Null bei Mettingen II in der Aufstiegssaison. In der neuen Liga unterm neuen Trainer kassierten die Mettinger jetzt schon wieder zweimal keinen Gegentreffer. Mettingen ist also sozusagen dauerhaft dicht.
Heimspiel-Tipp: Zu Null? Gegen Büren? Das klappt nur in der Theorie. Büren, das wohltuend zurückhaltend auftritt in dieser Spielzeit, macht auch im vierten Spiel keine halben Sachen. 4:1. Ein überragender Auftritt des SVB. Tore: Dreierpack Carl Gründel. Und dazu irgendeiner der Brasilianer.
Nagelmann: Das wird ein locker-flockiges 0:1 für uns. Für uns trifft mein Bruder. Antonius macht das.

SW Esch - Eintracht Mettingen (So., 15 Uhr)
Die vergangenen sechs direkten Auseinandersetzungen gewann Mettingen. 15 der 33 Spiele seit 2002 gewann Mettingen. Mettingen kann also Esch. Nur kam Mettingen in dieser Spielzeit noch kein Stück aus den Latschen. Esch fehlt es derweil am Vollstrecker. Beide Teams sind übrigens am Sonntag gleich müde/ausgeruht. Mettingen spielt donnerstags im Kreispokal gegen Ladbergen, Esch kickt im Derby gegen die ISV.
Heimspiel-Tipp: SWE-Coach Manuel Schnieders zaubert "Paulo" Brink für den Sonntag aus dem Hut. Der trifft. Hilft nicht, Mettingen trifft nämlich doppelt. 1:2.
Nagelmann: 0:2. Wenn ich was andere sage, kriege ich zuhause und im Verein Ärger.

Brukteria Dreierwalde - Cheruskia Laggenbeck (So., 15 Uhr)
ACHT ZU VIER! Laggenbecks Sieg gegen die ISV war der helle Wahnsinn. ZWEI ZU NULL! Dreierwaldes Sieg gegen Mettingen kam aufgrund der Dreierwalder Form sehr unerwartet. Aber: Die Stimmung unter der Woche dürfte bei beiden hervorragend sein.
Heimspiel-Tipp: 2:2. Warum? Weil Dreierwalde am Donnerstagabend geschlossen in Dörenthe beim Kreispokalspiel gegen Cheruskia scoutet.
Nagelmann: 2:1. 

SC Dörenthe - SW Lienen (So., 15 Uhr)
Dass Lengerich, Büren und Arminia jeweils ihre drei Auftaktspiele gewinnen, kam jetzt nicht sonderlich überraschend. Aber wer hätte den SC Dörenthe in der Neun-Punkte-Riege erwartet? Seien wir doch bitte ehrlich. Ja, Herr Rottmann, Sie natürlich. Aber sonst noch irgendwer? Nein. Wohl nur die wenigsten. Für mich bisher die größte Positiv-Überraschung der noch jungen Saison. Ich ziehe meinen (nicht vorhandenen) Hut.
Heimspiel-Tipp: Verriegelt und verrammelt: Auch im dritten Heimspiel hält Dörenthe die Null. 1:0.
Nagelmann: 2:0. Dörenthe hat eine gute Truppe zusammen.