Kreisliga A TE - Anschwitzen
Alte Herren? "Dafür bin ich noch zu ehrgeizig!"
Von Fabian Renger
(31.10.24) Wir müssen diese Frage stellen. Schließlich ist Tilo Lindemann bereits 37 Jahre jung. Da könnte er doch eigentlich schon über eine Karriere bei den alten Herren nachdenken. Seine Antwort ist unmissverständlich: "Dafür bin ich noch zu ehrgeizig!" Am Haarweg in Püsselbüren wird man das gerne hören. Dort ist Lindemann nämlich seit dieser Saison (wieder) Kapitän von SW Esch. Und sein Trainer ist wohl der größte Fan.
"Zuverlässig, sympathisch, kommt mit allen sehr gut klar, hat eine eigene Meinung, übernimmt Verantwortung und geht als Vorbild vorweg", sagt Emanuel Beckmann-Smith über seinen Spielführer. "Donnerwetter. Das kann nicht mein Trainer gewesen sein", entgegnet Lindemann und lacht. In Esch ist er groß geworden. Früher zu Bezirksliga-Zeiten zockte er schon für die Schwarz-Weißen, zwischendurch wurde er fahnenflüchtig. Stationen beim SV Halverde und fünf Jahre bei der ISV sind in der Vita verzeichnet. 2019 kehrte er schließlich zu seinem Heimatclub zurück.
Nur als Stürmer ist Lindemann unbrauchbar
Vor der laufenden Saison stattete ihn "Becks" mit der Binde aus. Gewählt wurde er nicht, der Trainer hat das so entschieden. Doch das ist für Lindemann nebensächlich. Dass die Wahl nach dem Aufstieg auf ihn gefallen war, ehrt den Routinier zwar, juckt ihn aber nicht. "Die Binde trägt man spazieren, seine Leistung muss man trotzdem bringen", so Lindemann. "Mit meinen 37 Lenzen muss ich das auch nicht mehr haben. Es darf gerne auch mal ein Jüngerer vorweggehen." Vielleicht war es auch ein cleverer Schachzug seines Vorgesetzten: Lindemann wurde vor nicht all zu langer Zeit Vater. Spätestens da hätte er es ja auch sein lassen können mit dem Fußball. Aber wenn du als Kapitän durch die Gegend rennst, ist das natürlich etwas anderes. Gar nicht so doof, der Beckmann-Smith.
Der sagt übrigens über Lindemann noch ein paar mehr Sachen. "Guter Spieler, sehr variabel einsetzbar", so der Coach. Das ist nicht gelogen. Gerne zockt der Haudegen auf der 'Sechs', in der Innenverteidigung fühlt er sich auch wohl. "Nur als Stürmer brauchst du mich nicht hinstellen, das Tor treffe ich nicht so", sagt Lindemann und lacht. Wie lange macht er denn noch weiter? Er ist ja quasi im Herbst der Laufbahn angekommen. "Solange es die Familie zulässt und meine Knochen es zulassen. Der Nachwuchs hat natürlich oberste Prio. Aber aktuell spricht noch einiges dafür, dass ich noch nicht zu müde bin."
"Die Konstanz fehlt"
Ist vielleicht auch nicht so verkehrt. Der jungen Escher Truppe kann er definitiv mit seiner Erfahrung helfen. "Die Konstanz fehlt", hat er richtigerweise festgestellt. "Wir dürfen gerne mal zwei Spiele in Folge gewinnen. Grundsätzlich traue ich uns mehr zu, als es der Tabellenplatz zeigt." Zwei Siege in Serie feierte der Aufsteiger bisher nicht. Platz neun mit 16 Zählern sind aber definitiv ein gutes Zwischenzeugnis für die Escher. Auf Platz drei fehlen sechs Punkte, auf Platz vier gar nur drei Zähler. Auf den vorletzten Platz sind's in dieser brutalen Liga jedoch auch nur sechs Punkte. Ein enges Ding. "Die Priorität ist der Klassenerhalt", sagt Lindemann. "Aber im Haifischbecken Kreisliga A ist ja momentan alles möglich." Haifischbecken - ein wirklich stimmiger Begriff.
Mal gucken, ob davon im Tippspiel auch die Rede sein kann. Teutos Matthias Heilemann gewann vorige Woche 3:1 gegen mich an dieser Stelle. Früher war alles besser!
Anschwitzen, 13. Spieltag
Eintracht Mettingen II - Arminia Ibbenbüren (So., 13.15 Uhr)
Timo Rother, Trainer des TuS Recke, hat uns hier die Arbeit erleichtert. Er brachte uns auf die Idee, die Gegentorquote der Mettinger in der Schlussviertelstunde nachzuverfolgen. Neun seien es vorm Spiel gegen Recke gewesen. Es kamen zwei weitere späte Treffer dazu. Müssten also jetzt elf sein. Passt fast. Neun sind es ab Minute 75, elf ab Minute 70. Lassen wir gelten, Timo. Mettingen II hat also ein Schlussphasen-Problem. (in Mettingen ja Standard) Arminia hat aktuell ebenfalls Probleme, die Niederlage gegen Dreierwalde ließ Bastian Blankemeyer regelrecht erzürnt zurück.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Arminia schlittert in eine handfeste Krise. Mettingen trifft diesmal selbst in der Schlussphase.
Lindemann: 1:2. Arminia betreibt Wiedergutmachung. Die haben uns damals auf Kunstrasen an die Wand gespielt. Es wundert mich daher, dass sie da stehen, wo sie stehen.
SC Halen - Westfalia Hopsten (So., 14.30 Uhr)
5:0, 0:8, 7:2, 4:6. Ein Torverhältnis von 39:33. Ich erkläre den SC Halen hiermit offiziell zum wahnsinnigsten Verein der Liga. Die Halener haben die (geteilt) beste Offensive und die drittschlechteste Abwehr. Damit Vierter zu sein, das muss man auch erstmal schaffen. Mal schauen, welches E-Jugend-Ergebnis am Wochenende folgt.
Heimspiel-Tipp: 7:5. Ist eh nicht vorherzusagen, was Halen am Wochenende wieder macht. Ich kann das alles nicht mehr!
Lindemann: 2:2.
Stella Bevergern - ISV II (So., 14.30 Uhr)
Na gut. Wenn Halen der wahnsinnigste Verein der Liga ist, was ist Stella Bevergern denn dann? 0:9, 5:4, 0:5, 4:6. Auch diese Ergebnisse sind doch nicht mehr normal. Auch bei Bevergern frage ich mich, wie man das als Trainer aushält und was die Truppe unter der Woche eigentlich trainiert. 'Jungs, lasst uns heute mal sieben Tore kassieren, wir schießen dann einfach acht', wird Thomas Overmeyer seinen Männern vermutlich eher nicht auf die Tafel schreiben. Obwohl...ich schließe das nicht mehr aus. Vielleicht ist das ein neuer hochmoderner Ansatz.
Heimspiel-Tipp: 2:3. Die ISV legt nach dem Laggenbeck-Coup nach und holt einen Zwei-Tore-Rückstand auf. Jannis Keller macht das Siegtor.
Lindemann: 1:3. Mit Lennart Oberhaus und Felix Kuhlenbeck spielen zwei alte Mannschaftskollegen bei der ISV. Die treffen auch. Obwohl Oberhaus sein Pulver eigentlich gegen uns verschossen hat, aber er schweißt den nochmal in den Giebel.
Cheruskia Laggenbeck - Teuto Riesenbeck II (So., 14.30 Uhr)
Das wird spannend! Laggenbeck erwischte gegen die ISV einen gebrauchten Tag. Kann ja mal passieren, darf auch nach elf Siegen passieren. Jetzt ist es aber die Kunst, mit dem ersten Rückschlag und der ersten Pflichtspiel-Pleite der Saison richtig umzugehen. Oft ist es ja, dass man dann schnell in einen Negativstrudel hereingerät. Da mache ich mir zwar eigentlich keine Sorgen bei den Laggenbeckern, aber wer weiß das schon. Teuto II wiederum imponierte mir gegen Westerkappeln mit dem unbändigen Willen, da war direkt jede Menge Stimmung auf dem Platz.
Heimspiel-Tipp: 4:0! Teuto bekommt Laggenbecks Zorn zu spüren, schließlich fliegt die Cheruskia am Donnerstagabend auch aus dem Kreispokal gegen Halen raus.
Lindemann: 4:1.
Westfalia Westerkappeln - SW Esch (So., 14.30 Uhr)
"Ein Gegentor kriegen wir leider immer noch", ärgert sich Lindemann. Nur in Recke hielten die Escher ihren Kasten bislang sauber. Ungewohnt: In der B-Liga hatten die Schwarz-Weißen mit 34 Gegentreffern die mit Abstand beste Defensive der gesamten Liga.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Kappeln macht wieder Kappeln-Dinge und gewinnt erneut knapp.
Lindemann: 1:3. Es treffen Michael Stolzenberg, Andre Jostmeier und wiederum Thorben Holthaus, der einen ganz guten Lauf hat. (als Innenverteidiger traf er vorige Woche zweimal!, d. Red.)
Brukteria Dreierwalde - Preußen Lengerich (So., 14.30 Uhr)
Aus Dreierwalde werde ich nicht so wirklich schlau in diesen Tagen. Plötzlich zermalmt die Truppe von Hubi Ahmann die Arminen mit 4:1, nachdem der Motor in den Vorwochen etwas gestottert hatte. Dabei fehlten zwölf Leute UND Marc Vehr spielte mit. Der ist eigentlich Fußball-Rentner. Vielleicht startet ja jetzt sein dritter Frühling. Ich wäre jedenfalls dafür. Na gut: Er kam erst in der Schlussminute rein. Vermutlich hat ihm das schon gereicht. Gegen Mettingen fehlte er am Mittwoch leider komplett. Schade! Lengerich wiederum überraschte mich absolut positiv, einen 4:2-Erfolg gegen Hopsten hätte ich nicht unbedingt so erwartet.
Heimspiel-Tipp: 2:2. Stefan Kilfitt rastet vor Freude aus, weil seine Truppe in der Nachspielzeit gleich beide Tore erzielt.
Lindemann: 3:1.
VfL Ladbergen - Falke Saerbeck (So., 14.45 Uhr)
Ey, es wär' schön blöd, nicht an Wunder zu glauben (*). Nur ein Sieg in acht Spielen und zuletzt ein besorgniserregend harmloser Auftritt gegen Esch! Wir behaupten: Das ist alles Taktik von Ladbergen, um den Gegner in Sicherheit zu wiegen und im Derby richtig auf die Kacke zu hauen. Die Masterminds Büker, Schenke und Potthoff werden uns alle am Sonntag überraschen. (*nein, keine Panik, ihr müsst euch nicht sorgen, ich zitiere Wincent Weiss nur aufgrund des Zitats, meine musikalischen Vorlieben sind schlimmer, gehen euch aber nix an)
Heimspiel-Tipp: 2:1. Ihr wisst ja, warum. Wie lange wollt ihr das eigentlich weiter mit mir machen, liebe Saerbecker? Mich nimmt doch bald keiner mehr für voll! Verliert endlich mal!!!
Lindemann: 0:3. Das ist sehr imponierend,was Saerbeck macht.
Eintracht Mettingen - TuS Recke (So., 15.30 Uhr)
Der TuS Recke ist - nach Saerbeck - die Mannschaft der Stunde. Keines der vergangenenen sechs Spiele verlor Timo Rothers Team. Und das, obwohl Recke viermal mit 0:1 hinten lag. 16 Tore schoss Recke in diesen sechs Begegnungen, neun davon gelangen ab Minute 80. Das sagt dann auch irgendwie jede Menge aus. (Timo Rother ist bestimmt stolz auf unsere Tor-Recherche!) Aber psst, liebe Recker: Ewig geht das alles nicht mehr gut...
Heimspiel-Tipp: ...na gut, in Mettingen...ach, der Witz mit den späten Gegentreffern wird alt. 1:2.
Lindemann: 2:1 Das Spiel ist mit am schwierigsten zu tippen.