Hin und her ohne Sieger

Von Julian Schimmöller

(09.11.21) Eine Halbzeit lang sah es fast aus wie ein normales Fußballspiel aus. Doch vor allem, was sich im zweiten Durchgang beim 4:4 (0:3) zwischen Reckes Reserve und Stella Bevergern, hatte mit einem normalen Fußballspiel herzlich wenig zu tun: Fünf Treffer, zwei Platzverweise, der sicher geglaubte Sieger sah plötzlich wie der Verlierer aus und jubelte am Ende trotzdem - da konnte man schonmal den Überblick verlieren. Wir bringen für euch ein wenig Ordnung rein.

Fangen wir dabei mit den ersten 45 Minuten an, von der Stella-Coach Thomas Overmeyer hörbar angetan war: "Die erste Halbzeit war super. Wir haben hinten nichts zugelassen und vorne hatte vor allem Marcel Spanier einen Sahne-Tag." Am Führungstreffer der Gäste hatte Spanier allerdings noch keine Aktien, ein scharf getretener Halbfeld-Freistoß von Gerrit Mersch flutschte an Freund und Feind vorbei ins Netz (3.). Für die weiteren Treffer zeichnete dann Spanier verantwortlich: Eine Hereingabe von Mike Holthaus verarbeitete er stark mit der Brust und traf per Dropkick (22.), dann versenkte er den Ball zum 3:0-Pausenstand im langen Eck (38.). Bevergern schien klar auf Siegkurs, auch für Recke-Coach Sebastian Finke: "Das 3:0 zur Pause ging in Ordnung, Bevergerns Taktik ging bis dahin voll auf."

Recker Standardspezialisten drehen das Spiel trotz Unterzahl

Recke - in Hälfte eins offensiv nahezu alles schuldig geblieben - kam dann kurz nach Wiederbeginn durch einen Standard zurück: Noah Goecke traf nach einer Ecke (47.). Holthaus und Mersch hätten anschließend auf 4:1 stellen können, wenn nicht müssen. Stattdessen schlug plötzlich wieder Recke zu: Wieder Standard, wieder Goecke - diesmal allerdings nach einem Freistoß und Marvin statt Noah (61.). Als ein Reckes Rene Stermann nur eine Minute später wegen einer Unsportlichkeit - er täuschte das Abwerfen eines Gegenspielers an - mit Gelb-Rot runter musste (62.), schien Bevergern trotz des Chancenwuchers wieder alle Trümpfe in der Hand zu halten.

Doch Pustekuchen! Standards konnte Recke schließlich auch in Unterzahl und konnte sich darüber hinaus auch auf freundliche Mithilfe von Stella verlassen. Zunächst war TuS-Joker Tristan Pötter nach einer Ecke erfolgreich (67.), dann besorgte Lutz Grotemeier infolge einer Ecke mit einem Eigentor gar für das Recker 4:3 (72.). "Vier Standard-Gegentore darf man einfach nicht bekommen, zumal Recke jetzt auch nicht mit elf Zwei-Meter-Leuten gespielt hat", haderte Overmeyer. Auch Finke war überrascht: "Das wir vier Standardtore machen, ist eigentlich unglaublich, weil es da diese Saison bisher eher mau aussah."

Wiedemann hält Gegenspieler und Punkt fest

Zumindest bewiesen die Gäste anschließend nochmal Moral und kamen nach einem Steckpass durch Merschs zweiten Treffer noch zum späten 4:4 (87.). Doch das reichte Bevergern nicht, die Gäste spielten anschließend mit maximalen Risiko voll auf Sieg. Den hätte am Ende dann aber wohl eher Recke eingefahren, weil sich die Hintermannschaft auflöste und Recke konterte. Doch Edgard Wiedemann hielt als letzter Mann seinen Gegenspieler fest, sah dafür zwar folgerichtig Rot (90.+4), aber bewahrte Stella zumindest vor der Niederlage.

Über den Punkt konnte sich Overmeyer nach der klaren Pausenführung nicht freuen: "Für uns war das ein ganz, ganz bitterer Abend." Finke konnte mit dem Ausgang besser leben: "Das Unentschieden geht insgesamt in Ordnung. Unsere zweite Hälfte war richtig stark, ohne die Unterzahl hätten wir vielleicht sogar gewinnen können. Wir haben Moral bewiesen, kämpferisch war es eine der besten Leistungen in dieser Saison."

TuS Recke II - Stella Bevergern 4:4 (0:3)
Tore: 0:1 Mersch (3.), 0:2 Spanier (22.)
0:3 Spanier (38.), 1:3 N. Goecke (47.)
2:3 M. Goecke (61.), 3:3 Pötter (67.)
4:3 Grotemeier (ET, 72.), 4:4 Mersch (87.)
Bes. Vorkommnisse: Gelb-Rot für Reckes Stermann (Unsportlichkeit, 62.), Rot für für Bevergerns Wiedemann (Notbremse, 90.+4)