Kuriose Aufstiege

Von Julian Schimmöller

(16.06.20) Am Samstagabend bekamen sowohl die Drittvertretung von Arminia Ibbenbüren als auch die Reserve der Sportfreunde Lotte eine freudige Nachricht: Beide Teams steigen neben Primus Riesenbeck in die A-Liga auf! Die normalerweise ungehemmte Aufstiegsfreude kam aber beiden Teams nicht so recht auf - aus komplett unterschiedlichen Gründen. Während bei Arminia mit dem Aufstieg doch recht sicher gerechnet worden war und zudem ja auch Feierlichkeiten nur begrenzt möglich sind, werden in Lotte sowohl der Trainer als auch ein Großteil der Mannschaft den Klub verlassen.

Trotz aller Umstände freute sich Arminias Coach Sebastian Schomaker natürlich, dass der Aufstieg nun endlich Gewissheit ist: "Wir sind alle happy, vor allem ich. Das hätte ich mir vor der Saison nicht träumen lassen, dass uns der Durchmarsch gelingt!" Aus der C- in die B-Liga und nun direkt weiter ins Kreisoberhaus - da muss man den Hut ziehen. Zu der Ansicht, die Arminen würden dabei vor allem vom vorzeitigen Saisonabbruch profitieren, hat Schomaker eine klare Meinung: "Wir hätten es definitiv auch sportlich geschafft." Gerade einmal zwei Niederlagen in den letzten zwei Saisons würden diese Aussage schließlich deutlich genug untermauern.

Schomaker will "eine Woche feiern"

So ganz realisieren könne er das Geschehene noch nicht, wie Schomaker schildert: "Dass wir demnächst dann sonntags um 15 Uhr gegen die Erste von Dörenthe oder Mettingen spielen, vor 150 statt wie bisher meist 30 oder 40 Zuschauern, das will noch nicht so wirklich in meinen Kopf." Planungstechnisch hat er aber dennoch seinen Job gemacht. Der Kader bleibt nahezu komplett, auch Neuzugänge hat Schomaker an der Angel, ohne Namen zu verraten. Zunächst einmal müsse er auch noch Gespräche mit dem Vorstand abwarten, die Situation bei Arminia ist nämlich durchuas kurios: Während die Dritte in die A-Liga aufsteigt, bleibt die Reserve B-Ligist - zumindest einen Namenswechsel wird es da also geben.

Warten muss Schomaker nicht nur da, sondern auch auf die Aufstiegsfeierlichkeiten, was er sehr bedauert: "Als wir letztes Jahr in die B-Liga aufgestiegen sind, sind wir aus Bevergern mit einem Planwagen zurückgefahren - sowas geht dieses Jahr leider nicht." Dass man bisher die Korken noch nicht knallen lassen konnte, bremse dann auch ein Stück weit die Aufstiegseuphorie. Zumindest, bis sie dann doch endlich feiern dürfen: "Dann machen wir dafür ne ganze Woche draus!", verspricht Schomaker.

Lotte "spart ein Jahr"

Wie die Stimmung so bei den Spielern in Lotte ist, das konnte uns weder Noch-Trainer Robert Borgelt noch der dritte Vorsitzende Sven Westerhus sagen. Borgelt verlässt den Verein nach nicht einmal einem halben Jahr wieder, nachdem bekannt wurde, dass zahlreiche Spieler der Mannschaft ab Sommer weg sind. "Ich freue mich natürlich trotzdem für die Jungs und den Verein", gibt Borgelt zu Protokoll, von Feierlichkeiten oder Ähnlichem weiß er nichts. Kein Wunder: Viele (ehemalige) Spieler trainieren schon bei ihren neuen Vereinen und hätten "mit Lotte schon abgeschlossen", wie Westerhus berichtet.

Zumindest ihm aber merkt man die Freude über den Aufstieg an: "Dadurch, dass es jetzt schon klappt, sparen wir ein Jahr, das ist überragend!" Langfristig will die Lotte-Reserve natürlich noch höher hinaus, ein weiteres Jahr B-Liga hätte diesen Prozess weiter verlangsamt. Und so freut sich Westerhus trotz der zahlreichen Abgänge und der somit schwierigen Situation bei der Reserve auf die kommende A-Liga-Saison. Um trotz des großen Umbruchs eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen, laufen derweil die Vorbereitungen auf Hochtouren - erste Erfolge hat Westerhus dabei bereits verbuchen können.