91 Minuten hervorragend, eine Minute dumm

Von Fabian Renger

(19.03.19) "91 Minuten haben wir unseren Matchplan hervorragend umgesetzt und in der 92. waren wir dumm." Die Spielanalyse von GW Steinbecks Coach Thomas Mersch war kurz und knackig nach dem Auswärtsauftritt der Grün-Weißen bei SW Lienen. 3:3 (1:2) lautete das offizielle Endresultat. Bis in die tiefste Nachspielzeit hinein hatte Steinbeck geführt und dann kam eben jene unerklärliche letzte Szene.

Im fremden Stadion, bei einer Führung von 3:2, ausgerechnet beim Tabellenführer, konterten die Steinbecker. Sie hatten sich vorne eine Überzahl geschaffen, vier Steinbecker liefen auf zwei Lienener zu. Es wäre die todsichere Entscheidung gewesen. Doch Steinbeck spielte den Tempogegenstoß zu schlampig aus und Lienen zeigte, wie man es besser macht: Am Ende butzte Julian Stumpe, der späte Ausgleich. Danach war direkt Feierabend.

Lienen sollte ruhig mal machen

"Im Endeffekt, wenn du dreimal führst, ist das bitter", hatte Mersch einerseits schlechte Laune. Logisch. Andererseits:"Aber das Unentschieden geht unterm Strich in Ordnung. Wir haben schließlich drei unserer vier Torchancen genutzt." Eine ehrliche Haut, dieser Thomas Mersch. Der fast in Perfektion umgesetzte Matchplan Steinbecks bestand aus folgenden Inhalten: Lienen mal machen lassen, sich selbst auf die Defensive zu konzentrieren und auf Fehler der Hausherren zu warten. 

Diese machten zu viele davon. "Es ist nicht so gelaufen wie gedacht. Wir haben nie richtig ins Spiel herein gefunden", kommentierte SWL-Coach Andreas Horstmeier das Geschehen. Seine Elf leistete sich, überhaupt nicht im Stile eines Spitzenreiters, zu viele Ballverluste, hinzu kamen individuelle Fehler. Steinbecks lange Bälle verteidigte Lienen selten so wie vorgenommen. Natürlich hatte Lienen zwar mehr den Ball, aber Lienen auch dreimal das Nachsehen. 

Tietmeyer mit drei Hütten

Denn Daniel Tietmeyer, Goalgetter Steinbecks, war völlig on fire an diesem Tag. Er traf dreimal. Das 1:0 nach 37 Minuten hatte Henning Ostendorf super vorbereitet. Seinem 2:1 ging ein feines Solo voraus (43.), beim 3:2 schloss er einen feinen Pass in die Tiefe souverän ab (59.). Lienen hatte neben Stumpes Hütte einen Kopfball-Treffer von Julian Lunow (38.) sowie ein 2:2 nach guter Einzelaktion durch Philip Winkler (55.) im Angebot.

"Am Ende war ein verdientes Unentschieden", fand Horstmeier. Dass die Tabellenführung futsch ist? Egal, denn:"Man kann ja nicht alle Spiele gewinnen." Die acht vorherigen hatte Lienen alle gewonnen. Entgegen gesetzte Welt in Steinbeck: GWS hat 2019 noch kein einziges für sich entschieden.

SW Lienen - GW Steinbeck 3:3 (1:2)
0:1 Tietmeyer (37.), 1:1 Lunow (38.)
1:2 Tietmeyer (43.), 2:2 Winkler (55.)
2:3 Tietmeyer (59.), 3:3 Stumpe (90+1.)