Brukteria will sich durchbeißen

Von Fabian Renger

(08.10.18) Am Sonntagmorgen hatte Stefan Vismann kurz überlegt, den Hörer in die Hand zu nehmen und zu kneifen, das Spiel bei SW Lienen abzusagen. Der Mann, lange jenseits der 40, bekleidet derzeit nämlich einen der härtesten Jobs im hiesigen Fußball-Zirkus: Er ist Coach der Zwoten von Brukteria Dreierwalde. Oder besser gesagt: Von dem, was von der Zwoten von Brukteria Dreierwalde noch übrig geblieben ist.

Mit einem jämmerlichen Rest von maximal sechs Spielern steht Vismann derzeit auf dem Trainingsplatz. Intensives Training? Kaum denkbar. Einstudieren von irgendwelchen taktischen Kniffen, Laufwegen - alles nicht möglich. Das Problem: Der Sturm an Verletzten der ersten Mannschaft (Kreisliga A) ebbt nicht ab - und vor allem: Er färbt ab.

Bis zu 17 Verletzte

Mittlerweile, so berichtet Vismann, haben beide Teams zusammengenommen bis zu 17 angeschlagene Spieler. Er muss Spieler abgeben, dann fehlen ihm wieder welche. Ein Teufelskreis. Er stellte mit Lennart Schindler am Sonntag in Lienen den sechsten Keeper in den Kasten. Notgedrungen. Schindler war zuletzt vor rund zehn Jahren im Gehäuse, ist eigentlich Feldspieler. Damit geht Vismann zwar mit dem Trend - Beispiel SV Dickenberg II -, aber schön ist das nicht. Auch Torhüter der Altherren halfen bereits aus, welch Kuddelmuddel.

Die Partie in Lienen sagte er nicht ab, das Ergebnis war nicht weiter überraschend. 0:11, "eigentlich wollten wir wenigstens unter zehn bleiben", hat Vismann den Humor nicht verloren. 46 Gegentreffer insgesamt, alleine davon 28 in den vergangenen vier Matches. Das spricht Bände. Vorne wartet die Truppe indes seit 270 Minuten auf ein Tor. "Uns fehlen auch die Stürmer", erzählt Vismann von einem weiteren Problem.

Einzig Sven Tebbe ist dort übrig und für Tore gut - wenn der denn kann. In Lienen beendete die Truppe die Begegnung zu neunt, selbst Kicker mit Meniskusproblemen waren zumindest mit angereist. Es brennt.

Abmeldung kommt nicht in die Tüte  

Doch Verstärkung aus den alten Herren kann nicht des Rätsels Lösung sein, der Trainer selbst wird die Stiefel auch definitiv nicht schnüren. Was tun? Eine Dritte hat der Verein nicht, eine A-Jugend nur gemeinsam mit dem SC Hörstel zusammen in der Form einer Jugendspielgemeinschaft. Spieler backen, zaubern, erfinden, das kann Vismann alles nicht. Was wäre möglich? Eine Abmeldung vom Ligabetrieb? 

"Nein, definitiv nicht. Wir werden uns bis zur Winterpause durchbeißen und das irgendwie durchziehen, durchquälen", verspricht Vismann, die Ohren steif zu halten beim letztjährigen Tabellenelften. Fürs nächste Match gegen den TuS Recke II hat er theoretisch 13 Mann zur Verfügung. Stand jetzt, Montagabend. Tendenz: Eher sinkend.